50 Jahre Ökumenismusdekret: Dankgottesdienst im Augsburger Dom

Augsburg (pba). Heute vor 50 Jahren, am 21. November 1964, wurde von Papst Paul VI. das Ökumenismusdekret „Unitatis redintegratio“ des Zweiten Vatikanischen Konzils veröffentlicht. Gemeinsam mit ökumenischen Gästen wurde aus diesem Anlass heute Abend im Augsburger Dom deshalb ein Dankgottesdienst gefeiert. „In den letzten fünfzig Jahren sind wir ökumenisch weiter gekommen als in 450 Jahren zuvor“, würdigte Bischof Dr. Konrad Zdarsa während des einstündigen Gottesdienstes die große Bedeutung dieses Jahrestages. „Deshalb erfüllt uns heute Abend tiefe Dankbarkeit“, so Bischof Konrad: „Gegenüber dem dreifaltigen Gott, und Dankbarkeit für alles, was im vergangenen halben Jahrhundert im Hinblick auf die volle, sichtbare Einheit der Kirche gewachsen ist.“
Eröffnet wurde der Gottesdienst mit einem Grußwort von Regionalbischof Michael Grabow, Oberkirchenrat im Kirchenkreis Augsburg und Schwaben. Als Kind habe er noch erlebt, wie auf dem Pausenhof katholische und evangelische Schüler durch einen Zaun getrennt gewesen seien. Aber ganz selbstverständlich sei er auch mit seinen katholischen Großeltern zur Lichterprozession an Maria Himmelfahrt gegangen. „Damals lebte und erlebte ich unbewusst Ökumene im Miteinander meiner Familie“, so der Regionalbischof. In den vergangenen 50 Jahren seit der Veröffentlichung von „Unitatis redintegratio“ habe sich vieles verändert. Es gebe geschwisterliches Miteinander zwischen katholischen und evangelischen Gemeinden, oft sogar Freundschaft zwischen den Pfarrern. „Ökumene ist selbstverständlich geworden“, betonte der Regionalbischof.
Bischof Konrad: Gebet um die Einheit ist der "Königsweg der Ökumene"
Diese Selbstverständlichkeit in der Ökumene zeigte sich auch während des Dankgottesdienstes: Bischof Konrad begrüßte den Regionalbischof als „Bruder Grabow“, der dann auch das Evangelium verkündete. Gemeinsam wurde das Große Glaubensbekenntnis gebetet, und gemeinsam spendeten die Bischöfe am Ende den Segen. Bischof Konrad betonte während seiner Predigt aber auch: „Wir sind noch lange nicht am Ziel.“ Es gebe Streitfragen, die noch viel besser ausgeleuchtet und vor allem redlich geklärt werden müssten. Es gebe menschliche Spannungen, aber auch ein falsch verstandenes Harmoniebedürfnis. Den Gläubigen im Augsburger Dom gab Bischof Konrad aber vor allem drei Samenkörner mit auf den Weg, „die wir in das Erdreich der Konfessionen legen können“: Die Gemeinschaft in Christus, wie sie durch das Sakrament der Taufe zum Ausdruck komme, die Wertschätzung der Heiligen Schrift und die geistliche Ökumene. „Die Hochachtung der Heiligen Schrift ist ein grundlegendes Band der Einheit zwischen den Christen“, zitierte er aus „Unitatis redintegratio“. Das Wort Gottes nehme einen zentralen Platz im Leben der Kirche ein. Angesichts des „wachsenden biblischen Analphabetismus“ vieler Christen wünsche er sich, dass wir uns wieder mehr mit dem Wort Gottes beschäftigen, es lesen und studieren. Wichtig sei für die Einheit der Christen aber auch das Gebet. Sie sei nicht nur Aufgabe, sondern Gabe von oben, Geschenk des Himmels. „Geistliche Ökumene lebt aus dem Gebet“, betonte er. Das Gebet um die Einheit sei „der Königsweg der Ökumene“.
Vor dem Gottesdienst hatte es am Nachmittag im Augsburger Kolpinghaus anlässlich des Jubiläums des Konzilsdekrets einen Studientag mit Professor Dr. Christoph Böttigheimer gegeben. Der Eichstätter Fundamentaltheologe referierte dabei über Vorgeschichte, Inhalt und Wirkung von „Unitatis redintegratio“. Eröffnet wurde diese Veranstaltung von Bischofsvikar Dr. Bertram Meier. Er blickte dabei auf die ganz persönlichen Erfahrungen seines Elternhauses zurück. Selbst aus einer konfessionsverschiedenen Ehe stammend, sagte der Bischofsvikar für Ökumene und Interreligiösen Dialog: „Als Kinder haben wir erlebt, wie bei unseren Eltern der gemeinsame Blick auf Jesus Christus stärker war als das Konfessionelle, das uns vielleicht getrennt hat.“
Professor Böttigheimer sprach während seines Vortrages davon, das Zweite Vatikanische Konzil habe in der Zuordnung der katholischen Kirche zu den anderen christlichen Kirchen eine „epochale Wende“ vollzogen. Es habe die Ökumene zum Anliegen und zur Aufgabe der ganzen Kirche erklärt. Das Ökumenismusdekret sei in seiner Wirkung nicht zu unterschätzen: „Seither steht fest, dass für die katholische Kirche die Ökumene alternativlos ist“. Es gebe Grund zur Hoffnung, „dass im Zuge des weiter voranschreitenden ökumenischen Prozesses auch künftig theologische Überlegungen und Impulse nicht ausbleiben werden, die eine sichtbare Einheit der heute noch getrennten Kirchen einmal möglich machen werden", lautet deshalb sein Fazit.
Predigt von Bischof Konrad:
Vortrag von Professor Böttigheimer: