Menü
Wichtiges
Aus den Pfarreien

Von Taufkleidern und Skapuliern

20.07.2025

Gleich zwei Jubiläen werden heuer in der Pfarrei Schwifting bei Landsberg begangen: Vor 550 Jahren wurde die Pfarrkirche St. Pankratius in ihrer heutigen Form erbaut, und vor 350 Jahren wurde die bis heute in dem Ort aktive Skapulierbruderschaft errichtet. Weihbischof Florian Wörner, der in dem Lechrainort den Festgottesdienst zelebrierte, betonte in seiner Predigt dabei die enge Verbindung zwischen Taufkleid und Bruderschaftsskapulier.

Der Volksmund wisse bereits seit langer Zeit, dass Kleider ihre Trägerinnen und Träger auch prägen und formen könnten, sagte der Weihbischof eingangs in seiner frei formulierten Predigt. So werde der Polizist erst durch seine Uniform als solcher erkennbar, und auch die Kommunionkinder hätten am ihrem Erstkommunionsfest ein entsprechendes Gewand getragen: „Und wenn man das schon allgemein von den Gewändern sagen kann, um wieviel mehr gilt das dann auch für das Kleid, das wir alle einmal anhatten: das Taufkleid.“ In der Taufe werde den Menschen Christus „wie ein Kleid“ angezogen, und dieses Taufkleid solle über den physischen Stoff hinaus die neugetauften Christinnen und Christen immer weiter schmücken, sie prägen und formen und zur Nachfolge Christi inspirieren.

Seit 550 Jahren werde in der Schwiftinger Pfarrkirche St. Pankratius nun schon getauft, so der Weihbischof weiter: „Was würden uns die Wände hier alles erzählen, wenn sie sprechen könnten, und vor allem wenn sie in die Herzen hineinschauen könnten der Menschen, die hier gebetet, gefeiert und getrauert haben. Was da alles geschehen ist!“ Über die Tauffeier im Gotteshaus „Kirche“ gehörten wir nunmehr zur Gemeinschaft aller Getauften, die ebenfalls „Kirche“ heißt - zwei gleichlaufende Bezeichnungen, die gemäß dem Zweiten Vatikanischen Konzil gleichermaßen Werkzeuge Gottes sein sollen wie auch Zeichen für seine Gegenwart in der Welt.

Weihbischof Florian bei der Predigt.

Weihbischof Florian bei der Predigt.

Ebenso als Werkzeug und Zeichen zu verstehen sei dabei auch das Skapulier, das die Mitglieder der vor 350 Jahren formell errichteten Skapulierbruderschaft in Schwifting um die Schultern trügen. Bezugnehmend auf die mittelalterliche Legende, dass das erste Skapulier von der Gottesmutter persönlich an den Generaloberen des Karmeliterordens Simon Stock überreicht worden sei, hätten sich entsprechende Bruderschaften seit dem 13. Jahrhundert europaweit stark verbreitet. Auch Weihbischof Florian sei dabei Mitglied einer solchen Gebetsvereinigung in Augsburg: „Wer dieses Stück Stoff trägt, der ist mit Christus und Maria verbunden, möchte ganz Gott gehören und auch entsprechend der göttlichen Weisungen leben.“ Taufkleid und Skapulier seien damit beide ein Zeichen und ein Bekenntnis zu Christus und Maria als dessen Mutter und erster Jüngerin; wer beide trage und in Gebet und Tat mit Leben fülle, „der ist geprägt von der Liebe und dem Licht Gottes. Mein Wunsch zum Doppeljubiläum ist, dass dieses Bewusstsein als Christen wieder wächst, dass wir zu unserem Glauben stehen und Zeugnis geben dafür.“

Nach dem Festgottesdienst, den Weihbischof Florian gemeinsam mit dem leitenden Pfarrer der Pfarreiengemeinschaft Penzing-Weil Martin Rudolph sowie dem früher dort als Kaplan tätigen Geistlichen Pfarrer Martin Bucher feierte, zog die Gottesdienstgemeinschaft gemeinsam mit Vertreterinnen und Vertretern der Bruderschaft durch den Ort, um in einer eucharistischen Prozession Gottes Gegenwart feierlich und farbenfroh zu bekennen - ein Brauchtum, wie es von den Schwiftingern seit dreieinhalb Jahrhunderten gepflegt und mit Leben gefüllt wird.

Die Prozessionsstangen der Bruderschaft.

Die Prozessionsstangen der Bruderschaft.

Die Skapulierbruderschaft in Schwifting (Dekanat Landsberg) geht wie alle anderen Vertreter ihrer Art auf den heiligen Karmelitergeistlichen Simon Stock zurück, der 1251 in einer Vision von Maria ein Skapulier überreicht bekam mit dem Hinweis, dass die Träger desselben unter dem besonderenSchutz der Gottesmutter stünden. Vom Karmeliterorden ausgehend fand dieser Brauch zunehmend auch unter Laien Verbreitung, die sich in Bruderschaften zusammenschlossen und das „kleine Skapulier“ als Zeichen ihrer Verehrung Christi und der Gottesmutter tragen. Die Schwiftinger Vereinigung wurde 1673 ins Leben gerufen und 1675 durch den damaligen Augsburger Fürstbischof Johann Christoph von Freyberg offiziell bestätigt. Die Bruderschaft fand im 18. und 19. Jahrhundert zu ihrer größten Blüte und konnte im Laufe der Jahre viele tausend Menschen in ihre Mitgliederlisten aufnehmen. Das Skapulierfest wird jedes Jahr am nächsten Sonntag zum 16. Juli mit einem Festgottesdienst und einer Prozession durch den Ort begangen.

Die Schwiftinger Pfarrkirche St. Pankratius wiederum geht auf einen Vorgängerbau zurück, der im Jahr 1244 zum ersten Mal urkundlich nachweisbar wird. Das heutige Gottesbau wurde 1475 im spätgotischen Stil errichtet und 1730 barockisiert. Im 19. und frühen 20. Jahrhundert wurden große Teile der barocken Ausstattung entfernt und auch die Deckenbemalung überdeckt. Nach dem Zweiten Vatikanischen Konzil besann man sich im Rahmen der liturgischen Reform der Kirche wieder auf die barocke Vergangenheit und baute zusätzlich zum neuen Zelebrationsaltar auch wieder einen barocken Choraltar ein, der als Leihgabe aus der Pfarrei Igenhausen kam.