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Vermögen von Bistum und Bischöflichem Stuhl: Interview der "Augsburger Allgemeinen" mit Finanzdirektor Dr. Klaus Donaubauer

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25.10.2013

In der morgigen Ausgabe der "Augsburger Allgemeinen" geht Finanzdirektor Dr. Klaus Donaubauer auf Fragen ein, die in den vergangenen beiden Wochen zum Thema Finanzen und Kirche entstanden sind. Im Gespräch mit der Zeitung macht der Bischöfliche Finanzdirektor auch Angaben zu Aufgaben und Struktur des Bischöflichen Stuhls Augsburg.

Hier der komplette Text des Interviews:

So reich ist die Kirche

Interview Der Bischöfliche Finanzdirektor Klaus Donaubauer spricht erstmals über das Vermögen der Diözese Augsburg und erklärt, welche Werte im sogenannten Bischöflichen Stuhl verwaltet werden. Und wer über sie verfügen darf

Seit der Debatte um den Bau des Limburger Bischofssitzes sind die Kirchenfinanzen in der Diskussion. Finanzdirektor Klaus Donaubauer nennt erste Zahlen für Augsburg.

Herr Donaubauer, ist das Bistum Augsburg reich?
Donaubauer: Die Diözese Augsburg ist wirtschaftlich handlungs- und gestaltungsfähig. In den letzten Bauausschusssitzungen konnten beispielsweise wieder 30 Instandhaltungsprojekte für Kirchen, Pfarrheime und Kitas mit einem Volumen von 35,5 Millionen Euro auf den Weg gebracht werden. Das schafft keine Rendite, ermöglicht aber Seelsorge.

Wie hoch ist denn das Vermögen des Bistums?
Donaubauer: Zum 31. Dezember 2012 hatte die Diözese Augsburg ein Reinvermögen von 157,3 Millionen Euro. Bei einem aktuellen Diözesanhaushalt von 316 Millionen Euro entspricht das in etwa einem halben Jahresbudget. Die nach handelsrechtlichen Grundsätzen erstellte Jahresrechnung wird alljährlich von einem unabhängigen Wirtschaftsprüfer geprüft und testiert.

Was ist im Bistumsvermögen enthalten?
Donaubauer: Etwa das Verwaltungsgebäude, in dem wir hier gerade sitzen, auch der Dom, das Haus St. Ulrich und weitere Bildungs- und karitative Häuser. Dabei handelt es sich jedoch um Baulasten, nicht um Renditeobjekte. Mittel, die wir nicht sofort ausgeben, sind am Geld- und Kapitalmarkt konservativ angelegt.

Würden die 15 Millionen Euro Unterstützung, die das Bistum für die Verlagsgruppe Weltbild in Aussicht gestellt hat, aus diesem Haushalt fließen?
Donaubauer: Ja, so hat es der Diözesansteuerausschuss in dieser Woche beschlossen.

Seit der Debatte um den Umbau der Bischofsresidenz in Limburg ist auch der „Bischöfliche Stuhl“ in den Schlagzeilen. Was ist er?
Donaubauer: Er ist eine selbstständige Stiftung und hat zunächst den Zweck, dem Bischof wegen seiner Residenzpflicht eine Dienstwohnung zur Verfügung zu stellen. Darüber hinaus hat er die Aufgabe, das kirchliche Wirken in Gottesdienst, Verkündigung und Dienst am Nächsten langfristig und strategisch zu sichern.

Wie hoch ist das Vermögen des Bischöflichen Stuhls?
Donaubauer: Man muss das Vermögen in Relation zu den langfristigen Verpflichtungen sehen. Ich halte nichts davon, eine isolierte Zahl aus der Hüfte zu schießen. Auch Städte und Gemeinden tun dies nicht. Die Bandbreite der zuletzt veröffentlichten Zahlen aus einigen Bistümern legt nahe, dass es offenbar große Unterschiede in Bedeutung und Inhalt der Bischöflichen Stühle gibt.

Welche langfristigen Verpflichtungen meinen Sie?
Donaubauer: Eine Besonderheit des Bischöflichen Stuhls Augsburg ist, dass er als Träger der Pensionsverpflichtungen des Bistums für die Priester fungiert. Zu berücksichtigen sind weitere Gewährleistungen des Bistums, etwa für das Schulwerk der Diözese, zusammen mit den anderen bayerischen Bistümern für die Katholische Universität Eichstätt-Ingolstadt, die Fachakademie München oder die Katholische Akademie Bayern. Nicht zu vergessen die Verantwortung des Bischofs für circa 12000 diözesane und pfarrliche Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter.

Aus was besteht also das Vermögen im Bischöflichen Stuhl?
Donaubauer: Hierzu gehören Immobilien, etwa das Bischofshaus, das Exerzitienhaus Leitershofen und Wohnungen. Der Bischöfliche Stuhl ist ferner Alleingesellschafter des St. Ulrichswerks mit seinem Wohnungsbestand. Insbesondere zur Finanzierung der Pensionsrückstellungen werden auch Geld- und Kapitalmarktanlagen gehalten.

Sind auch Wälder enthalten?
Donaubauer: Es gibt land- und forstwirtschaftlichen Streubesitz. Daneben besteht von früher her, als der Bischofssitz noch in Dillingen lag, dort verpachtetes Grün- und Ackerland.

Werden Sie das Vermögen des Bischöflichen Stuhls noch veröffentlichen?
Donaubauer: Wir haben Anfang des Jahres eine umfassende und systematische Evaluierung der nachhaltigen Verpflichtungen und der Risiken begonnen. Nach Vorliegen des testierten Jahresabschlusses für 2013 und der Behandlung in den zuständigen Gremien werden wir hierüber in geeigneter Weise berichten.

Wer verwaltet den Bischöflichen Stuhl?
Donaubauer: Organ dieser Stiftung ist der vierköpfige Vermögensverwaltungsrat. Ihm gehören unter dem Vorsitz des Bischofs der Generalvikar, ein Bischofsvikar und der Finanzdirektor an. Aufgabe dieses Gremiums ist die Beschlussfassung über den Haushalt und die nach handelsrechtlichen Grundsätzen erstellte, testierte Jahresrechnung.

Kann der Bischof alleine über den Bischöflichen Stuhl verfügen?
Donaubauer: Der Bischof hat sich satzungsgemäß gebunden, dass ausschließlich der Vermögensverwaltungsrat über Haushalt und Mittelverwendung entscheidet.

Mal angenommen: Bei einem Projekt des Bischöflichen Stuhls laufen die Kosten aus dem Ruder. Würde Ihnen das auffallen?
Donaubauer: Die Bischöfliche Finanzkammer vollzieht und steuert auftragsgemäß den Haushalt, sodass etwaige Kostensteigerungen im Rahmen des Controllings zeitnah auffielen.

Wenn das Bischofshaus saniert werden müsste: Käme das Geld aus dem Bischöflichen Stuhl?
Donaubauer: Die letzte größere Sanierung fand in den Jahren 2005/2006 statt und belief sich auf 665000 Euro. Sie wurden anteilig vom Bischöflichen Stuhl und von der Diözese getragen.

Das Interview führte Marcus Bürzle

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