„Ohne Pfarrgemeinderäte sähen wir alt aus“
Mit einem großen Lob und Dank bedachte Bischofsvikar Bertram Meier, die sich zum Tag der Pfarrgemeinderäte in die Basilika St. Ulrich und Afra eingefunden hatten, um Eucharistie zu feiern. Zuvor hatten Gertrud Brem und Pfarrer Hubert Ratzinger wertvolle Impulse für die Praxis in den Pfarreien gegeben.
Auch Prälat Meier sparte in seiner Predigt nicht mit praktischen Hinweisen für die Pfarrgemeinderatsarbeit. Er nannte vier Leitsätze: „Du gehörst dazu“: Der Leiter des Seelsorgeamtes wünscht sich eine einladende Kirche, auch und gerade für die, die in der Gesellschaft am Rand stehen. „Ich höre dir zu“ soll eine hörende Kirche ermöglichen, hörend auf das was, die Menschen bewegt, aber gebunden an Jesus Christus, um „die Zeit an Jesus zu binden“. Der dritte Leitsatz war: „Ich rede gut über dich“ – für ein wohlwollendes Denken und Sprechen über andere. Und schließlich „Ich bete für dich. Tun wir es füreinander – gerade dort, wo es Spannungen gibt, wo Beziehungen brüchig werden, wo Worte nichts mehr ausrichten können. Gottes Ohr ist größer. Es hört tiefer in uns hinein und bleibt nicht stehen bei unserer Ratlosigkeit und Trauer. Papst Paul VI. hat es einmal auf den Punkt gebracht: Das Gebet ist der Atem der Kirche.“
Zuvor hatte Meier den engagierten Laien ein großes Lob ausgesprochen: „Ihr Dienst ist Gold wert, mit Geld nicht zu bezahlen. Ohne Sie, liebe Frauen und Männer, sähen wir Priester alt aus!“
Wie es aussehen kann, wenn Laien und Priester an einem Strang ziehen, demonstrierten Gertrud Brem und Pfarrer Hubert Ratzinger ihren Referaten zu Beginn der Veranstaltung. Die Referentin für Gemeindeentwicklung versteht die Pfarrgemeinderäte nicht nur als Helfer, sondern auch als Partner des Pfarrers. Umgekehrt sieht der Großaitinger Pfarrer seine Aufgabe darin, „in Person und Auftrag Jesu Christi“ (vgl. 2 Kor 5,20) die Gemeinde und ihre Glieder zu ihrem eigenen Dienst bereit und fähig zu machen, wie es in einem Dokument der Deutschen Bischofskonferenz heißt.
Pastoralreferentin Gertrud Brem wies dem Lebensbereich Pfarrei vier Aspekte zu:
das Hören auf das Wort Gottes nicht nur in Bibelkreisen und vor Sitzungen, sondern auch seine kreative Umsetzung in Kunst oder neuer Sprache
die Pfarrei als Bereich des Dialogs, auch mit Menschen, die nicht zur Pfarrei gehören: „Fragen Sie Ihren Zahnarzt, was ihm wichtig ist, was ihm Sinn gibt!“
großzügige Nächstenliebe: „Wo ist das Leben problematisch, brüchig, schwer?“ Wie kann eine Pfarrgemeinde z.B. Asylanten oder alten Menschen helfen.
die Pfarrei als Bereich des Gebetes und der Liturgie: Nicht nur die Zeiten für die Gottesdienste seien zu klären, sondern auch die Offenheit des Kirchenraumes zu ermöglichen und der Kirchenraum zu beleben.
Der Leiter der Pfarreiengemeinschaft Großaitingen konnte von seinen Erfahrungen in größeren Seelsorgeeinheiten berichten. Pfarrer Ratzinger hält es gerade angesichts dessen für wichtig, „die Kirche im Dorf zu belassen“. So schlug er vor, nach der Heiligen Messe gemeinsam die Gräber zu besuchen, um auch der Verstorbenen der Gemeinde und damit der gemeinsamen Herkunft intensiver zu gedenken. Auch die Solidarität innerhalb vor Ort habe eine besondere Qualität: „Ich weiß ja, für wen ich das tue.“
Für das Zusammenwachsen von Pfarreien bedürfe es, so Ratzinger, der Geduld von allen Seiten und der Einbeziehung der Betroffenen in die Entscheidungen. Auch sollten die Pfarrgemeinderatsvorsitzenden von Pfarreiengemeinschaften ihren Kontakt wirklich pflegen und eine persönliche Nähe finden. Denn es könne durchaus zu Konkurrenzsituationen kommen. Klar definierte Ziele und projektbezogenes Arbeiten zeugten für Transparenz und erzeugten ein konstruktives Miteinander.
Michael Widmann