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Wangen im Allgäu

Ulrichsbruderschaft: Aus dem Lebenszeugnis erwächst Autorität

12.07.2023

Seit 1515 existiert in Wangen im Allgäu (Bistum Rottenburg-Stuttgart) die Priesterbruderschaft St. Ulrich. Seit diesem Mittwoch gehört auch Bischof Bertram dazu: Während eines festlichen Gottesdienstes in der Martinskirche wurde er am Mittwoch in den Kreis der Mitglieder aufgenommen. In seiner Predigt redete dieser den anwesenden Geistlichen ins Gewissen und ermutigte sie „Boten der Liebe Gottes“ zu sein.

Der Priester als Guter Hirte:

Prinzipiell sei es doch so, dass nur derjenige erfolgreich leite, der selber tue, was er sage. Als Priester könne man sich dabei immer an Jesus als dem „obersten Hirten“ orientieren: „Auf ihn sollen wir schauen, der durch sein Leiden und Auferstehen die ganze Welt mit sich versöhnt hat.“ Ein schlichtes Lippenbekenntnis reiche nicht aus. Angesichts der verstärkt aufkommenden Diskussion um die geistlichen Ämter fand Bischof Bertram klare Worte: „Reformdebatten haben ihre Berechtigung und sind meines Erachtens wichtig, damit Kirche nicht bei sich stehen bleibt. Wenn sie aber an den innersten Kern von Kirche gehen, wird sie ,geistlich hohl‘ und kann ihren von Jesus Christus anvertrauten Heilsauftrag nicht mehr erfüllen.“ Gleichzeitig seien alle Getauften, insbesondere die Priester, zu einem Leben in „Demut und Dienst“ angehalten. Das eigene Wirken müsse daher auch immer selbstkritisch hinterfragt werden.

Bischof Ulrich als glaubwürdiges Vorbild für die Bruderschaft:

Mit Blick auf den Bruderschaftspatron ließe sich erkennen, dass selbst der später heiliggesprochene Bischof Ulrich ganz unterschiedliche Charaktereigenschaften in sich vereint habe. Oftmals würde man aber ein verkürztes und glorifizierendes Bild von ihm in Literatur und Kunst wiederfinden. Seine Vita, die bereits rund 20 Jahre nach seinem Tod entstanden sein muss, betone hingegen auch dessen einfühlsamen und fürsorglichen Eigenschaften. Bischof Bertram: „Unermüdlich kümmerte sich der hl. Ulrich um die materielle wie auch seelische Versorgung der Bevölkerung seines Bistums, die weithin von schwerer körperlicher Arbeit in der Landwirtschaft und im Handwerk geprägt war sowie bedroht von Krankheit und Krieg. Er sorgte für eine solide Ausbildung der Kleriker und für den Schutz der Bevölkerung. Er selbst pflegte einen asketischen Lebensstil und war gleichzeitig äußerst freigiebig gegenüber den Bedürftigen.“ Doch nicht nur seine beeindruckende Frömmigkeit steche hervor, sondern auch seine gewinnende Heiterkeit und sein diplomatisches Geschick.

in seiner Predigt redete Bischof Bertram den anwesenden Geistlichen ins Gewissen und ermutigte sie „Boten der Liebe Gottes“ zu sein. (Foto: Pfarrei Wangen)
in seiner Predigt redete Bischof Bertram den anwesenden Geistlichen ins Gewissen und ermutigte sie „Boten der Liebe Gottes“ zu sein. (Foto: Pfarrei Wangen)

Einfühlsam könne aber nur derjenige sein, der „mit dem Herzen hören“ könne. Wer das tue, schenke den „Marktschreiern unserer Tage bewusst kein Ohr, die einem sagen wollen, was ,in‘ ist.“ Eine Berufung, egal welcher Art, müsse sich aber auch im Alltag bewähren können. Hier gebe es, so der Bischof, auch Grenzen und Rückschläge zu verkraften. Generell, aber auch in den Reformdebatten unserer Zeit, sei es aber wichtig, in gegenseitiger Achtung offen miteinander umzugehen: „Das heißt aber auch, sich in Geduld im Miteinander zu üben, eben einander mit einem ,hörenden Herzen‘ zu begegnen.“

Hintergrund:

Kurz vor der einsetzenden Reformation hatten vier Pfarrer aus Wangen, Ratzenried, Niederstaufen und Oberreitnau im Jahr 1515 eine Bruderschaft unter dem Patronat des heiligen Ulrich ins Leben gerufen. In den Gründungsstatuten gaben diese an, dass die Mitglieder in einen „Wetteifer der Liebe“ eintreten und „gegen die Lauheit der Zeit“ den Menschen ein Vorbild im Glauben sein sollten. Sie ist heute die weltweit einzige noch bestehende historische Priesterbruderschaft. Ihr dürfen aber immer nur maximal 100 Priester aus den Bistümern Rottenburg-Stuttgart und Augsburg angehören. Die jährlichen Versammlungen dienen dem Totengedenken und der Aufnahme neuer Bruderschaftsangehöriger. Zu den aktiven Mitgliedern gehören auch Kardinal Kasper, Weihbischof Karrer sowie weitere Domkapitulare und bekanntere Kleriker.