"Weil ich Christ bin – gerufen und unvertretbar" – Aufruf zur Pfarrgemeinderatswahl
Sowohl Generalvikar Harald Heinrich als auch Diözesanratsvorsitzende Hildegard Schütz schlossen ihre Berichte am Freitag der Herbstvollversammlung mit engagierten Plädoyers für die Pfarrgemeinderatswahlen: "Stellen Sie sich als Kandidaten zur Wahl, werben Sie in Ihren Pfarrgemeinden überzeugend um Kandidaten und gehen Sie auch selber zur Wahl am 25. Februar 2018!" (Hildegard Schütz)
Aus dem Bericht von Generalvikar Harald Heinrich
„Weil wir Christen sind!“
An die Auszeichnungen, die Bischof Konrad am 13. Oktober an 7 Priestern und 16 Laien vornahm, knüpfte Generalvikar Harald Heinrich seinen Bericht auf der Herbstvollversammlung des Diözesanrates an. Seine Worte können – wie bereits während der Ehrungen – als außerordentliche Wertschätzung des Engagements unzähliger Katholiken im Bistum Augsburg, seien sie Ehren- oder Hauptamtliche, Priester oder Laien verstanden werden; und damit der Sinn von kirchlichen Orden und Ehrungen überhaupt. Die betreffende Redepassage sei deshalb hier ausführlich wiedergegeben:
(…) ausgezeichnet ist unser Bistum durch alle, die auf ihre Weise und an ihrem Platz tun, was die Geehrten tun: das scheinbar Selbstverständliche, das, wofür man einmal angetreten ist und was man nicht bei Schwierigkeiten oder Erfolglosigkeit über Bord wirft, sondern was man durchträgt und unbeirrt fortführt; freilich mit wachem Geist dafür, wo nachjustiert, umgedacht, wieder neu Orientierung gesucht und angefangen werden muss. Ja, wir als Kirche von Augsburg „haben die Ehre“, dass Sie alle und die Unzähligen, die Sie mit Ihrem Mandat hier wiederum vertreten, in Kirche und Welt aufstehen, hinstehen, einstehen für unseren Glauben. Ja, mehr noch: Gott „hat die Ehre“, wenn Sie das tun. So kann ich nur sagen – auch im Blick auf die sich zu Ende neigende Amtszeit des Diözesanrats: „Vergelt’s Gott dafür!
Ausdrücklich betonte Msgr. Heinrich, dass seine Worte mit Bischof Konrad Zdarsa abgestimmt sind und somit als Lob und Auszeichnung aller entsprechend Engagierten im Bistum Augsburg verstanden werden können. Die mit dem päpstlichen Ehrenkreuz „Pro Ecclesia et Pontifice“ ausgezeichnete Diözesanratsvorsitzende sah sich noch einmal einer ausführlichen Laudatio ihres Generalvikars ausgesetzt, der betonte,
dass Frau Schütz dieses Amt verbindet mit langjähriger Verantwortung in Pfarrgemeinderat, Pastoralrat und Dekanatsrat. Und wer Frau Schütz auch nur ein wenig kennt, weiß, dass das nichts mit Funktionärstum zu tun hat, sondern mit der festen inneren und tätigen Überzeugung, dass der Einsatz in Pfarrei und Pfarreiengemeinschaft, in Dekanat und Diözese von Vernetzung, von Zusammenschau und Zusammenführung lebt; sonst verselbständigen sich die Dinge, verlieren die Bodenhaftung. Dass Sie sich mit dem Blick aufs Ganze einbringen und in diesem Ihrem Naturell auch für ein gutes Miteinander zwischen Rätestruktur und Amt, zwischen Diözesanrat und Bistumsleitung gesorgt haben, hat Vertrauen gestiftet. Wenn ich Ihnen hier vor versammeltem Diözesanrat nochmals zur Ehrung gratuliere, dann im wörtlichen Sinn: mit hohem Dank für alles, was Sie damit für die Kirche von Augsburg tun und, mehr noch, sind!
