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Wichtiges
1000 Jahre Mering

„Lebensspur in unserem Herzen“

01.10.2022

„Eine schier unüberschaubare Zeitspanne“ sei es, die von der ersten urkundlichen Erwähnung des Marktes Mering vor über tausend Jahren bis in die heutige Zeit hineinreicht, betonte Bischof Bertram am Samstagabend bei der ökumenischen Jubiläumsfeier der Lechraingemeinde. Gemeinsam mit dem evangelischen Regionalbischof Axel Piper tauchte er in die lange Geschichte Merings ein – und hatte dann doch Augen und vor allem Nase für das bunte Treiben im Hier und Jetzt.

Regionalbischof Piper bezog sich in seinem Grußwort zunächst auf die gegenüber der tausendjährigen Geschichte des Marktes vergleichsweise kurzen Historie der hier ansässigen protestantischen Gemeinde, die „erst“ vor rund hundert Jahren hier Heimat gefunden habe – zunächst durch Zuzügler aus dem Ries, dann durch die Heimatvertriebenen der Nachkriegszeit und schließlich durch die vielen Menschen, die in den letzten Jahrzehnten nach Mering gezogen seien „weil sie wissen, dass es hier besonders schön ist!“ Dabei sei auch der im „Badanger“-Park am Paarfluss gefeierte Festgottesdienst ein besonders eindrückliches Zeichen für die „vertrauensvolle und vertraute Ökumene“, die hier schon seit langem beheimatet sei.

Bischof Bertram betonte in seiner teils frei gehaltenen Predigt, dass es paradoxerweise gerade die Vergänglichkeit des menschlichen Lebens sei, die die Unwiederholbarkeit, Einzigartigkeit und Kostbarkeit dieses Lebens hervorhebe: „Jeder Augenblick, den wir bewusst leben, vor allem, wenn wir ihn in Gemeinschaft erleben dürfen wie jetzt, erhält Kontur und wird zu einer Lebensspur in unserem Herzen.“ Damit meine er gerade auch Gottesdienste so wie den, den er in ökumenischer Verbundenheit am Badanger feiern dürfe. Dabei zitierte er den von den Nationalsozialisten ermordeten Jesuitenpater Alfred Delp, der aus dem Gefängnis heraus schrieb: „Das eine ist mir so klar und spürbar wie selten: Die Welt ist Gottes so voll. Aus allen Poren der Dinge quillt er gleichsam uns entgegen. Wir aber sind oft blind.“

Auch die Kleinen zeigten sich interessiert.

Auch die Kleinen zeigten sich interessiert.

Diese Blindheit dürfe auch im ökumenischen Miteinander Merings nicht präsent werden, betonte der Bischof und erweiterte die von ihm erhofften überkonfessionellen Sinneswahrnehmungen auch auf den Geschmacks- und Riechsinn. Dabei war er inspiriert von den zahlreichen Ess- und Trinkständen, die anlässlich der Jubiläumsfeierlichkeiten am Badanger und in der Meringer Innenstadt gut besucht waren – und in erweitertem Sinne noch mehr besucht werden sollten, denn: „Gehen Sie hin zu den verschiedenen Buden!“ Die Menschen sollten die Vielzahl religiöser Angebote in Mering kosten und sich davon bereichern lassen, „damit wir in einer multireligiösen, gemischten, ja multikulturellen Marktgesellschaft uns riechen können.“ Es gelte, die „Düfte der verschiedenen Konfessionen“ zu atmen und durch dieses gelebte Miteinander eine immer tiefere Gemeinschaft in der Marktgemeinde zu erschaffen: Enjoy your meal! Genießt einander, damit ihr euch weiter riechen könnt – auf weitere tausend Jahre in Mering.“

Die Marktgemeinde Mering wurde im Jahr 1021 zum ersten Mal urkundlich erwähnt und zählt heute rund 15.000 Einwohner. Das zunächst welfische und später staufische Hausgut gelangte im 13. Jahrhundert an die bayerischen Wittelsbacher und wurde im Spanischen Erbfolgekrieg größtenteils zerstört. Die wahrscheinlich weit in die kirchliche Vergangenheit zurückreichende Marktpfarrei St. Michael gehörte noch bis ins 18. Jahrhundert hinein zu den größten der Region und erstreckte sich nach Osten hin bis zum Weiler Miesberg im heutigen Landkreis Fürstenfeldbruck.