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Wichtiges

Reformationsjubiläum 2017

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30.03.2017

Ökumene ist in den letzten Jahrzehnten kaum vorangekommen, beklagt nicht nur Kardinal Kasper in seinem Vorwort zu seinem Buch „Einheit in Jesus Christus – Schriften zur Ökumene“. Eine Betonung der „Ökumene der Profile“, die zunächst die Stärkung der eigenen Konfession vorsieht, hat in der Vergangenheit so manche (Brems-)Spuren hinterlassen. Dabei gibt es natürlich viele gemeinsame Aktionen der evangelischen und katholischen Kirche. Besonders das Reformationsjubiläum 2017 eröffnet viel Raum für Zusammenarbeit und Grenzüberwindung – in beiden Kirchen.

Dafür gibt es genug Rückenwind von „oben“. Papst Franziskus sagte bei seinem Besuch in Schweden im vergangenen Oktober, die Kirchenspaltung sei eine „ungeheure Quelle von Leiden und Missverständnissen gewesen“. Aber sie habe auch zur „ehrlichen Einsicht“ geführt, dass die Kirche ohne Jesus nichts vollbringen könne. Franziskus erklärte weiter: „Dankbar erkennen wir an, dass die Reformation dazu beigetragen hat, die Heilige Schrift mehr ins Zentrum des Lebens der Kirche zu stellen.“

Die katholische Kirche werde durch das Erinnern an den Beginn der Reformation vor 500 Jahren nicht bedroht, sagte der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz Kardinal Reinhard Marx. Die Reformation sei von Deutschland ausgegangen, daher hätte die katholische und evangelische Kirche hierzulande auch >eine besondere Aufgabe, viel dafür zu tun, dass sie zusammenkommen<, so der Münchner Kardinal. Ökumene ist kein Selbstzweck und nichts, das unter „Sonstiges“ auf der Agenda steht, sondern Auftrag und Chance. Wir sollen eins sein, damit die Welt glaubt, sagt Jesus (Joh 17,21).

Eine Grundvoraussetzung für das Gelingen dieses Auftrags ist ein respektvoller Umgang miteinander. Ebenso wichtig ist das Wissen über den Glauben anderer Christen. Dadurch kann Verbindendes theologisch begründet und verantwortlich praktiziert werden.

Ökumene funktioniert vor Ort, aber sie braucht Zeit und geschieht vor allem an der Basis: sie vollzieht sich Schritt für Schritt im Mit-einander der Menschen vor Ort, im Miteinander von Familien, zwischen konfessionsverbindenden Ehepaaren. Hier ist Ökumene keine Sache von theologischen Spitzfindigkeiten und gegenseitiger Ausgrenzung, sondern eine Sache offener Praxis. Etwa wenn Menschen selbstverständlich Angebote anderer Konfessionen nutzen, seien es persönliche Hilfen, spirituelle Angebote, Gemeinschaften oder Chöre.

Auch in unseren Diözesen setzen wir im Jahr des Reformationsjubiläums 2017 Akzente in der Ökumene durch verschiedene Veranstaltungen, die zur Begegnung und zum geschwisterlichen Mit-einander einladen. Es wäre schön, wenn wir diesen Möglichkeiten zur Begegnung Raum geben und aufeinander zugehen – in unseren Familien, in unseren Pfarrgemeinden und Dekanaten.

Das neue Miteinander, das Reich Gottes wird vor allem durch unser Tun sichtbar (Mt 5, 13-16), wenn wir in seinem Geist handeln.