Unter den Geehrten, die der Generalvikar in seinem Bericht exemplarisch herausgriff, befanden sich auch zwei Frauen aus der Flüchtlingsarbeit in Krumbach, stellvertretend für den Krumbacher Flüchtlingshilfe-Verein, „für die Zahl von weiterhin Aufmerksamen und Tätigen für die Fremden bei uns“. Deshalb sei auch diese Passage aus dem Bericht des Generalvikars hier ausführlich wiedergegeben:
Die Erstversorgung der großen Zahl von Ankommenden ist ja nur eine Seite des Problems; die Zahlen von Neuankömmlingen ist deutlich gedrosselt, die hier lebenden Flüchtlinge in eine neue Phase getreten: Wohnungssuche steht an, raus aus den Asylunterkünften – sie ist fast aussichtslos; Arbeitssuche, die über viele mentale und rechtliche Hürden muss; Zäher ist es geworden, vor Ort Unterstützung zu leisten; mühsamer wird manches angesichts neuer staatlicher Vorgaben, die Frage wirklich menschlicher Regelungen der Politik bleibt virulent. Viele Nöte können wir aber nicht „abschieben“ oder wenigen Unbeirrbaren in der Flüchtlingsarbeit überlassen. Manchen Themen müssen wir uns jetzt neu stellen – etwa: Was tun wir zur Integration von Flüchtlingen in unsere christlich geprägte Welt? Wieviel Information und Verstehenshilfen müssen wir geben? Wie sensibel müssen wir auch Angebote machen für Personen, die Interesse für unseren Glauben verspüren? Trotz gesunkener Flüchtlingszahlen halten wir unsere Flüchtlingsberater und das verstärkte Angebot etwa auch in der Schwangerenberatung.
Bei aller „Stellvertretung“ und Mit-Ehrung der Vielen, die mit Ordensträgern zusammenwirken, bleibt doch: Geehrt werden Einzelne. Ja, das erinnert: Du und ich, wir sind persönlich gefragt. Mit den Gaben, den Zeitbudgets, den Grenzen, auch den Verletzungen, die wir als Menschen, als Christen, als Engagierte auch schon eingesteckt haben. Du und ich, wir sind gefragt, zu antworten auf den Ruf, der sich in der nicht nur rosigen Situation der Kirche heute, meiner Gemeinde, der Flüchtlinge und Obdachlosen, der beängstigenden Weltsituation mit ihren Kriegen, Katastrophen und neuen Bedrohungsszenarien bei mir Gehör verschafft. Du und ich, in der Antwort auf diesen Ruf sind wir unvertretbar. Dafür standen vor zwei Wochen hier 23 Frauen und Männer auch auf der Bühne. „Zukunft gestalten. Weil ich Christ bin!“ Gut, dass sich die Verantwortlichen für diesen Slogan zur Pfarrgemeinderatswahl am 25. Februar entschieden haben. Keine Appelle, keine Programme, keine Sonntagsreden über das Ehrenamt. Weil ich Christ bin – gerufen und unvertretbar – und weil es Christsein ohne den roten Faden „Zukunft“ gar nicht gibt. Das Leben kommt nie von hinten, sondern immer von vorn – das wissen wir seit der Auferstehung Jesu. Dass wir mit dieser Sicht Viele anstecken, auch rund um die Wahlen, ist zu wünschen. Dass Zukunft weder die kontinuierliche Verlängerung alles Gekannten und Liebgewonnenen sein muss noch im „immer Mehr“ und „Größer“, das ahnen und verstehen wir allmählich – dafür stand auch mein Bericht heute. Dass das Vertrauen in die Zukunft, die Gott schenkt und an der wir mit formen können, stärker ist als die Sorge, ob wir ausreichend Kandidaten finden, wünsche ich Ihnen allen. Weil Zukunft von Kirche ist, wo Du und ich Jesu Auferstehung in der Eucharistie mitfeiern; wo Du und ich zum Beten, zum Austausch, zum Engagement zusammenkommen und es dann ja schon die Zwei sind, in deren Mitte der Herr ist; wo Du und ich dem Geringsten der Brüder und Schwestern menschlich begegnen und dabei den Herrn selber finden, das reden nicht wir uns ein, sondern das ist uns verheißen! Weil wir Christen sind!
