Von Gott getragen und geführt: Der neue Dompfarrer Armin Zürn im Porträt

Seit rund drei Monaten ist der neue Dompfarrer Armin Zürn schon im Amt, so richtig loslegen wird er jedoch ab dem ersten Oktober. Dann nämlich gibt er seine Stelle als Leiter der Katholischen Jugendfürsorge ab und wird sich - neben seinen weiter bestehenden Aufgaben im St. Vinzenzhospiz – dann vor allem um die Seelsorge in der Dompfarrei kümmern. Er ist gespannt, voller Tatendrang und voller Vorfreude. Und eine Sache, die liegt ihm ganz besonders am Herzen.
Lieblingsorte können viel über einen Menschen aussagen. Im Fall von Dompfarrer Armin Zürn tun sie dies auch. Es sind Altar, Türe und Sakristei. Diese drei Orte im Augsburger Dom liegen dem Seelsorger besonders am Herzen – es sind Orte, um Gott zu begegnen und den Mitmenschen: „Am Altar darf ich mit der Gemeinde Gottesdienst feiern, an der Türe mit den Leuten ins Gespräch kommen und die Sakristei ist einfach ein Ort, wo sich Pfarrer, Ministranten und Ehrenamtliche treffen“, sagt er. Der Kontakt mit den Menschen sei eben auch eine sehr schöne Seite am Pfarrersein, fügt er noch an, lacht dabei, „jetzt, nach dem Wechsel von der Katholischen Jugendfürsorge (KJF), die Dompfarrei endlich richtig betreuen zu können, einfach da zu sein, darauf freue ich mich. Auf die rege Ministrantenarbeit, den offenen Jugendtreff, die vielen Angebote für Senioren, die vielen Gremien“, führt er aus. Ein Herzensanliegen sei ihm dies, betont er immer wieder. Unterschiede zwischen der Domgemeinde und „normalen“ Pfarreien hat Armin Zürn dabei noch kaum entdeckt: „Anders ist die Gemeinde eben nur, weil der Dom ja gleichzeitig auch Bistumskirche ist und das Domkapitel für die Kirche zuständig ist“, sagt er.
Mit Armin Zürn übernimmt die Dompfarrei ein Priester mit jahrelanger Erfahrung als Seelsorger, Leiter und Geschäftsführer: Nach seiner Kaplanszeit war er über zwölf Jahre lang Stadtpfarrer der Gemeinde St. Martin in Augsburg, im Jahr 2003 wurde er zum Domvikar ernannt und übernahm zugleich die Leitung der Ausbildung für ausländische Priester. Im Anschluss daran war er zwei Jahre lang als Direktor und Vorstandsvorsitzender der Katholischen Jugendfürsorge (KJF) tätig, im St. Vinzenz-Hospiz ist er seit 15 Jahren aktiv. Seine Zeit als KJF-Direktor endet jetzt, „eine sehr schöne Zeit“, wie Pfarrer Zürn selbst ein bisschen wehmütig zugibt. Viele Kranke und Sterbende habe er begleiten dürfen, Menschen, die einen lieben Menschen verloren haben, erzählt er. Ob das auch Grenzerfahrungen für ihn selbst gewesen seien? „Ja, manchmal schon“, gibt er zu, „doch Beten hilft unheimlich“, einfach die Sache abgeben zu dürfen, im Gebet, bei Gott, schildert er.
Voller Leidenschaft spricht er auch von seinem Beruf, sein Herz hängt daran, das merkt man ihm an, seine Mimik, sein Strahlen in den Augen verraten es, wenn er von seinen Aufgaben erzählt. Und eine – eigentlich unglaubliche – Sache wundert da nicht mehr: Schon mit fünf Jahren wollte er Pfarrer werden.
In Wohmbrechts nahe Lindenberg, seiner Westallgäuer Heimatgemeinde, sei er schon als Jugendlicher in der Kirche aktiv gewesen: Vom Ministranten ging es weiter zum Gruppenleiter und schließlich zur Mithilfe als Mesner. Das Schöne am Pfarrerberuf habe er da kennengelernt, schildert er – und nein, bereut habe er seine Entscheidung bislang nie. Ob er auch mal über einen anderen Berufswunsch nachgedacht hatte? Er überlegt lange und zögert, „Arzt oder Französisch-/Lateinlehrer“, antwortet er schließlich – es sind Berufe, die wiederum eines widerspiegeln: seinen bewussten Blick für den Menschen.
Denn durch Hören und Fragen Menschen zu begleiten, das ist Armin Zürn wichtig: „Der Kontakt mit den Menschen macht mir sehr viel Freude, sie begleiten zu dürfen“, sagt er und spricht immer wieder von dem ungeheuren Vertrauensvorschuss, den er als Pfarrer von den Menschen doch bekomme: „Was Menschen mir in Gesprächen alles erzählen, dieses Vertrauen zu sehen und dadurch auch selbst Entwicklungen mitgestalten zu können, das ist einfach sehr schön.“ Diese Entwicklungen, die Pfarrer Armin Zürn an Menschen beobachten kann, sind es letztlich auch, die ihn in seinem eigenen seelsorgerlichen Tun bestärken: „Wenn man sieht, wie aus Kommunionkindern suchende Jugendliche werden, daraus wiederum Erwachsene, die in Politik und Kirche Verantwortung übernehmen, wenn man sieht, wie Menschen in ihre Aufgaben hineinwachsen, wie jeder so seinen Platz findet, ja wie Gott Menschen führt, gibt einem das für den eigenen Glauben Kraft“, beschreibt er.
Die Führung Gottes, da ist er sich sicher, hat er dabei schon oft am eigenen Leib erfahren dürfen. Der heilige Vinzenz von Paul spielt dabei eine wichtige Rolle: „Der Heilige Vinzenz begleitet mich schon mein ganzes Leben lang. Er taucht immer wieder in meinem Leben auf, auf ganz unterschiedliche Art und Weise, zum Beispiel zuletzt durch meine Aufgaben im Vinzenzhospiz.“ Der Heilige fasziniere ihn, gibt Armin Zürn zu: „Diese Mischung aus geistlicher Lebensentwicklung, Nüchternheit, Weitblick und Organisationstalent“, beschreibt er. Ob er nicht selbst auch ein bisschen so sei? „Wenig heilig“, sagt er prompt und lacht.
Vertrauen auf Gott und die Gewissheit, Gott führt auf den richtigen Weg – sein Lebensgefühl findet Pfarrer Armin Zürn damit bestens ausgedrückt. Schon sein Primizspruch ging in diese Richtung. „Behüte mich Gott, denn ich vertraue dir. /Ich sage zum Herrn du bist mein Herr;/ mein ganzes Glück bist du allein“ (Psalm 16).
Was nun als erste Aufgaben anstehen werden, das weiß Armin Zürn schon ziemlich genau: Seine Dom’ler wolle er jetzt erstmal richtig kennenlernen, betont er schmunzelnd. Und eine Sache findet er da besonders gut: „Rund um den Dom gibt es so viele und schöne Portale. Da bleibt viel Platz - für die Begegnung, für’s Gespräch.“
Von Maria Steber