Sonderausstellung „Barfuß vor St. Max“ im Augsburger Diözesanmuseum eröffnet

Im Diözesanmuseum St. Afra ist gestern Abend die Sonderausstellung "Barfuß vor St. Max" eröffnet worden (Bildergalerie). Die dreimonatige Ausstellung (bis 12. Januar 2014) beleuchtet die vierhundert Jahre lange Geschichte katholischen Lebens in der früheren Augsburger "Vorstadt", bietet ein ausführliches Rahmenprogramm und ist zu den offiziellen Öffnungszeiten (Dienstag-Samstag 10-17 Uhr, Sonntag 12-18 Uhr) zu besichtigen. Ausgangspunkt war der 20. Oktober 1613 mit der Weihe der Klosterkirche der Franziskaner, die im Zuge der Säkularisation zur Pfarrkirche St. Max wurde. Diese Namensgebung beziehe sich auf den frühchristlichen Märtyrer Maximilian, sie sei aber auch in Anlehnung an den damaligen bayerischen König Max I. erfolgt, sagte der Pfarrer von St. Maximilian, Geistlicher Rat Florian Geis, in einem Grußwort an die rund 100 Gäste bei der Ausstellungseröffnung.
Zuvor betonte Domkapitular Prälat Karlheinz Knebel, Bischofsvikar für Kirche und Kultur, dass der Titel der Ausstellung Aufmerksamkeit erregen wolle. Er erinnere an die Jünger, die Jesus barfuß ausgesandt habe. Franz von Assisi habe diesen Auftrag durch sein freiwillig gewähltes Leben in der Nachfolge Jesu angenommen. Franziskus habe damit einen entscheidenden Impuls gegeben, der bis heute trägt. Die Kirche müsse eine einfache, auf die Armen verpflichtete Kirche sein. Dies sei auch heute ihr Auftrag, so Prälat Knebel.
Der Ausstellungstitel solle "bewusst revolutionär klingen" und an das strenge Armutsideal der Franziskaner erinnern, begründete Museumsleiterin Melanie Thierbach, das Motto der Schau. Die Franziskaner seien in Augsburg immer besser unter dem Namen "Barfüßer" bekannt gewesen. Die Ausstellung und der Ausstellungskatalog seien ein großes Wagnis gewesen, hob die Museumsleiterin bei ihrer Einführung in die Ausstellung zudem hervor. Die frühere Kirche sei im Zweiten Weltkrieg zerstört worden, das Archiv sei verloren gegangen. Umso größer sei für sie die Freude, wenn jetzt mit dem Ausstellungskatalog eine relativ lückenlose Rekonstruktion der Geschichte und der Kunstgeschichte von St. Max gelungen sei.
Auf die 400-jährige Geschichte ging Professor Wolfgang Augustyn, einer der zwölf Autoren des Ausstellungskatalogs, während seines Festvortrags über die wechselvollen Jahrhunderte von St. Max ein. "Menschen brauchen Orte, die ihnen Heimat sind, an denen sie leben können. Menschern brauchen auch heilige Orte", betonte er. St. Max sei seit vierhundert Jahren ein solcher Ort für die Menschen. "Dass dies so bleiben möge, wäre mein Wunsch für die nächsten 400 Jahre".
Ein breites Spektrum aus alten Fotos, Kupferstichen, liturgischen Geräten, erhaltenen Skulpturen und hochwertigen Gemälden lässt das Klosterleben zwischen Reformation und Säkularisation aufleben und begleitet den Weg von der Pfarreigründung bis zu Zerstörung und Wiederaufbau. Bedeutende Augsburger Künstler – von Esaias Holl über Georg Petel und Matthias Kager bis hin zu Johann Rottenhammer der Ältere – hinterließen ihre Spuren an und in der Kirche.
