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Wichtiges
Internationale Tagung zum interreligiösen Dialog

60 Jahre „Nostra aetate": Eine Bestandsaufnahme

26.11.2025

Augsburg (DBK/pba). Mit einem Appell zum Dialog zwischen den Religionen und zu gegenseitiger Wertschätzung der verschiedenen Glaubensbekenntnisse ist an diesem Mittwoch in Augsburg ein internationales Bischofstreffen mit zahlreichen Experten eröffnet worden. Unter dem Leitwort „Nostra aetate, 60 Jahre später: Perspektiven für den katholisch-muslimischen Dialog" hat die Sektion für den Interreligiösen Dialog des Rates der Europäischen Bischofskonferenzen (CCEE) in die Friedensstadt eingeladen.

Bischof Dr. Bertram Meier erinnerte als Gastgeber, Vorsitzender der Kommission Weltkirche und der Unterkommission Interreligiöser Dialog der Deutschen Bischofskonferenz, in seiner Begrüßungsrede an den bleibenden Wert des Konzilsdokuments und die lange Tradition friedlicher Vermittlung in seiner Bischofsstadt: „Bis heute hat die Confessio Augustana für die lutherischen Kirchen in aller Welt eine hohe Bedeutung. Und es war der Augsburger Religionsfrieden von 1555, der erstmals darauf abzielte, ein friedliches Zusammenleben der verschiedenen Konfessionen zu ermöglichen."

Bischof Bertram fügte hinzu: „In dieser Friedensstadt wissen wir, dass der Frieden ein kostbares und zerbrechliches Gut ist, das niemals als selbstverständlich gelten darf. Frieden zwischen Nationen, Kirchen und Religionen ist letztendlich immer ein Geschenk Gottes. Aber es ist ein Geschenk, das unserer aktiven Mitwirkung und sorgfältigen Mitarbeit bedarf. Viel hängt davon ab, ob wir wirklich imstande sind, die Anderen nicht als Gegner und Feinde zu betrachten, sondern als Kinder Gottes, ausgestattet mit derselben Würde, unsere Schwestern und Brüder."

Gleichzeitig würdigte der Bischof das Konzilsdokument Nostra aetate von 1965, das „zu Recht als unsere katholische ‚Magna Carta' des interreligiösen Dialogs angesehen" wird. Bei vielen Dialogbegegnungen, die er mit den Religionen erlebe, nehme er wahr, „dass selbst angesichts von Differenzen und Spannungen die Perspektive, die die katholische Kirche in Nostra aetate eingenommen hat, durchwegs auf positive Resonanzen stößt. Tatsächlich gilt sie als verlässlicher Kompass in Gewässern, durch die man nicht immer leicht navigieren kann."

Bischof Bertram erinnerte an die entscheidenden Passagen von Nostra aetate gerade mit Blick auf den Islam, wo es um die jeweilige Wertschätzung des anderen gehe. Heute sei es notwendig, „sowohl die Gemeinsamkeiten als auch die Unterschiede im Blick zu haben. Denn Dialog bedeutet nicht, die eigene Religion aufzugeben, sondern kann vielmehr zu einer Vertiefung des eigenen Glaubens führen. Und schließlich ist es gerade die Erfahrung von Konflikten, die drängenden Anlass dazu gibt, hier und jetzt unsere gemeinsame Verantwortung für die Zukunft der Menschheit und der gesamten Schöpfung wachzurufen und gemeinsam aktiv zu werden."

Hauptredner der Tagung war Kardinal Michael Louis Fitzgerald, der frühere Präsident des Päpstlichen Rates für den Interreligiösen Dialog, der sich an eine Relecture des kürzesten Dokuments des Zweiten Vatikanischen Konzils (1962-1965) wagte. Des Weiteren stehen Themen wie die christlich-muslimischen Beziehungen in Deutschland sowie der Interreligiöse Dialog und Jugend auf der Tagesordnung. Zudem berichten die Delegierten der Bischofskonferenzen über die aktuelle Situation und Erfahrungen des islamisch-christlichen Dialogs in ihren jeweiligen Ländern.

Neben gemeinsamen Gottesdiensten während der dreitägigen Tagung stand am Mittwochabend zudem ein Empfang der Augsburger Oberbürgermeisterin Eva Weber für die Teilnehmenden im Moritzsaal auf dem Programm, der von Vertreterinnen und Vertretern verschiedener Religionsgemeinschaften gestaltet wurde und so Augsburg als Friedensstadt ein Gesicht gaben.

 

Hintergrundinfos
Der Rat der Europäischen Bischofskonferenzen (CCEE) besteht aus 39 Mitgliedern, darunter sind 33 Bischofskonferenzen, die Erzbischöfe von Luxemburg und Monaco, der maronitische Erzbischof von Zypern sowie die Bischöfe von Chișinău (Moldau), der Eparchie Mukatschewe (in der Ukraine gelegen) und des Bistums Talinn (Estlands). Gemeinsam vertreten sie die katholische Kirche in 45 Ländern Europas. Der Sitz des Sekretariats befindet sich in Rom.

Geschichte
Am Ende des Zweiten Vatikanischen Konzils beschlossen die Vorsitzenden von dreizehn europäischen Bischofskonferenzen, die Möglichkeit einer Zusammenarbeit zu prüfen. Nach einer Reihe von Treffen wurde der CCEE im März 1971 gegründet. Die Richtlinien wurden 1995 geändert und das aktuelle Statut verabschiedet. Im Laufe seiner Geschichte hat der CCEE zahlreiche Initiativen gestartet, darunter mehrere Symposien und zahlreiche Treffen zu Themen von pastoraler Bedeutung für Europa veranstaltet.

Aufgabe
Zu den Zielen des CCEE zählen insbesondere die Kollegialität in der hierarchischen Gemeinschaft mit dem Papst zu stärken; die Kommunikation und Zusammenarbeit zwischen den Bischöfen und den Europäischen Bischofskonferenzen zu vertiefen sowie Impulse für die Neuevangelisierung in Europa zu setzen; zudem geht es dem CCEE um die Förderung der Gemeinschaft mit Bischofskonferenzen anderer Kontinente, die Unterstützung der ökumenischen Zusammenarbeit in Europa für die Einheit der Christen und um ein lebendiges kirchliches Zeugnis in der europäischen Gesellschaft.