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Prävention

„Wir müssen kontinuierlich wachsam sein“ - Studientag zur Prävention gegen sexualisierte Gewalt

23.01.2017

Augsburg/Leitershofen (pba). Mehr als 100 Mitarbeiterinnern und Mitarbeiter des Bistums Augsburg haben am vergangenen Freitag bei einem Studientag zur Prävention gegen sexualisierte Gewalt im Exerzitienhaus St. Paulus in Leitershofen teilgenommen. In Vorträgen und Workshops setzten sich die Teilnehmer damit auseinander, was für eine gelungene Präventionsarbeit nötig ist und inwiefern Kinder und Jugendliche sexualisierter Gewalt in digitalen Medien begegnen. Weitere Themen des Studientages waren der Umgang mit schutz- oder hilfebedürftigen Erwachsenen, die präventive Erziehung von Kindern und Jugendlichen, Nähe und Distanz im seelsorglichen Gespräch sowie die konkrete Umsetzung der Präventionsarbeit in den Pfarreien.

Geleitet wurde der Studientag vom Präventionsbeauftragten der Diözese Augsburg, Bernhard Scholz. Im Bereich der Prävention sei im Bistum Augsburg in den vergangenen Jahren schon sehr viel unternommen worden, doch „wir müssen kontinuierlich wachsam sein“, so Scholz. Rund 3.500 Hauptamtliche hätten bereits an diversen Schulungen teilgenommen und ihr Wissen dann als Multiplikatoren an die Ehrenamtlichen weitergeben. Grundlegend für eine gelingende Präventionsarbeit sei eine „Kultur der Achtsamkeit“.

Die Präventionsbeauftragte der Diözese Essen, Dr. Andrea Redeker, ging in ihrem Vortrag auch auf diese Kultur des achtsamen Miteinanders ein. „Es ist eine Frage der Haltung“, so Redeker. Einander achtsam zu begegnen, bedeute beispielweise, dem anderen zuzuhören, Zustimmung und Kritik zu äußern, ihn zu unterstützen und sich um einander zu sorgen.

Yvonne Oeffling vom Verein Amyna zur Prävention von sexuellem Missbrauch mit Sitz in München ging in ihrem Vortrag auf sexualisierte Gewalt in digitalen Medien ein. Durch die sozialen Netzwerke und Plattformen sei das Internet zu einem „Mitmach-Internet“ geworden, in dem alle zu Sendern und Empfängern werden könnten. Weit verbreitet sei mittlerweile das Phänomen des „Cybergroomings“. Dabei sprechen Täter Minderjährige im digitalen Raum gezielt an und versuchen ihr Vertrauen zu gewinnen. Um sexualisierter Gewalt im Netz vorzubeugen, sei es nötig, den Kindern und Jugendlichen in der realen Welt Vertrauenspersonen und Ansprechpartner zu bieten, an die sie sich bei Fragen und Problemen wenden können.

Der Studientag bot den Teilnehmern auch die Gelegenheit, sich über ihre Erfahrungen auszutauschen. So kam beispielsweise die Frage nach dem erweiterten Führungszeugnis auf. Laut einer gesetzlichen Vorgabe müsse jeder, der in seiner Tätigkeit mit Minderjährigen zu tun habe, ein erweitertes Führungszeugnis abgeben. Dies betreffe auch ehrenamtliche Mitarbeiter. Anhand eines verbindlichen Prüfschemas könne geklärt werden, von wem genau ein Führungszeugnis benötigt werde. Das Prüfschema sowie weitere Materialien und Informationen zur Umsetzung der diözesanen Präventionsordnung sind in einer Handreichung enthalten, die alle Pfarreien, Pfarrer und pastoralen Mitarbeiter des Bistums Augsburg erhalten haben.

Auch über die Vorgehensweise bei Verdacht auf sexuellen Missbrauch tauschten sich die Teilnehmer aus. Domvikar Msgr. Dr. Alessandro Perego, Leiter des Ständigen Arbeitsstabs zur Behandlung von Missbrauchsfällen, erklärte dazu, dass derartige Hinweise grundsätzlich an die Missbrauchsbeauftragte der Diözese, Brigitte Ketterle-Faber, weitergeleitet würden. Die Rechtsanwältin prüfe den Fall und schalte gegebenenfalls die Staatsanwaltschaft ein. Domvikar Perego betonte, dass die Missbrauchsbeauftragte dabei völlig unabhängig von der Diözese agiere.

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