"Den Worten Taten folgen lassen!"
Augsburg (pba). Bischof Dr. Bertram Meier hat am Samstag im Hohen Dom zu Augsburg fünf Männer aus dem Bistum zu Ständigen Diakonen geweiht. In seiner Predigt betonte er die große Bedeutung, die der diakonische Dienst für die ganze Kirche habe – und fand überraschend aktuelle Worte in einem sehr alten Dokument.
Der Bischof nahm zunächst aber Bezug auf eine Reise in den nordtschechischen Ort Liberec/Reichenberg, die er anlässlich der Städtepartnerschaft mit Augsburg im vergangenen Frühjahr unternommen hatte. Bei der Festmesse hätten auch drei Ständige Diakone aus Tschechien assistiert, die ihm auf seine Nachfrage geantwortet hätten, was sie zum kirchlichen Dienst bewegt: „Wir wollen Jesus und sein Evangelium in die Welt tragen. Wir wollen im Beruf unseren Mann stehen, aber auch zeigen, dass wir im katholischen Glauben unterwegs sind. Wir möchten der Frohen Botschaft eine Stimme geben, nicht nur am Altar, sondern im Leben, im Alltag.“
Dies sei ein „mutiges und starkes Zeugnis“ gewesen, betonte der Bischof, und passe genau in die Weiheliturgie des Tages hinein. Die fünf Weihekandidaten kämen aus ganz unterschiedlichen Richtungen, sowohl beruflich als auch privat, doch hätten Sie eines gemeinsam: „die Diakonie, der Dienst, zugespitzt: eine Karriere, die nicht nach oben führt, sondern nach unten. Ich weihe Sie heute nicht ‚hinauf‘, ich weihe Sie ‚hinunter‘ in die Niederungen des Lebens.“ Zwar gäbe es auch die „Sonnenseiten“ des diakonischen Wirkens, etwa wenn er im Gottesdienst assistieren dürfe, predige oder Sakramente spende, doch sei dies nicht der Alltag: „Meistens steht der Diakon im Schatten; er erfüllt seinen Dienst, indem er die Schattenseiten seiner Mitmenschen teilt und ihnen Jesus Christus bringt, der selbst gekommen ist, sich nicht bedienen zu lassen, sondern selbst zu dienen.“
Bereits in der Alten Kirche seien diese Aufgaben des Diakons festgestanden; so bemerke bereits im 5. Jahrhundert eine syrische Kirchenordnung, dass der Diakon in den Häusern der Armen ein- und auszugehen habe, „um festzustellen, ob es niemand gibt, der in Angst, Krankheit und Not geraten ist.“ Der Diakon pflege die Kranken, kümmere sich um die Waisen und Witwen und organisiere weitergehende Hilfe: Er sei gleichsam der „Sozialminister“ oder „Caritasdirektor“ der Gemeinde gewesen. Dabei habe er auch vor eineinhalb Jahrtausenden keine Berührungsängste haben dürfen, vermerke die spätantike Kirchenordnung doch ausdrücklich, dass Diakone sich auch den „Fremden“ zuwenden und ihnen Gastfreundschaft gewähren müssten.
„Diese Entschlossenheit der frühen Kirche, dem Elend die Stirn zu bieten, scheint auf die heidnische, säkulare Welt einen tiefen Eindruck hinterlassen haben. Die Forschung nimmt an, dass dieser Einsatz für die Armen in den antiken Städten weit mehr Menschen der Kirche zugeführt hat als ihre Predigt über das Evangelium. Im Klartext heißt das: Die kirchliche Caritasarbeit war ein inneres Moment der Verkündigung“, führte Bischof Bertram weiter aus. Doch dürfe diese Caritas dabei nicht als Vehikel für Missionierung verstanden werden; stattdessen bedeute diakonisches Wirken, ganz ohne missionarische Hintergedanken Gottes Liebe vorbehalt- und bedingungslos an die Menschen weiterzugeben: „Weiten Sie, liebe Diaconandi, diese Gedanken aus auf alle, die bis heute ausgegrenzt, diffamiert und diskriminiert werden wegen ihrer Kultur, Religion oder sexuellen Orientierung. Jede und jeder ist Gottes geliebtes Kind.“ Denn nur so könne es auch heute und in der Kirche von Augsburg ein „Klima ohne Angst“ geben.
Abschließend zitierte der Bischof ein letztes Mal aus dem alten Dokument, in dem betont werde, dass der Diakon „Ratgeber des ganzen Klerus und so etwas wie das Sinnbild der ganzen Kirche“ sei, ja sogar ein „Auge der Kirche“. Dies müsse auch heute gelten: Im diakonischen Dienst am Menschen liege die Existenzberichtigung der Kirche: „Ob wir wirklich an den christlichen Gott glauben, entscheidet sich auch daran, ob wir an den Menschen glauben“. Insofern stehe und falle die Kirche an ihrer Glaubwürdigkeit als diakonische Gemeinschaft: „Was wird aus der Kirche, wenn ihr das Auge der Diakonie erblindet? Wenn sie kurzsichtig wird angesichts der großen sozial-caritativen Herausforderungen? Wohin blickt die Kirche, wohin schielt sie, wenn sie nicht die Armen im Auge hat?“
Nach der Predigt folgte die eigentliche Weiheliturgie, in der Bischof Bertram den fünf Männern unter Handauflegung und Gebet das Sakrament der Diakonenweihe spendete. In den sogenannten ausdeutenden Riten wurde ihnen Stola und Dalmatik als liturgisches Gewand ihres neuen Amtes angelegt und ihnen vom Bischof das Evangelium verkündet mit den Worten: „Empfange das Evangelium Christi: Zu seiner Verkündigung bist du berufen. Was du liest, ergreife im Glauben, was du glaubst, das verkünde und was du verkündest, das erfülle im Leben“.
Auch die Ehefrauen der Weihekandidaten bestätigten während der Weiheliturgie mit ihrem „Ich bin bereit“ die Frage des Bischofs nach der Bereitschaft, ihre Ehemänner bei deren Dienst zu unterstützen. Schon in seiner Predigt brachte Bischof Bertram den Ehefrauen gegenüber seine Wertschätzung zum Ausdruck: „Danke, wenn Sie Ihren Mann, Ihren Vater und Bruder, Ihren Kollegen und Freund in seinem neuen Amt mittragen. Das braucht Umstellung.“ Es liege auch an den Familien, dafür zu sorgen, dass die Diakone ihr Augenmaß behielten und den richtigen Blick bewahrten.
Musikalisch gestaltet wurde die Weiheliturgie von Organist Peter Bader und dem Chor Liccanta, einem kooperativen Zusammenschluss aus den Kirchenchören Ludenhausen, Rott und Wessobrunn, unter der Leitung von Thomas Becherer. Der Festgottesdienst wurde live im Internet gestreamt sowie im Hörfunk auf Radio Horeb übertragen.
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