"Unverzichtbare Brückenbauer des Glaubens" – Tag der Religionslehrerinnen und Religionslehrer im Haus St. Ulrich

Augsburg (pba). Mehr als 200 Religionslehrerinnen und Religionslehrer sämtlicher Schularten im Bistum Augsburg sind am Samstag, 22. Juni, zum "Tag der Religionslehrer/-innen" ins Haus St. Ulrich gekommen. Alle zwei Jahre lädt die Abteilung Schule und Religionsunterricht der Diözese zu dieser zentralen religionspädagogischen Fortbildungsveranstaltung ein. In diesem Jahr stand der Tag unter dem Motto: "Religion an der Schule. Mit Kindern und Jugendlichen heute dem Glauben begegnen".
Den festlichen Gottesdienst in der Basilika St. Ulrich und Afra zu Beginn des Tages feierte Weihbischof Dr. Dr. Anton Losinger gemeinsam mit den Lehrkräften. Dabei nahm er sowohl die Lehrer, als auch deren Unterricht in die Pflicht. Der Religionslehrer sei ein "unverzichtbarer Brückenbauer" des Glaubens, der durch sein Vorbild "Wertmaßstäbe und Orientierungspunkte setzen und begründen muss", so der Weihbischof.
Wie dies heute in Theorie und Praxis aussehen könnte, zeigten im Anschluss Prof. Dr. Ulrich Kropač von der Kath. Universität Eichstätt, Dr. Michael Lechner, Spiritual im Priesterseminar St. Hieronymus, und Prof. Dr. Georg Langenhorst von der Universität Augsburg. In Kurzvorträgen und im Gespräch skizzierten die drei Referenten aus ihrer Sicht tragfähige Leitperspektiven für den Religionsunterricht der Zukunft.
In einer Zeit, da die Religion keineswegs mehr als "heiliger Baldachin" über sämtlichen gesellschaftlichen Bereichen schwebt, brach Prof. Kropač eine Lanze für die Legitimität und Unverzichtbarkeit des Religionsunterrichts im heutigen Fächerkanon. Seine These: "Ein gebildeter Mensch, der nichts von Religion weiß", sei nicht gebildet. Daher ermutigte er die anwesenden Lehrerinnen und Lehrer ihr Fach "erhobenen Hauptes" zu unterrichten.
Denn gerade deshalb, weil Religion einen eigenen Zugang zur Wirklichkeit eröffne, müsse es Religionsunterricht – jenseits der Verankerung im Grundgesetz – schon allein aus pädagogischen Gründen geben und zudem allen anderen Fächern ebenbürtig sein, so Kropač. Auf die großen Fragen der Menschheit (z. B. Wer bin ich? Woher komm ich? Wer ist Gott?) müsse schließlich jeder Antworten geben können.
Für eine größere Bedeutung von Spiritualität als eigener Methode des Religionsunterrichts sprach sich der Spiritual des Augsburger Priesterseminars aus. Dr. Michael Lechner schlug vor, "den Unterricht als geistliche Situation zu verstehen". Denn Sinn und Ziel des Unterrichtsgesprächs sei es, einen geistlichen Raum zu eröffnen, in dem auf das Sprechen über Gott das Sprechen zu Gott folge, erläuterte Spiritual Lechner.
Dass dies in der aktuellen gesellschaftlichen Situation im Allgemeinen, in der schulischen im Speziellen, immer schwieriger ist, veranschaulichte Prof. Langenhorst am Beispiel des "Theotops", das immer mehr an seine Grenzen stößt, weil sich immer weniger Menschen darin befinden. Zudem werde es immer schwieriger, die kirchliche Binnensprache für alle verständlich – nicht nur nach außen, sondern auch für die drinnen - zu übersetzen.
Schließlich gilt es, das Besondere des christlichen Glaubens, nämlich den Zuspruch Gottes ("das Ja des Seindürfens"), der sich in Bibel und Tradition, im Vollzug der Sakramente und in der Person des Lehrers äußert, den Schülerinnen und Schülern zu vermitteln. Im Zentrum religiöser Erziehung von Kindern müsse der Zuspruch stehen, der untrennbar mit dem kirchlichen Anspruch verbunden sei, so Langenhorst.
Am Nachmittag fächerten fünfzehn Arbeitskreise zu Themen wie Inklusion und Glaubenskommunikation den Teilnehmern praxisnah das vielfältige Begegnungsspektrum junger Menschen mit Religion auf, das ihnen im Unterricht, im Schulleben wie auch in der Person der Religionslehrerin und des Religionslehrers begegnen kann. Neben dem fachlichen Austausch und der Diskussion, standen an diesem Tag das persönliche Miteinander und das gemeinsame Feiern im Vordergrund.