Verwandlung nicht nur von Brot und Wein
Zu Beginn des österlichen Triduums als Hauptfest der Christenheit steht der Gründonnerstag, in dem an das letzte Abendmahl Jesu mit seinen Jüngern erinnert wird. In einem Festgottesdienst im Hohen Dom wusch Bischof Bertram in Erinnerung des Dienstes Christi an den Menschen zwölf Jugendlichen aus dem Bistum die Füße und betonte in seiner Predigt, dass die Eucharistie nicht nur Brot und Wein verwandle, sondern auch den Menschen selbst.
Zunächst sei der Gründonnerstag aber vor allem ein Moment des Abschiedes, so der Bischof. Jesus feiere ein letztes Abendmahl, auf das der für seine Jünger plötzliche und schmerzhafte Abschied folge. Diese Erfahrung machten viele Menschen auch heutzutage noch, wenn eine geliebte Person von ihnen ginge: „Gerade die gemeinsamen Feste, die Mahlfeiern sind es, die in Erinnerung bleiben, auch wenn jemand schon gestorben ist: Da war er noch dabei, als wir unser Jahresessen hatten, und jetzt fehlt er uns.“
Mitten hinein in diesen dichten und emotionalen Moment des Abschieds seien dann auch die Worte Jesu gefallen: „Tut dies zu meinem Gedächtnis.“ Insbesondere das Brechen des Brotes sei dafür bis heute von zentraler Bedeutung: „Klingt das nicht fast gewaltsam? Das Brot wird gebrochen, geteilt. Wie das Weizenkorn in die Erde fällt und zerbricht, damit neues Korn wird, wie die Körner gemahlen werden, damit daraus Brot wird, so wird das Brot gebrochen.“ Nur so könne das Brot des Lebens auch anderen zuteilwerden, betonte der Bischof. Auch Jesus sei seinen Weg gegangen und am Ende am Kreuz zerbrochen.
In der Feier der Eucharistie werde jedes Mal aufs Neue deutlich, dass die Bindung Jesu zu seiner Kirche nicht abbreche. Selbst der Tod beende diese Gemeinschaft nicht. Jesus sei mit Leib und Blut auf dem Altar nach katholischer Glaubenslehre „real präsent“, also ganz und gar „für uns da“. Und doch würde im Moment des Hochgebetes mehr passieren: „Nicht nur Wein und Brot werden verwandelt, auch wir können uns wandeln. Wir selbst bleiben nicht, was wir vorher waren.“ Genau deswegen sei die Feier des Abendmahls auch mehr als ein Leichenschmaus, „der bald zweitausend Jahre nach denselben Ritualen abläuft.“ Christus selbst spreche die Einladung hierfür aus. Für die Gläubigen gehe es aber nicht an das Buffet vieler religiöser Angebote, „es gehe an den Tisch des Herrn, zum Mahl des Lammes.“
In Erinnerung an den Dienst Jesu, der während des letzten Abendmahles an seinen Jüngern als Zeichen seiner Liebe eine Fußwaschung vorgenommen hatte, waren zwölf Jugendliche aus verschiedenen Verbänden und Gruppierungen der Diözese in den Hohen Dom eingeladen worden. Dies basierte auf einer bewussten Entscheidung von Bischof Bertram, da junge Menschen „nicht nur Objekte unserer Seelsorge, sondern Subjekte einer lebendigen Kirche“ seien. Kirche und Jugend stünden dabei in einem wechselseitigen Dialog, der beide Seiten inspiriere. Das gemeinsame Ziel, das Evangelium stark zu machen, könne so besser erreicht werden. Vor allem aber wäre Folgendes wichtig: „Auch ein Bischof darf sich vor jungen Leuten bücken und ihnen die Füße waschen.“ Um den dienenden Charakter dieses Ritus zu unterstreichen legte er bewusst eine Diakonenstola an. Der von Bischof Bertram für die Gründonnerstagsliturgie gebrauchte Hirtenstab - ein Geschenk der Ordensgemeinschaften im Bistum - zeigte in seiner Krümme ebenfalls die Szene der Fußwaschung.
Im Anschluss feierten Bischof und Domkapitel die letzte Eucharistie vor der Osternacht. Um den besonderen Charakter des Gründonnerstags hierbei hervorzuheben, werden an diesem Tag traditionell die Worte „Das ist heute“ in das eucharistische Hochgebet eingefügt. Die Messe endete mit der Übertragung des Allerheiligsten und der Bitte: „Verbinde du unser Gebet mit deinem Beten in jener Nacht. […] Stehe allen Menschen bei, damit niemand untergeht in der Nacht des Leidens, der Sünde und des Todes.“ In Stille zogen die liturgischen Dienste anschließend aus dem Dom aus.
Musikalisch begleitet wurde die Abendmahlsfeier vom Domchor unter der Leitung von Domkapellmeister Stefan Steinemann. Der Chor sang die „Missa Sanctae Crucis“ des Liechtensteiner Komponisten Josef Gabriel Rheinberger. Zum Gloria der Messe erklangen letztmalig vor Ostern auch die Glocken und die Orgel.

