50 Jahre Kirchenneubau in Wielenbach
Die Gemeinde St. Peter im oberbayerischen Wielenbach konnte diesen Sonntag ein besonderes Jubiläum feiern: Vor 50 Jahren wurde die altehrwürdige Peterskirche grundlegend umgestaltet, vergrößert und schließlich neu geweiht. Bischof Bertram reihte sich in die Gratulantenschar ein – und stellte in seiner Predigt Überlegungen an zur Situation der Kirche und zum selten gewordenen Wort der „Gottesfurcht“.
Die Einweihungsfeier 1972 sei auch von der Aufbruchstimmung geprägt gewesen, in der sich die ganze Kirche nach dem Zweiten Vatikanischen Konzil wenige Jahre zuvor befunden hätte, betonte der Bischof. Heute allerdings sei dieses Lebensgefühl ein anderes geworden: „Viele Erwartungen, die das Konzil (und auch die Würzburger Synode von 1975 und die Diözesansynode von 1990) geweckt hatte, blieben bis heute unerfüllt. Vollends schockiert sind wir alle seit dem Bekanntwerden von zahlreichen Fällen von sexualisierter Gewalt innerhalb des Klerus – und dies in allen Erdteilen. Die Spatzen pfeifen es von den Dächern: die Kirche steckt in einer tiefgreifenden Glaubwürdigkeitskrise und die Verunsicherung ergreift selbst gestandene Christinnen und Christen.“
Dennoch gelte aber: „Die Kirche ist nicht Gott“ – und Gott sei nicht die Kirche. Bereits im Evangelium könne man nachlesen, wie Jesus zehn Aussätzige heile und gleichsam in die Gesellschaft zurückführe. Dabei verlange er aber gleichzeitig von ihnen den Mut, „sich dem Urteil ihrer Mitmenschen auszusetzen – kein geringes Risiko, denn gerade die hatten sie ja aus der menschlichen Gesellschaft ausgestoßen und für tot erklärt!“, so der Bischof. Allerdings verberge sich in der Erzählung noch ein weiterer Kern, denn nur einer der zehn habe dann auch wieder den Mut und die Größe bewiesen, zu Jesus zurückzukehren und ihm zu danken.
Dankbarkeit aber sei nicht nur angelernte Höflichkeit, sondern „Voraussetzung für die innere Heilung, welche die äußere notwendigerweise ergänzt.“ Gott heile stets nur ganzheitlich, er mache „keine halben Sachen und er überrumpelt uns nicht.“ Grundlage der Dankbarkeit sei aber wiederum die Ehrfurcht beziehungsweise hier die „Gottesfurcht“, die aber heute zu einem seltenen Phänomen geworden sei: „Kennen wir, die wir heute in der Öffentlichkeit so viel von Gefühlen sprechen, von Betroffenheit und Enttäuschung, von Wut und Entsetzen, von Irritation, Ärger und Verletzung, noch so etwas wie Gottesfurcht?“
Nicht zuletzt der Kirchenpatron Petrus habe aber früh gezeigt, wie diese aus Ehrfurcht gegründete Dankbarkeit aussehen könnte: „Er war wohl ein Hitzkopf, leicht erregbar und sehr gefühlsbetont, und er hat Fehler gemacht bis hin zur Verleugnung des Herrn. Aber er war ehrlich genug, sich zu seinen Schwächen zu bekennen und einen Neuanfang zu wagen.“ Auch in der gegenwärtigen Krise, die wie ein „Aussatz über der Kirche“ liege, sollten die Menschen nicht mutlos werden, sondern „unbeirrt auf Gott vertrauen, seinem Geheimnis in Ehrfurcht begegnen und ihn inständig bitten: ‚Jesus, Meister, hab Erbarmen mit uns‘, mit deiner Kirche und mit der ganzen Welt!“
Die Pfarrkirche St. Peter in Wielenbach (Dekanat Weilheim-Schongau) geht auf einen spätromanischen Kirchenbau des frühen 13. Jahrhunderts zurück, von dem noch der Unterbau des Kirchturms erhalten ist. Im 16. Jahrhundert wurde die Kirche im gotischen Stil grundlegend erneuert und im 18. Jahrhundert noch einmal erweitert. Trotzdem entsprach das Gotteshaus im 20. Jahrhundert den Bedürfnissen der schnell wachsenden Gemeinde zunehmend weniger. Anfang der Siebzigerjahre wurde daher das Kirchenschiff mit Ausnahme der Westwand abgebrochen und durch einen modernen Neubau ersetzt, der allerdings in Form und Ausstattung in vielerlei Weise an die Architektur des älteren Kirchenbaus anknüpft.