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Martinsumzüge mit Kinder- und Lichtersegnung in der ganzen Diözese Augsburg

Seit über 1600 Jahren feiern Christen am 11. November den Martinstag

St. Martin teilt seinen Mantel mit einem Bettler. Foto: Wikimedia Commons
St. Martin teilt seinen Mantel mit einem Bettler. Foto: Wikimedia Commons, © Wikimedia Commons
08.11.2011

Augsburg (pba). Am kommenden Freitag, 11. November, gedenken Christen des Heiligen Martin von Tours. Aus diesem Anlass werden in vielen katholischen Pfarrgemeinden im Bistum Augsburg Martinsumzüge mit Kinder- und Lichtersegnung abgehalten. Während des Umzugs reitet ein Mann in Gestalt des Martin von Tours in römischer Uniform mit rotem Mantel gefolgt von Kindern, die mit Laternen in den Händen Lieder zu Ehren des Heiligen Martins singen.

Zum Leben des Heiligen Martins:

Martin wurde 316 in Sabaria (Szombathely), der ältesten römischen Gründung in Ungarn, geboren. Dorthin war sein italienischer Vater nach seinem Dienst als römischer Offizier gelangt. In der väterlichen Heimatstadt, dem oberitalienischen Pavia, wurde Martin eine christliche Erziehung zuteil und mit zehn Jahren wurde er in den Kreis der Katechumenen (Taufbewerber) aufgenommen. Seinem Vater gleich, erlernte er den Soldatenberuf und diente bereits mit 15 Jahren in der römischen Armee.

In dieser Zeit kam es zu jener Begegnung, die eine so tiefgreifende Wende im Leben Martins bewirkte. Eines kalten Winterabends ritt Martin in ein Truppenlager nach Amiens. Am Wegesrand flehte ein spärlich bekleideter Bettler um eine Gabe. Da Martin weder Essbares noch Geld bei sich hatte, teilte er seinen Soldatenmantel mit dem Schwert und überließ die Hälfte des Umhanges dem Armen, damit er sich wenigstens vor der Kälte schützen konnte. Martin musste hierfür wegen mutwilliger Beschädigung von Militäreigentum sogar für drei Tage in Haft.

In der Nacht erschien dem Heiligen Christus im Traum, mit der Hälfte seines Mantels angetan, und sagte ihm, dass er, der er erst auf dem Wege zur Taufe sei, ihn mit seinem Mantel bekleidet habe. Jesus bezog sich dabei auf seine Worte, wie sie uns das Matthäusevangelium überliefert hat: „Was ihr für einen meiner geringsten Brüder getan habt, das habt ihr mir getan.“ (Mt 25,40)

Aufgrund dieses Erlebnisses ließ Martin sich taufen und gab einige Zeit später den Soldatendienst auf. Sein weiterer Weg führte ihn nach Poitiers, wo er ein Schüler des berühmten Kirchenlehrers Hilarius wurde. Martin widmete sich der Mission, um die Irrlehre des Arianismus, die die Göttlichkeit Christi leugnete, zu bekämpfen. Der Zorn arianischer Bischöfe zwang ihn allerdings zur Flucht und er zog es vor als Einsiedler zu leben.

Um 360 rief ihn sein Lehrer Hilarius, inzwischen Bischof von Poitiers, hierhin zurück. Martin lebte nahe der Stadt in Ligugé. Aus seiner Einsiedelei entwickelte sich das erste Kloster in Gallien. Etwa zehn Jahre später wurde Martin zum Bischof von Tours ernannt und am 4. Juli 372 geweiht. Der Bischof wahrte seinen asketischen Lebensstil und wohnte in einer kleinen Klosterzelle am Rande der Stadt. Neben der Bekehrung der Heiden und der Sorge um die Armen, wandte sich Martin gegen zahlreiche kirchliche Missstände.

Am 8. November 397 starb Martin von Tours nahe der Stadt in einem Ort, der heute Candes-Saint-Martin heißt. Am 11. November wurde er unter sehr großer Beteiligung der Bevölkerung beerdigt. Dieses Datum ist seither sein Gedenktag. Das Grab des Heiligen war im Mittelalter bedeutendes Ziel vieler Pilger und fränkisches Nationalheiligtum.

Verehrung und Brauchtum

Als letzter Festtag vor der sechswöchigen Advent- und Fastenzeit hatte der Martinstag in der frühen Kirche ähnliche Bedeutung wie der Aschermittwoch: die sogenannte Martinsgans war also die letzte Möglichkeit frohen Schmausens. Die Legende weiß, dass Martin, als er von seiner Bischofswahl erfuhr, vor Schreck in den Gänsestall floh. Das laute Geschnatter der Vögel soll ihn jedoch verraten haben.

Die Laternenumzüge haben ihr Vorbild in der Liturgie, im „Lucernarium“, der Lichterprozession zur ersten Vesper des Festtages. Licht hat in der christlichen Symbolik eine herausragende Bedeutung: die Dunkelheit ist die Zeit der Dämonen und teuflischer Anfechtungen – letztlich schlicht Symbol des Todes. Das Licht ist Symbol für Christus, der in seiner Auferstehung das Dunkel des Todes vernichtet hat, wie es beispielsweise auch an der Osterkerze und am Osterfeuer deutlich wird. Licht verweist auf die absolute Heiligkeit Gottes, an der die Heiligen in besonderer Weise teilhaben und die in ihnen aufstrahlt.