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100+2 Jahre: Pfarrhaushälterinnen feiern Jubiläum

16.05.2022

Zwei Jahre mussten sie darauf warten, nun war es endlich soweit: Die Berufsvereinigung der Pfarrhaushälterinnen in der Diözese Augsburg konnte diesen Montag in Augsburg ihren 100. Geburtstag nachfeiern. Bischof Bertram betonte den bei allem Rollenwandel gleichbleibend hohen Wert ihrer „zukunftsfähigen und zukunftsweisenden“ Arbeit.

Die Diözesanvorsitzende der Pfarrhaushälterinnen-Vereinigung Barbara Götz betonte in einer eigens zum Jubiläum veröffentlichten Festschrift, dass es „gut und notwendig“ sei, sich zu erinnern: „Es ist nichts selbstverständlich, wovon wir heute leben; vieles wurde grundgelegt und die nächsten Generationen bauen darauf weiter. Veränderungen sehen und die nötigen Schritte tun, ist für jede Gemeinschaft notwendig.“ Besonders liege dem Verband am Herzen, dass Frauen über ihn sicht- und hörbar würden und sich gegenseitig unterstützen könnten. Auch die Bundesvorsitzende Petra Leigers, die extra zu dem Festakt angereist war, unterstrich die Bedeutung des Vereins für Frauen, die ihren Beruf oftmals auch als Berufung verspürten: „Vieles, auf das wir rückblickend schauen, kommt uns heute noch zugute.“ Die Frauen und Männer in der über hundertjährigen Geschichte des Vereins hätten „miteinander und füreinander“ gehandelt und sich unermüdlich für Verbesserungen im Leben der Pfarrhaushälterinnen eingesetzt.

Diözesanvorsitzende Barbara Götz.

Diözesanvorsitzende Barbara Götz.

Bischof Bertram legte in seiner Predigt zum Pontifikalamt in der Ulrichsbasilika den Fokus auf das nicht immer einfache Miteinander von Geistlichen und Haushälterinnen, wobei er eingangs den Liedtext „Das bisschen Haushalt… sagt mein Mann“ aus dem Jahr 1977 zitierte. „Frau und Mann: ein interessantes, aber nicht unproblematisches Verhältnis“, so der Bischof dazu. Die Kirchen könnten zu diesem Thema vieles, nicht immer Erfreuliches erzählen: „Trotzdem dürfen sie nicht schweigen. Wer aus heutiger Perspektive zurückschaut, nimmt wahr: Zurücksetzungen und Verletzungen, Rollenzwänge und Handlungsmuster, Machtverteilung und Unterdrückung – zugunsten der Männer versteht sich.“

Vor diesem Hintergrund sei es wichtig, dass der Dienst der Pfarrhaushälterinnen immer als Miteinander und gegenseitiges Nehmen wie Geben geschehe, "ganz gleich ob in der Familie, im Pfarrhaus oder in der Gesellschaft. Wir Männer, auch wir Priester, Pfarrer und Bischöfe – das muss ich ehrlich sagen – lassen es da oft an Aufmerksamkeit und Dank fehlen“, so der Bischof. Gleichzeitig wandle sich das Profil der Berufsgruppe im Moment erheblich. Auf der einen Seite wollten sich viele junge Priester heutzutage selbst versorgen, während andererseits viele Pfarrhaushälterinnen mittlerweile selbst eine Familie hätten. Dennoch sei er überzeugt, „dass ein geschwisterliches Miteinander, christliches Zeugnis Seite an Seite, eine bewährte Lebensform ist. Pfarrhausfrauen sind kein Auslaufmodell, sondern zukunftsfähig und zukunftsweisend. Neue Rollen – andere Aufgaben!“

Der Festgottesdienst fand in der Basilika St. Ulrich und Afra statt.

Der Festgottesdienst fand in der Basilika St. Ulrich und Afra statt.

Der Beruf der Pfarrhaushälterin habe auch eine wichtige geistliche Dimension und bedürfe daher auch eines geistlichen Miteinanders und Austausches der Haushälterinnen untereinander. Daher sei es gut, dass es mit der Berufsgemeinschaft nun schon seit über einem Jahrhundert eine klare Interessenvertretung und auch Plattform für einen solchen Austausch gebe. Seit 1920 schüfen sie mit ihrer Arbeit und in ihrem Herzen Wohnung und Bleibe für Gott, „der versprochen hat, für alle, die glauben, im Hause seines Vaters eine Wohnung vorzubereiten (Joh 14,2). Möge er damit Ihre Erwartungen weit übertreffen! Amen.“

Der Verein der Katholischen Pfarrhaus-Angestellten in der Diözese Augsburg e.V. wurde am 25. Oktober 1920 gegründet und ist unter allen Berufsvereinigungen von Pfarrhaushälterinnen in Deutschland die Zweitälteste. Hintergrund war neben der Vernetzung untereinander und der religiösen Vertiefung des eigenen Tuns vor allem der Aufbau einer starken Vereinigung, die faire Löhne und vor allem eine gesicherte Altersvorsorge für die damals wie heute oft übersehene Berufsgruppe sicherstellen konnte. Von 1928 bis 2002 betrieb der Verein dazu ein eigenes Altersheim, das später in das Caritas-Seniorenzentrum St. Verena in Augsburg überführt wurde. 2008 wurde das vereinseigene Haus St. Verena am Dom eröffnet, in dem Pfarrhaushälterinnen und auch Priester eine Ruhestandswohnung finden können. In der Diözese Augsburg sind heute (Stand: Juli 2021) noch rund 290 Haushälterinnen in Teil- und Vollzeit angestellt, von denen über 200 in der Berufsgemeinschaft organisiert sind.