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150 Jahre St. Johannes Baptist in Bad Hindelang

02.10.2022

Bad Hindelang (pdsf). „Die Kirche ist eine Baustelle und kein bombensicheres Gebäude“, betonte Bischof Dr. Bertram Meier am Sonntag in Bad Hindelang, wo die Kirche St. Johann Baptist den 150. Jahrestag ihrer Kirchweih sowie die Fertigstellujng des ersten Renovierungsabschnitts feierte: Vielmehr bestehe Kirche aus lebendigen Steinen, die weiter wachsen mögen. 

Damit griff Bischof Bertram weiter die Eingangsworte des Leiters der Pfarreiengemeinschaft Hindelang Pfarrer Martin Finkel auf. Schon bei einer Visitation vor einigen Jahren habe er sich selbst davon überzeugen können, dass es in Bad Hindelang Menschen gebe, die ebenjene “lebendige Steine” in der Kirche seien, so der Bischof weiter. 

Am Schutzengelfest habe Bischof Pankratius von Dinkel (1811-94) am 2. Oktober im Jahr 1873 die Kirche St. Johann Baptist geweiht, erinnerte Martin Finkel zu Beginn des Pontifikalamtes, das vom Kirchenchor Concordia musikalisch gestaltet wurde. Pfarrer Hans-Ulrich Schneider (Rosshaupten) und der Ruhestandsgeistliche Karl Laurer (Missionspriester in Venezuela, momentan Bad Oberdorf) konzelebrierten. Zur Begrüßung des Bischofs spielten die Hindelanger Alphornbläser, eine Abordnung der Harmoniemusik brachte dem Ehrengast auf dem Kirchplatz ein Ständchen. 

In seiner Predigt verwies der Bischof auf die Tageslesung: „Schäme Dich nicht des Zeugnisses für unseren Herrn, sondern leide mit mir für das Evangelium!“ (2 Tim 1,8). Dieses Wort sei in der momentanen kirchlichen Situation hochaktuell. Timotheus werde von Paulus auf die wichtigen spirituellen Gaben Gottes hingewiesen, „Kraft, Liebe und Besonnenheit“. Diese Gaben befähigten die Gläubigen unter anderem zur Besonnenheit, etwa, wenn wir uns angegriffen fühlten, betonte Bischof Bertram: „Wir streiten schon genug, auch in der katholischen Kirche. Das bringt uns nicht weiter“. Vielmehr bräuchten wir Orientierung gebende, gesunde Worte von Menschen, die in der Kirche an einem Strang zögen.

Unter dem Gerüst im Chorraum (v.l.): Ruhestandsgeistlicher Karl Laurer, Pfarrer Hans-Ulrich Schneider, Bischof Bertram und Pfarrer Martin Finkel.

Unter dem Gerüst im Chorraum (v.l.): Ruhestandsgeistlicher Karl Laurer, Pfarrer Hans-Ulrich Schneider, Bischof Bertram und Pfarrer Martin Finkel.

Der Landsberger Geigenbauer Martin Schleske habe gesagt: „Die ganze Schule des Lebens besteht darin, unsere Angst zu überwinden.“ Er erzähle folgende Geschichte: „Ein Mensch kam an einen einsamen, spiegelglatten Gebirgssee, der deshalb so ruhig war, weil er nicht gestört wurde.” Übertragen auf die Seele bedeute dies: Wie der See könne die Seele ruhig werden, weil sie gelassen werde. Das greife der Psalm 131,2 auf: „Herr lass meine Seele ruhig werden und still, wie ein kleines Kind bei der Mutter“, der sich als Gebet zur Selbstbesinnung und zur Stärkung des Glaubens empfehle, bemerkte der Bischof. Sogar die Apostel hätten Jesus gebeten: „Stärke unseren Glauben!“ (Lk 17,5). Denn wenn wir glaubten, setzten wir unser Vertrauen auf die Nähe, den Beistand Gottes, führte er aus.

Heute werde in St. Johann Baptist die 150. Wiederkehr der Kirchweihe dieses neugotischen Gotteshauses gefeiert - ein ambitionierter, lichtdurchfluteter Bau nach der Mode der Zeit, die den spirituellen Bedürfnissen und der Frömmigkeit der Zeitgenossen Rechnung trug, ging Bischof Bertram auf das Jubiläum ein. Neben vielen anderen Heiligendarstellungen befinde sich seit 1869 auch eine Darstellung der Marienerscheinung von La Salette. Angebracht wurde diese Figurengruppe, die die Jungfrau Maria mit den Seherkindern zeigt, gegenüber der Kanzel. „Mir scheint, dies beinhaltet eine Botschaft für den Prediger: Er soll gleich den hörenden Kindern nur weitergeben, was er selbst empfangen hat“, so der Bischof. Dieses Vermächtnis gelte es zu beherzigen, der Glaube komme vom Hören auf Gottes Wort, vom Schauen auf die Muttergottes und ihr Leben. „Nehmen wir uns ein Beispiel an ihr – jetzt im Rosenkranzmonat und in der kommenden Winterzeit“, schloss Bischof Bertram.