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Wichtiges
Bischöfliches Hirtenwort

„Unerschütterliches Gottvertrauen trägt, auch in Krisen und Zweifel“

24.09.2022

Augsburg (pba). In einem an diesem Wochenende in allen Gottesdiensten der Diözese verlesenen Hirtenwort ruft Bischof Dr. Bertram Meier zur „gegenseitigen Ermutigung in dunklen Zeiten“ auf. Angesichts zahlreicher Krisen wie der Corona-Pandemie, dem Ukraine-Krieg oder dem Klimawandel stellt der Bischof fest: „Jetzt ist die Zeit für eine Reform der Herzen: Nur die Liebe zählt.“

Für Bischof Bertram ist es wenig überraschend, dass sich angesichts vielfältiger Krisen Zweifel einstellen. Umso mehr ermutigt er dazu, zu den Zweifeln zu stehen und einander davon zu erzählen, und rät den Gläubigen: „Gehen wir transparent und konsequent mit unseren Zweifeln um! Wer glaubt, darf auch zweifeln.“ Echter Zweifel sei weder Skeptizismus noch Unglaube. Er gehöre, so Bischof Bertram, zum Glauben dazu.

In dem Hirtenwort wagt Bischof Bertram, wie er sagt, „einen Blick in die Zukunft“: „Der Kirche wird manches genommen werden: Geld, Personal, Immobilien, besondere Rechte. Bleiben die Lichter ausgeschaltet, ist das ein Fingerzeig. Dunkle Kirchen kündigen schwere Zeiten an. Es kann ungemütlich werden. Auch wenn wir den Gürtel enger schnallen müssen, Eines dürfen wir uns nicht nehmen lassen: unerschütterliches Gottvertrauen. Es macht krisenfest. Es trägt. Es lädt den seelischen Akku auf. Davon bin ich überzeugt.“

Das „Schiff der Kirche“ bewege sich derzeit auf schwerer See. Bischof Bertram: „Die Krisen bringen ans Licht, was schon länger im Untergrund schwelte. Vielfach wurde der Glaube einfach übernommen – aus Gewohnheit, aus Tradition, weil er zur Kultur gehörte. Doch ist der Glaube an Gott wirklich zu einem Teil von mir geworden? Habe ich ihn mir wirklich zu eigen gemacht – oder ihn nur übergestreift wie das Taufkleid, das mir einst angezogen wurde? Wie wetterfest ist mein Glaube?“

Der Bischof erinnert an die Worte von Papst Franziskus, der mitten in der Corona-Krise im März 2020, allein auf dem Petersplatz betend, gesagt hatte: „Wie die Jünger wurden wir von einem unerwarteten heftigen Sturm überrascht. Uns wurde klar, dass wir alle im selben Boot sitzen, alle schwach und orientierungslos sind. Alle sind wir dazu aufgerufen, gemeinsam zu rudern, alle müssen wir uns gegenseitig beistehen…Du, Herr, rufst uns auf, diese Zeit der Prüfung als eine Zeit der Entscheidung zu nutzen. Der Anfang des Glaubens ist das Wissen, das wir erlösungsbedürftig sind. Wir sind nicht unabhängig, allein gehen wir unter. Wir brauchen den Herrn so wie die alten Seefahrer die Sterne.“

Dabei, so Bischof Bertram, sei Glauben stets ein Wagnis: „Denn Gott“, so Bischof Bertram, „ist kein Lehrsatz, sondern ein Du, eine Person, ein Gegenüber, dem ich mich stellen muss. Sich für Gott zu öffnen erfordert bereits einen Akt des Vertrauens. Andererseits ist es auch eine bewusste Entscheidung, sich zu verschließen und nicht glauben zu wollen.“ Glaube, so der Bischof weiter, „ist kein Fürwahrhalten ohne Beweis, sondern Vertrauen ohne Vorbehalt.“

Das Hirtenwort des Bischofs wird im Bistum Augsburg am Sonntag in allen Gottesdiensten sowie am Samstagabend in den Vorabendmessen verlesen.