„Schlichte Bezeichnung und großes Programm“
Jubiläum eines Freudenfestes – vor 50 Jahren konnte der Augsburger Bischof Dr. Josef Stimpfle am Christkönigsfest 1972 einer kleinen Schar an Ordensfrauen eröffnen, dass sie fortan als „Dienerinnen Christi“ im Bistum Augsburg leben und wirken könnten. Zum 50. Geburtstag der Gemeinschaft feierte Bischof Bertram diesen Samstag ein Pontifikalamt in der Kirche Maria unterm Kreuz in Königsbrunn, wo die Gemeinschaft ihr Mutterhaus unterhält.
Am 26. November 1972 habe Bischof Stimpfle den Schwestern damals noch in Dillingen eröffnen können, dass er ihre Gemeinschaft als sogenannte „Fromme Vereinigung“ (Pia Unio) unter dem Namen „Dienerinnen Christi“ neu gründen werde, erinnerte sich Bischof Bertram: „Eine schlichte Bezeichnung und doch ein großes Programm, in dem alles enthalten ist, was eine Gemeinschaft in der Nachfolge Christi und auf dem Weg der ignatianischen Spiritualität braucht!“ Die Gemeinschaft, die sich inzwischen zu einer Kongregation Bischöflichen Rechts entwickelt hatte, sei seitdem froh weitergewachsen und zähle nun auch kenianische Schwestern in ihren Reihen: „Welch eine frohe Entwicklung aus schwierigen, tastenden Anfängen!“
Beim Lesen der Ordensgeschichte falle die Aufrichtigkeit und der „gesunde Realismus“ auf, mit dem die Schwestern auf Probleme zugegangen seien und immer noch zugingen, betonte der Bischof. Bereits die Anfänge in Deutschland seien ein Wagnis gewesen, als sich die eigentlich im sozialistischen Jugoslawien beheimatete Gemeinschaft auf den Weg gemacht habe, um bei seinem Vorgänger Bischof Stimpfle ein offenes Ohr zu finden. Seitdem folgten die Schwestern dem Vorbild des Gekreuzigten in vielerlei Weise: „Sie begegnen Christus in alten und kranken Menschen, in Kindern und Jugendlichen, in den nach Orientierung Suchenden ebenso wie in den um Gebetserhörung Flehenden, in der Pfarrseelsorge und in den Armen der Südsee“.
Dieses Vorbild Christi werde am Christkönigsfest in besonderer Weise ersichtlich. Der Zimmermannssohn aus einer galiläischen Kleinstadt sei bewusst den Weg der „Entäußerung“ gegangen und nicht den der Selbsterlösung, Stärke und Macht: „Unser Selbstverständnis muss am Leben des unscheinbaren, bescheidenen, ‚sanftmütigen‘ Rabbi von Nazaret Maß nehmen. Es ist die Diakonie und nicht die Herrschaft, die er uns vorgelebt hat.“ Dieser Weg der Demut und des Dienens aber sei nicht unbedingt konfliktfrei. „Als Christin und Christ gerät man, ohne es zu wollen, in Widerspruch zu den ungeschriebenen Gesetzen der Gesellschaft und wird zum Stein des Anstoßes, wie wir es bei Jesus, den Aposteln und bei vielen seiner Heiligen sehen“, so der Bischof.
In solchen Situationen sei es wichtig, eine starke Gemeinschaft Gleichgesinnter um sich zu wissen, so wie die Kirche insgesamt auch nur synodal in der „Weggefährtenschaft aller ‚Menschen guten Willens‘“ sein könne. Genauso dürfe die Kirche nicht um sich selbst kreisen, sondern müsse immer nach außen hin gerichtet sein. Das Vorbild dafür sei der Wanderprediger Christus, der als „Fußgängergott“ auf die Menschen zugegangen sei. Dieses Zugehen auf die Menschen verkörperten exemplarisch die Dienerinnen Christi, denen der Bischof abschließend wünschte, „dass Sie, jede einzelne von Ihnen, immer tiefer in das Geheimnis Ihrer Berufung hineinwachsen und Ihr ganz persönliches Magnificat sprechen können, voller Dankbarkeit für die wunderbare Erwählung Gottes. Amen.“
Im Vorfeld des Gottesdienstes hatte Bischof Bertram den Schwesternkonvent in Königsbrunn besichtigt und dort zwei Statuen des heiligen Bistumspatrons Ulrich gesegnet. Das Pontifikalamt wurde von zwei Bischöfen aus dem ehemaligen Jugoslawien als Zeichen der Verbundenheit und Ausdruck der Ursprünge des Ordens konzelebriert. Neben Bischof Bertram feierten somit der Bischof von Banja Luka in Bosnien und Herzegowina Franjo Komarica sowie der emeritierte Bischof von Kotor in Montenegro Iliija Janjić den Festgottesdienst mit. Dazu kamen zahlreiche weitere Priester und Diakone aus dem Bistum Augsburg sowie aus Österreich und Kroatien.
Die Gemeinschaft der Dienerinnen Christi geht zurück auf eine 1890 in Sarajewo erfolgte Ordensgründung durch den damaligen Erzbischof von Vrhbosna, Josip Stadler. Nach einer Neustrukturierung der ursprünglichen Gemeinschaft ersuchte eine kleine Gruppe an Schwestern den damaligen Bischof von Augsburg Josef Stimpfle, eine Neugründung des Ordens im Bistum Augsburg zu ermöglichen. 1972 erfolgte diese Neugründung als Pia Unio unter dem Namen „Dienerinnen Christi“. 1985 wurde die Gemeinschaft zu einer Kongregation bischöflichen Rechts erhoben. Der Orden betreibt mit dem Mutterhaus Königsbrunn und einem kleinen Konvent in Wigratzbad zwei Niederlassungen im Bistum Augsburg sowie drei weitere in Österreich und Kroatien. Insgesamt gehören der kleinen Gemeinschaft 37 Schwestern an. Der Orden engagiert sich vor allem in der Alten- und Krankenpflege, der Kindererziehung sowie der Pfarrseelsorge vor Ort, betreibt aber auch den Klosterladen in Wigratzbad und ist zuletzt in Kenia und Haiti karitativ und missionarisch tätig.
 
                             
                             
                             
                            