Lesen Sie hierzu den Bericht von Generalvikar Harald Heinrich im Ganzen, der bspw. auch lesenswerte Passagen zum Thema „Welttag der Armen“ (Papst Franziskus) und Engagement für Wallfahrt und Brauchtum enthält (siehe PDF am Ende des Berichts).
Bericht der Diözesanratsvorsitzenden Hildegard Schütz
Aufruf zum Nachdenken – Aufruf zur Pfarrgemeinderatswahl
2015 erschien die Enzyklika „Laudato si“, 2016 widmete der Diözesanrat deren Hauptanliegen, dem Umweltschutz, den „Tag der Pfarrgemeinderäte“ und pflanzte symbolisch einen Baum. Und während im Jahr 2017 fortwährend Unwetter und Stürme die USA verwüsten, kündigt deren Präsident den Ausstieg seines Landes aus dem Pariser Klimaabkommen an. Aber auch „die Manipulation des Abgasausstoßes von Dieselmotoren, Gift in Hühnereiern“ erscheint nach Schütz als eklatanter Widerspruch dazu, „dass wir als Schöpfungspartner Gottes verantwortlich sind für unsere Mitmenschen und für unsere Umwelt, wie es Papst Franziskus in seiner Enzyklika ‚Laudato si‘ betont. Opfern wir alles ohne Gewissensregung der Profitgier von einigen wenigen?“
Der Bericht der Diözesanratsvorsitzenden schloss mit einem engagierten Aufruf zur Pfarrgemeinderatswahl:
Am 25. Februar 2018 finden in unserer Diözese Wahlen zum Pfarrgemeinderat statt. Wir leben in einer Kirche, die rasanten Veränderungen unterworfen ist. In mehreren Diözesen sind Strukturreformen in vollem Gange und deshalb stellt sich die Frage: Brauchen wir überhaupt einen Pfarrgemeinderat vor Ort in unseren Pfarrgemeinden?
Als Laien kommt uns, ohne den Heilsdienst zu vernachlässigen, speziell der Weltauftrag zu. Das bedeutet: als Laien leben wir in Familien, am Arbeitsplatz, in den Gemeinden vor Ort, wir nehmen Entwicklungen in der Gesellschaft, im Sozialbereich, in der Wirtschaft und in der Politik wahr. Als gläubige Christen und besonders als Pfarrgemeinderäte tragen wir den Geist des Evangeliums in die Welt von heute, indem wir versuchen das Evangelium Jesu Christi mit unserem heutigen Leben kreativ zu verbinden.
Pfarrgemeinderäte sind Ansprechpartner in ihren Gemeinden, besonders wenn kein Seelsorger vor Ort ist und die Öffnungszeiten des Pfarrbüros kurz sind. Sie tragen zum Zusammenhalt der Gemeinde bei und wirken nach außen auf die Menschen in ihrer Gemeinde. Papst Franziskus hat katholische Pfarreien dazu ermutigt, in engem Kontakt mit dem Zuhause der Leute zu stehen, mit dem Alltag der Gesellschaft, nicht nur Büros zu sein.
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Wahlen dienen der Legitimation der Pfarrgemeinderäte vor Ort, wie es in der von unserem Bischof im Juni 2013 in Kraft gesetzten Satzung heißt, und ermächtigen sie im Sinne der Pfarrei aktiv zu werden. Gerade deshalb ist es wichtig, dass in jeder Pfarrei ein Pfarrgemeinderat gewählt wird und zwar mit einer guten Wahlbeteiligung.
Nur dann können Pfarrgemeinderäte sich um die verschiedenen Themenbereiche in ihrer Pfarrei kümmern, mit ihrer Überzeugungskraft einstehen für ihren Glauben, für Mitmenschlichkeit, Zuwendung und Gerechtigkeit und somit der Kirche vor Ort ein menschliches Gesicht geben.
So appelliere ich an Sie alle, die Sie als Laien hier im Diözesanrat sind, stellen Sie sich als Kandidaten zur Wahl, werben Sie in Ihren Pfarrgemeinden überzeugend um Kandidaten und gehen Sie auch selber zur Wahl am 25. Februar 2018!
Lesen Sie auch hierzu die schriftliche Vorlage des Berichts der Diözesanratsvorsitzenden.