Pfarrer i.R. Monsignore Josef Philipp verstorben
Der langjährige Pfarrer von Ziertheim und Dattenhausen Monsignore Josef Philipp ist am Freitag, 7. November im Alter von 95 Jahren verstorben. Er wurde am 13. November 1929 in Bennisch/Horní Benešov in der Tschechoslowakei geboren und am 22. Mai 1955 zum Priester geweiht. Bischof Bertram würdigt ihn als Priester nach dem Herzen Gottes, der Generation von Gläubigen die Frohe Botschaft verkündet habe.
„Traurig nehme ich die Nachricht entgegen, dass Monsignore Josef Philipp verstorben ist. Siebzig Jahre lang war er im Weinberg des Herrn unermüdlich tätig“, würdigt Bischof Bertram den Verstorbenen als Seelsorger, der „den Menschen als treuer und einfühlsamer Wegbegleiter“ gedient habe. „Generationen von Gläubigen hat er die Frohe Botschaft verkündet, die Sakramente gespendet und sie in die Freundschaft mit Jesus eingeführt. Auch die gelebte Nächstenliebe war ihm ein großes Anliegen. Mit Pfarrer Philipp verliert das Bistum Augsburg einen Priester nach dem Herzen Gottes. Möge er dafür seinen Lohn im Himmel empfangen.“
Josef Philipp wuchs als Sohn eines Schreiners in der sudetenschlesischen Kleinstadt Bennisch/Horní Benešov unweit der tschechisch-polnischen Grenze geboren. Noch als Fünfzehnjähriger wurde er wenige Tage vor Kriegsende in die Wehrmacht eingezogen und musste als „letztes Aufgebot“ ins Adlergebirge ausrücken. Nach einem 350 Kilometer langen Marsch zurück in die Heimat, der knappen Errettung vor der Erschießung durch Partisanen und einem Dreivierteljahr als Insasse eines tschechoslowakischen Arbeitslagers wurde Philipp gemeinsam mit seinen Eltern und seiner Schwester 1946 nach Deutschland zwangsausgesiedelt. Die Erlebnisse von Krieg und Vertreibung bewogen ihn bereits als Jugendlichen zum Gelübde, den Engel des Herrn dreimal täglich zu beten.
Nach der Umsiedlung nach Gersthofen schloss Josef Philipp sein Abitur am Johann-Michael-Sailer-Gymnasium in Dillingen ab und trat darauffolgend auch gleich in das dortige Priesterseminar der Diözese ein. 1955 wurde er zum Priester geweiht und begann im Anschluss, als Kaplan einige Monate in Senden sowie der Ulrichsbasilika und danach über acht Jahre lang in der Pfarrkirche Heiligste Dreifaltigkeit in Augsburg-Kriegshaber zu wirken. 1964 bewarb er sich auf seine erste Pfarrstelle und suchte sich dann aus mehreren Angeboten die kleine Landgemeinde Ziertheim im Dekanat Dillingen mit der angeschlossenen Filialkirche in Dattenhausen sowie der Nachbarpfarrei Reistingen aus – ein Schritt, der den gesamten Rest seines langen Seelsorgerlebens prägen sollte.
Fast sechs Jahrzehnte an einem Ort
Nur wenige Monate nach seiner Übernahme der beiden Pfarreien stand mit der Innensanierung der Kirche in Dattenhausen der erste größere Schritt an, den der junge Geistliche zu organisieren hatte. Zudem ging in dieser Zeit gerade das Zweite Vatikanische Konzil zu Ende, dessen Impulse von liturgischer Reform und kirchlichem Aufbruch auch in den ihm anvertrauten Dörfern umgesetzt werden wollten. Schon bald erwarb Josef Philipp sich den Ruf eines „24-Stunden-Pfarrers“, bei dessen Leitwort „Ich bin immer da“ jeder wusste, dass es ernst gemeint war. Der handwerklich begabte Pfarrer brachte sich nicht nur als umtriebiger Seelsorger bei den Menschen seiner Gemeinde ein, sondern war immer auch dann zur Stelle, wenn es sonst etwas zu arbeiten galt.
Besonders am Herzen lag ihm dabei der katholische Kindergarten von Ziertheim, in dem er bis zuletzt jedes Kind beim Namen kannte. Auch in den Schwestergemeinschaften Maria Medingen sowie Maria Schnee und St. Klara, wo er wöchentlich die Messe feierte, war Josef Philipp als geistlicher Betreuer und Begleiter gern gesehen. Der historisch interessierte Geistliche, der sich der Geschichte seiner Gemeinden genau annahm, war von 1977 bis 1984 auch Pfarrer von Wittislingen sowie Präses der Mesnerverbände in den damaligen Dekanaten Dillingen und Höchstädt; außerdem gab er bis 1994 auch Religionsunterricht in den Dorfschulen der Umgebung. 1999 gab er aus Altersgründen die Leitung der Pfarrei Reistingen ab, entschied sich jedoch, auch über die übliche Altersgrenze für den Priesterruhestand hinaus als Pfarrer in Ziertheim weiter zu wirken.
Für sein jahrzehntelanges Engagement – sieben Jahre als Pfarrer von Wittislingen, 35 Jahre als Pfarrer von Reistingen und unglaubliche 59 Jahre als Pfarrer von Ziertheim – wurde Josef Philipp 2004 zum Ehrenbürger der Gemeinde Ziertheim ernannt und auch mit der Verdienstmedaille des Landkreises Dillingen ausgezeichnet. 2007 erhielt er von Papst Benedikt XVI. zudem den Ehrentitel eines Kaplans seiner Heiligkeit. Monsignore Josef Philipp blieb Ziertheim auch darüber hinaus solange als Pfarrer erhalten, wie es ging, auch wenn er in späteren Jahren zunehmend auf eine Gehhilfe angewiesen war und sich deshalb auch den liebevollen Spitznamen des „Stockpfarrers“ einfing.
Auch im Alter noch aktiv
Noch mit über neunzig Jahren stemmte er mehrere Großprojekte wie etwa die Erweiterung des Kindergartens oder die erneute Sanierung der Kirche in Dattenhausen, an der er sich mit einer Spende von hunderttausend Euro aus seinem eigenen Privatvermögen beteiligte. Erst nach einem häuslichen Unfall im Frühjahr 2023 mit anschließendem Krankenhaus- und Reha-Aufenthalt gelangte der umtriebige Geistliche langsam ans Ende seiner Kräfte und wurde am 31. Dezember 2023 feierlich aus dem Dienst als Pfarrer von Ziertheim verabschiedet. Seinen Ruhestand verbrachte er im Alten- und Pflegeheim Heilig-Geist-Stift in Dillingen und konnte von dort aus auch noch das seltene Fest des 70. Priesterjubiläums in Ziertheim begehen. Am Freitag, 7. November um vier Uhr früh verstarb Monsignore Philipp wenige Tage vor seinem 96. Geburtstag in Dillingen.
Zu Rosenkranz, Requiem und Beisetzung von Monsignore Josef Philipp liegen noch keine näheren Informationen vor. Sie werden an dieser Stelle zeitnah nachgetragen.
Der Herr vergelte ihm seine treuen Dienste. Wir bitten um das Gebet für den Verstorbenen.