„Wir sind nur Gast auf Erden!“
Was heißt hier eigentlich Flüchtling? Wer ist wo daheim? Und überhaupt: wem gehört eigentlich was? Scheinbar ist das schon fest ausgemacht und verteilt. Klarer Fall von Besitzstand.
Aber mit Verlaub: Die Erde gehört uns nicht! Wir haben sie nicht erdacht und auch nicht erschaffen. Die Erde ist uns anvertraut von einem ganz anderen, den wir GOTT nennen. Wir sind nicht Eigentümer, sondern Treuhänder dieser Welt. Oder wie es ein Kirchenlied so schön zum Ausdruck bringt: „Wir sind nur Gast auf Erden!“ Und eben diese Gastfreundschaft hat Gott allen Menschen gleichermaßen gewährt. Für Gott gibt es darum keine Gäste erster, zweiter und dritter Klasse. So wie es auch keine „Dritte Welt gibt“ (wir haben nicht einmal eine zweite… nur die eine!) Für uns Christen sollte das ohnehin klar sein: Beten wir nicht mit Jesus Christus immer wieder zu unserem Vater im Himmel. Übrigens: Wenn wir nur Gast auf Erden sind, wissen wir damit auch wo wir eigentlich herkommen und damit eigentlich hingehören: „Unsere Heimat ist aber im Himmel!“ (Phil. 3,20) Freilich wollen wir uns nicht auf den Himmel vertrösten. Knien wir uns lieber hinein in das Erdreich dieser Welt. Wie das geht, hat uns Gott in Jesus Christus vorgelebt… Gott ist schließlich Mensch geworden! Und dabei hat er sich nichts erspart. Die schlimmste Erfahrung schildert das Johannesevangelium gleich zu Beginn: „Er kam in sein Eigentum, aber die Seinen nahmen ihn nicht auf“, heisst es gleich zu Beginn bei Johannes (Joh 1,11).
Gott ein Mit-Flüchtling
Sichtbar wird dies gleich zu Beginn in einer schweren Geburt. Betlehem – ist kein Grund zu weihnachtlichem Wohlbehagen, schon viel eher Ort einer schweren Geburt. Und dann ist Jesus auch schon auf der Flucht. Gott ein Flüchtling auf Erden! Später wird Jesus das Reich Gottes verkünden und genau deshalb selbst „heimatlos“ in dieser Welt bleiben. Ja, der Menschensohn hat nicht einmal einen Ort, wo er sein Haupt hinlegen kann. (vgl. Mt 8,20) Im Angesicht seiner Kreuzigung gibt der Gottessohn für uns Menschen sein letztes Hemd…. und dann auch noch sein Leben hin! Gott kann mit reden, wenn es um Not und Leiden des Menschen geht. Die schlimmsten Erfahrungen der Menschen hat er am eigenen Leib -am Leib Christi- durchlitten …und er leidet auch heute mit. Mit den Millionen Flüchtlingen unserer Tage. In jedem dieser Menschen erreicht uns die Bitte Jesu: „Seid barmherzig, wie euer Vater barmherzig ist!“ (Lk. 6,36) Aber ist nicht „Barmherzigkeit“ zu einem Fremdwort geworden. „Gnade und Barmherzigkeit“ . Wer versteht das heute noch. Und doch brauchen wir beides – dringend nötig! Nur mit Gnade und Barmherzigkeit werden wir am Ende überleben.
Seid barmherzig!
Kennen Sie die Werke der Barmherzigkeit? Kriegen wir sie noch zusammen?
Hungrige speisen
Durstige tränken
Fremde beherbergen
Nackte kleiden
Kranke pflegen
Gefangene besuchen
Tote bestatten
Das müssen wir schaffen! Denn „Was ihr einem meiner geringsten Brüder getan habt, das habt ihr mir getan.“ (Mt 25,40) Es geht nicht nur an einen Dienst an Menschen. Es geht um unseren Gottesdienst. Nächstenliebe und Gottesliebe sind nicht voneinander zu trennen. An diesem Doppelgebot der Liebe hängt das ganze Gesetz samt den Propheten, sagt Jesus. (vgl. Mt 22, 37-39) Daran hängt alles.
Mutter Teresa hat das zuinnerst verstanden und darum zuvor gebetet. „Am Morgen bete ich Christus in der Hostie an, am Tag in den Ärmsten der Armen.“ Barmherzigkeit ist damit ausdrückliche Würde in der Begegnung von Mensch zu Mensch, von Mensch zu Gott. Darum hat Mutter Teresa auch gebetet: „Mach uns würdig, Herr, unseren Mitmenschen in der ganzen Welt, die in Hunger und Armut leben und sterben, zu dienen.“
Gehen wir wie Jesus an den Rand!
Papst Franziskus schickt uns neuerlich hinaus an die Grenzen zu den Menschen an die Ränder, an die existentiellen Peripherien (vgl. Ev. Gaud. 49). Denn dort begegnen wir Christus wirklich. Und wenn wir Christus helfen wollen, müssen wir dort sein, wo er ist. Er war und ist immer bei den Armen, Entrechteten, bei den Schwachen und Verfolgten. Darin sieht Franziskus die „Logik des Evangeliums“ als eine „Logik der Hingabe“. Und er erwartet konkrete Taten der Aufnahme von Flüchtlingen. (Vgl. auch sein Apostolisches. Schreiben zum Jahr des geweihten Lebens II 4) Als Antwort auf den Anruf Jesu: „Ich war fremd und obdachlos und ihr habt mich aufgenommen.“ (Mt 25,35) Das bedeutet freilich auch die Unterstützung all jener Bemühungen, die einer Verbesserung der Lebensbedingungen in den Herkunftsländern dienen. Und damit all den Vielen zu Gute kommen, die nicht ihre Land verlassen können oder in ihrer Heimat bleiben wollen. Denn niemand verlässt leichtfertig den Ort, wo seine Wurzeln sind.
Das Jahr der Barmherzigkeit
Am 08. Dezember wird Papst Franziskus ein außerordentliches Heiliges Jahr, ein Jahr der Barmherzigkeit eröffnen. Und damit uns einladen im Blick auf Jesus Christus uns neu ansprechen zu lassen von dieser Herzenshaltung Gottes. Haben wir dabei keine Angst, wir könnten etwas verlieren, wenn wir geben. Im Gegenteil: wir werden gewinnen. Denn am Ende gehört uns wirklich nur das, was wir hergeschenkt haben.
Reich ist wer viel hat.
Reicher ist, wer wenig braucht: die glücklichsten Menschen leben nicht in den reichsten, schon eher in den ärmeren Gegenden dieser Welt…
Am reichsten ist, wer viel gibt.