Professor Klaus Töpfer: “aktion hoffnung ist zwingend notwendig”

Augsburg (ah). Anlässlich des 25-jährigen Bestehens der aktion hoffnung kamen am vergangenen Samstag rund 500 Gäste, Vertreter aus Politik und Kirche, Projektpartner aus aller Welt, sowie zahlreiche ehrenamtliche Unterstützer der aktion hoffnung in das Staatliche Textil- und Industriemuseum Augsburg. Ehrengast und Festredner war der ehemalige UNO-Untergeneralsekretär und Bundesumweltminister Professor Dr. Dr. h. c. mult. Klaus Töpfer, der die aktion hoffnung vor dem Hintergrund seiner internationalen Erfahrung als Exekutivdirektor des UNO-Umweltprogramms mit Sitz in Nairobi als „zwingend notwendig“ bezeichnete.
Der Aufsichtsratsvorsitzende der aktion hoffnung und Weltkirchenreferent des Bistums Augsburg, Domkapitular Prälat Dr. Bertram Meier, dankte ebenso wie der Geschäftsführer der aktion hoffnung, Gregor Uhl, Töpfer für seine Teilnahme. „Einen Extra-Gruß richte ich an alle Ehrenamtlichen, die der Weltkirche Hand und Fuß geben. Besonders freue ich mich, dass so viele junge Leute gekommen sind: Ihre Anwesenheit zeigt mir, dass der Einsatz für das Evangelium in der Einen Welt nichts für die Mottenkiste ist, sondern höchst modern: Von der jungen Generation hängt es ab, ob der Globus ein Garten bleibt oder immer mehr zur Müllhalde wird“, sagte Meier. Gregor Uhl wies in seiner Einführung auf die Intention der aktion hoffnung hin, dass „wir unseren Partnern in der Welt Hilfe zur Selbsthilfe geben, und das mit einem hohen ethischen Standard.“ Zentral sei die finanzielle Projektunterstützung: „Wir haben in den vergangenen 25 Jahren mit mehr als 10 Millionen Euro unsere Partner in Afrika, Lateinamerika, Asien und Osteuropa unterstützen können. Daher sagen wir Dank vor allem den mehr als 3.000 ehrenamtlichen Helferinnen und Helfern, ohne deren Engagement eine solche Hilfe nicht möglich gewesen wäre“, sagte Uhl.
Töpfer betonte, dass die CO2-Emissionen der Industrienationen die Lebenswelt derjenigen verändere, die keine oder geringe Emissionen haben. „Wir müssen uns fragen, wo was zu ändern ist. Es geht nicht allein um Energieeffizienz, sondern um Suffizienz“, so Töpfer. Es gehe um „Maß und Mitte“ der Lebensgestaltung. Scharf kritisierte Töpfer den Hunger in der Welt. Allein in Deutschland würden jedes Jahr 20 Millionen Tonnen Lebensmittel als Abfall entsorgt. „Die aktion hoffnung ist eine Möglichkeit, dass die Bürger mitmachen. Es ist immer gut nach Augsburg zu kommen, aber noch besser zur aktion hoffnung“, so Töpfer.
In einer anschließenden von der Kölner Journalistin Monika Hoegen moderierten Diskussion mit Professor Töpfer, dem Chefredakteur der Augsburger Allgemeinen Dr. Markus Günther und Prälat Dr. Bertram Meier, lobte Günther die Ehrenamtlichen: „Die reden nicht, die tun was.“ Meier betonte, dass das Thema „Ökologie“ ins Grundprogramm von Kirche und Theologie gehöre, dort allerdings unter der Bezeichnung „Bewahrung der Schöpfung“. Er verwies darauf, dass Papst Benedikt XVI. als „papa verde“ („grüner Papst“) bezeichnet werde. „In seiner Enzyklika ‚Caritas in veritate’ widmet er der Bewahrung der Schöpfung ein ganzes Kapitel. Seit 2007 hat der Vatikan den Ehrgeiz, der erste kohlenstoffneutrale Staat der Erde zu werden. Treibende Kraft dieses ambitionierten Projektes ist der Papst selbst, der nicht nur darüber predigt, sondern handelt: So habe ich mich bei meinem letzten Rom-Besuch vor ein paar Wochen überzeugen können, dass auf dem Dach der berühmten Audienzhalle neben dem deutschen Friedhof 2.400 silbrig schillernde Sonnenkollektoren angebracht sind. Das Christentum hat also nicht nur einen dogmatischen oder sozialen Kern, sondern auch eine ‚grüne Mitte’. Der Papst selbst hat also die Ökologie ganz oben auf die Friedensagenda gesetzt, wenn er 2010 seine Friedensbotschaft unter das Motto stellte: ‚Willst du den Frieden fördern, so bewahre die Schöpfung.’ Gleichzeitig forderte er einen neuen Lebensstil, um das gemeinsame Haus der Welt bewohnbar zu halten. Auch die aktion hoffnung setzt Zeichen: Für die Autos und Lastwägen gibt es zum Beispiel die Selbstverpflichtung zu einem Tempolimit, um den CO2-Ausschuss einzuschränken“, sagte Prälat Meier.
An den Jubiläumsfeierlichkeiten nahmen im Rahmen einer „Eine-Welt-Meile“ auch die großen Hilfswerke „Missio“ aus München, „Adveniat“ aus Essen, „Renovabis“ aus Freising, das Päpstliche Kindermissionswerk „Die Sternsinger“ aus Aachen, aber auch zehn missionierende Ordensgemeinschaften, der Deutsche Katholische Frauenbund, das Netzwerk Eine Welt Bayern, die Katholische Landvolkbewegung, das Päpstliche Missionswerk der Frauen, „Plant-for-the-planet“, der Dachverband „FairWertung“ aus Essen und die zwei weiteren Säulen der Eine-Welt-Arbeit des Bistums Augsburg, der Bischöflichen Hilfsfonds Eine Welt und die Abteilung Weltkirche, teil. Neben einem eigens eingerichteten Schop der aktion hoffnung Second-Hand-Mode, gab es nicht nur ein buntes Kinderprogramm, sondern unter der Leitung von Irina Gossmann eine professionelle Modenschau mit 16 Models im Mittelshed des Textilmuseums. Besonders für Kinder und Jugendliche hatte auf die Initiative „Plant-for-the-planet“ eine Kinderklimaakademie organisiert, an der 24 Kinder zu Klimabotschaftern ausgebildet wurden. Schirmherr von „Plant-for-the-planet“ ist Professor Klaus Töpfer. Musikalisch umrahmt wurde das Jubiläum von der Sängerin Verónica González aus Chile sowie vom Chor „Andiamo“ unter der Leitung von Evi Schalk.
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