Schon zu Lebzeiten des heiligen Franziskus kamen die ersten Franziskaner nach Augsburg. In den Wirren der Reformation löste sich der Konvent jedoch auf, die Kirche wurde protestantisch. In der heutigen Franziskanergasse in der Jakobervorstadt konnten sich die "Barfüßer" wieder ansiedeln. Knapp 200 Jahre lang, von 1609 bis 1808, betreuten die Franziskaner dort die Katholiken und vor allem die vielen hier ansässigen sozialen Einrichtungen. Das Barfußgehen steht exemplarisch für die Lebensform der Franziskaner, die in Rückbesinnung auf das Evangelium von Einfachheit, strenger Armut und der Fürsorge für Bedürftige und Kranke bestimmt ist. Genau aus diesem Grund erfreuten sich die Franziskaner sowohl des Barfüßerkonvent als auch später im Konvent Zum Heiligen Grab gerade in der ärmeren Bevölkerung der Jakobervorstadt höchster Beliebtheit, zahlreiche Stiftungen zeugen jedoch auch von der Wertschätzung reicher Bürger.
Vor diesem Hintergrund vermittelt der erste Teil der Ausstellung zunächst die Umstände, die zur Gründung eines neuen Franziskanerklosters führten, nachdem sich der Barfüßerkonvent in der Reformation aufgelöst hatte. Dabei spielt neben der finanziellen Unterstützung durch die Familie Fugger vor allem eine wichtige Rolle, dass die ehemalige Heilig-Grab-Kapelle am Weinmarkt (heutige Heilig-Grab-Gasse) abgebrochen und das Benefizium neu verortet werden sollte. Anhand von alten Plänen und Ansichten sowie noch erhaltenen Kunstwerken lässt sich eine Vorstellung von Bau und Ausstattung von Kirche und Kloster gewinnen. Zahlreiche weitere Objekte erzählen anschaulich, wie man sich das Leben im Kloster der Franziskaner vorzustellen hat.
Mit der Säkularisation nimmt der Franziskanerkonvent ein jähes Ende. Seine Kirche jedoch lebt mit dem neuen Patrozinium "St. Maximilian" als Pfarrkirche weiter. Der zweite Teil der Ausstellung widmet sich der Pfarreigründung, der Tilgung der franziskanischen Vergangenheit und der neuen Ausstattung der Pfarrkirche. Während nur wenig an Ausstattungsstücken von den Franziskanern übernommen wurde, finden sich hier stattdessen Kunstwerke und liturgisches Gerät, das man aus anderen aufgelösten Kirchen und Klöstern übernommen hatte sowie auch einige Neuanschaffungen.
Die Zerstörung der Kirche im Zweiten Weltkrieg bildet eine zweite und die wohl tiefste Zäsur in der Geschichte der Kirche St. Maximilian. Alte Fotoaufnahmen und Postkarten vermitteln einen Eindruck vom Zustand der Kirche vor dem Krieg und das Ausmaß der Zerstörung. Der Wiederaufbau integriert dabei bis heute die stehengebliebene Westfassade der alten Franziskanerklosterkirche. Als quasi dritter, ergänzender Teil der Ausstellung steht somit die heutige Kirche St. Maximilian in ihrer modernen Architektur und Ausstattung.
In der Folge wurde die Kirche mehrmals neu ausgestattet; schließlich fiel sie bis auf die Fassadenwand samt Inventar den Zerstörungen des Zweiten Weltkrieges zum Opfer. Den Wiederaufbau der Kirche mit ihrem heutigen Erscheinungsbild leisteten so namhafte Künstler wie Dominikus Böhm und Franz Nagel.
Nähere Informationen erhalten Sie unter:
Tel.: 0821/3166-333 (ab 15. November: neue Durchwahl -8833)
Fax: 0821/3166-339 (ab 15. November: neue Durchwahl -8839)
per E-Mail (museum.st.afra@bistum-augsburg.de) oder auf den Seiten des Diözesanmuseums.
Ausstellungskatalog:
Barfuß vor St. Max. Von der Klosterkirche der Franziskaner zur Pfarrkirche St. Maximilian. Ausstellung im Diözesanmuseum St. Afra, Augsburg vom 18. Oktober 2013 bis 12. Januar 2014, hrsg. von Melanie Thierbach, Wißner-Verlag, Augsburg 2013, 27,- Euro, ISBN: 978-3-896399243