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Ein Prinz aus dem Hause Davids zu Gast im Akademischen Forum

Prinz Asfa-Wossen Asserate referierte über Religion und Kultur Äthiopiens

17.02.2010

Augsburg (IBA). Zu einer Begegnung mit Prinz Dr. Asfa-Wossen Asserate, einem Großneffen des letzten äthiopischen Kaisers Haile Selassie, hatte das Akademische Forum der Diözese Augsburg unter dem Titel „Ein Prinz aus dem Hause David“ eingeladen. Die äthiopische Kultur und Religion standen im Mittelpunkt des Vortrages von Prinz Asserate und der anschließenden Diskussion mit dem Leiter des Akademischen Forums Professor Dr. Adalbert Keller. Die Wurzeln des Kaiserhauses gehen bis zu König David, dem alttestamentlichen Herrscher des Königreiches von Israel und Juda zurück: Nach einer Legende soll dessen Sohn Salomo mit der Königin von Saba den Begründer der Salomonischen Dynastie in Äthiopien, Menelik I., gezeugt haben.

Das Christentum kam in den ersten Jahren des vierten Jahrhunderts nach Äthiopien. Der Patriarch von Alexandria entsandte jeweils die Bischöfe und insofern war die äthiopische Kirche bis in die sechziger Jahre des 20. Jahrhunderts sehr eng mit der koptischen Kirche Ägyptens liiert. Seit 1962 aber ist diese eine unabhängige Kirche und hat seitdem einen eigenen äthiopischen Patriarchen. Die Äthiopisch-Orthodoxe Kirche hat durch ihre isolierte Lage im Hochland am Horn von Afrika, umgeben von muslimischen Ländern, viele kulturelle und religiöse Eigenständigkeiten bewahrt und entwickelt. Besonders augenfällig sind die vielen Anklänge an das Judentum.

So stand an diesem Abend im Akademischen Forum auch immer wieder die Frage nach der Bundeslade, den steinernen Tafeln mit den zehn Geboten, im Raum. Mit einem außergewöhnlichen Schritt hat vor kurzem erst Abune Paulos, Patriarch der äthiopischen Kirche, nach einer Audienz bei Papst Benedikt XVI. in die seit Jahrzehnten unter Archäologen schwelende Debatte eingegriffen, ob es die legendäre Bundeslade des alten Israel gibt und ob diese wirklich in Aksum aufbewahrt werden. "Ja, sie befindet sich bei uns", sagte der Kirchenfürst, "ich habe sie selbst gesehen."

Asfa-Wossen Asserate wurde 1948 in Addis Abeba geboren. Er besuchte die dortige Deutsche Schule und studierte Geschichte und Jura in Tübingen und Cambridge. Die Revolution in Äthiopien machte seine Pläne zunichte, in die Heimat zurück zu kehren. 1974 wurde sein Vater, Präsident des äthiopischen Kronrats, erschossen, seine Mutter und Geschwister in Gefangenschaft genommen. Über Nacht wurde das Gastland, in dem er studierte, zum Ort des Exils. Er blieb in Deutschland. Heute ist er als Unternehmensberater für Afrika und den Mittleren Osten tätig. Er gründete eine Menschenrechtorganisation für Äthiopien und „Orbis Aethiopicus“, eine Gesellschaft für die Erhaltung und Förderung der äthiopischen Kultur.