Albertus-Magnus-Preis gleich zweifach verliehen
Unternehmensberater Dr. Andreas Riester und Dominikanernovize Dr. Dr. Xaver Maria Propach sind an diesem Freitag von Bischof Dr. Bertram Meier für ihre theologischen Dissertationsschriften mit dem Albertus-Magnus-Preis der Diözese Augsburg ausgezeichnet worden. Riester erhielt den Preis für das Jahr 2021, Propach für 2022. Beide Doktorarbeiten waren von den jeweiligen Gutachtern der Katholisch-Theologischen Fakultät an der Universität Augsburg mit dem höchsten Prädikat („summa cum laude“) bewertet worden.
Bischof Bertram freute sich zu Beginn des Festakts, dass es seit der letzten Preisverleihung im Jahr 2017 heuer wieder möglich sei, für zwei aufeinanderfolgende Jahre je einen herausragenden Nachwuchswissenschaftler zu ehren. Beiden Preisträgern wünschte er, „dass die das Werk Alberts des Großen prägende, tiefgehende Glaubensüberzeugung auch ihr eigenes, weiteres Wirken persönlich und beruflich durchformen möge“. Die ausführlichen Laudationes an diesem Tag hielt Prof. Dr. Gerda Riedl, die als Hochschulreferentin des Bistums Mitglied des Ehrenausschusses ist, der die Preisträger auswählte.
Dabei kam es einer glücklichen Fügung gleich, dass das Thema der wissenschaftlichen Arbeit des Preisträgers von 2021 mit Blick auf das an diesem Tag begangene Hochfest der ohne Erbsünde empfangenen Jungfrau und Gottesmutter Maria von besonderer Relevanz ist. Denn Dr. Andreas Riester nahm die Position des großen Gelehrten und Dominikanerpaters Thomas von Aquin auf dem Hintergrund des Mariendogmas zur Unbefleckten Empfängnis von 1854 unter die Lupe. Gab es seinerzeit doch eine große Kontroverse zwischen Franziskanern und Dominikanern, wie die Gottesmutter am göttlichen Erlösungswerk mitwirken konnte, wenn sie unter dem Gesetz der Erbsünde stand. Dr. Riester habe überaus akribisch und mit großem Scharfsinn die Position des Aquinaten und deren Rezeption bis in die jüngere Vergangenheit herausgearbeitet, so Bischof Bertram. Sein Resümee: „Ein theologischer Beitrag, der durchaus das Potential hat, die heute zunehmend virulente Frage nach dem Verhältnis theologischer Wissenschaft und kirchlichem Lehramt produktiv voranzubringen.“
Während der Preisträger von 2021 über einen Dominikaner forschte, trat der Preisträger von 2022 in diesem Jahr in den Orden ein, aus dem solch berühmte Mitbrüder wie Thomas von Aquin und eben auch der Namensgeber des verliehenen Preises hervorgegangen sind. Doch der Forschungsschwerpunkt des historischen Dissertationsprojekts von Dr. Dr. Jan Levin Propach war ein gänzlich anderer. Ging es in seiner theologischen - genauer kirchen- und missionsgeschichtlichen - Arbeit doch um die Missionsstrategien der Jesuiten im frühneuzeitlichen Japan. Konkret erforschte er, wie sich ein durch die Jesuiten grundgelegter Glaube entwickeln konnte, dessen Ausübung mehr als 250 Jahre verboten war. Bischof Bertram nahm bei seiner Würdigung eines besonders in den Blick: „Dass Herr Dr. Dr. Propach dafür auch auf japanische Quellen in der Originalsprache zurückgreifen konnte, ist nur ein faszinierender Aspekt dieser Arbeit.“
Der Albertus-Magnus-Preis ist mit 2.500 Euro dotiert. Musikalisch umrahmt wurde der Festakt von Dr. Peter Frasch am Klavier und Maximilian Hosemann an der Klarinette, die unter anderem Stücke von Mozart und Händel spielten.
Biografie Dr. Andreas Riester (Preisträger 2021)
Andreas Riester ist geboren in Lindenberg im Allgäu. Sein Studium führte ihn nach Augsburg, Rom und München. Als Akademische Abschlüsse erwarb er sich das Diplom (2014) in Katholischer Theologie und das Staatsexamen (2017) für das gymnasiale Lehramt mit den Fächern katholische Religionslehre und Latein. In den Jahren 2017 bis 2022 arbeitete er als wissenschaftlicher Mitarbeiter am Lehrstuhl für Dogmatik an der Katholisch-Theologischen Fakultät der Universität Augsburg. Seine Promotion in katholischer Theologie schloss er im Jahr 2021 ab. Der Titel seiner Doktorarbeit lautet: „Thomas als Lehrer der Immaculata Conceptio? Über Versuche einer Relecture des Thomas von Aquin in der Frage der Unbefleckten Empfängnis infolge des Dogmas von 1854.“ Seit 2022 ist Dr. Andreas Riester in einer Unternehmensberatung tätig.
Biografie Dr. Dr. fr. Xaver Maria Propach O.P. (Preisträger 2022)
Aufgewachsen ist Jan Levin Propach in Siegen. Als Seminarist der Erzdiözese Paderborn begann er das Theologiestudium, das ihn später nach München führte. Nach Beendigung von Theologie- und Philosophiestudium war er von 2016 bis 2020 wissenschaftlicher Mitarbeiter an der Professur für Philosophie (Universität Augsburg) und wurde 2020 zum Dr. phil. promoviert. Seit 2018 ist Propach am Lehrstuhl für Dogmatik und Ökumenische Theologie (LMU München, derzeit beurlaubt). Lehr- und Forschungsaufenthalte im Ausland führten ihn unter anderem in die Vereinigten Staaten und nach Japan. Seine theologische Dissertationsschrift mit dem Titel „Das Wunder des Ostens“ handelt von den jesuitischen Missionsstrategien und deren Nachwirkungen trotz des über 250 Jahre währenden Verbots und der Verfolgung von Christen in Japan (1614-1873). Die Tradierung des Christentums unter solchen Bedingungen erforschte er anhand japanischer Quellen. Jan Levin Propach ist im August 2023 in das Noviziat der Dominikaner eingetreten und trägt seither den Ordensnamen Xaver Maria.
Der Albertus-Magnus-Preis wurde im Jahr 1984 von der Diözese Augsburg für herausragende Promotionsleistungen an der Katholisch-Theologischen Fakultät der Universität Augsburg gestiftet. Mit dem namhaften Universalgelehrten des Mittelalters, dem in Lauingen geborenen heiligen Bischof und Kirchenlehrer Albertus Magnus, hat der damalige Bischof Dr. Dr. Josef Stimpfle bewusst einen Patron für den Preis gewählt, der noch heute als Maßstab für wissenschaftliches Arbeiten in kirchlichem Kontext gilt: Fundierte Fachkenntnis, differenzierte und präzise Analyse sowie die universale Weite seines Horizonts bei gleichzeitig kirchlicher Beheimatung kennzeichneten seine Arbeit.
Prämiert werden können Promotionsleistungen, die das Prädikat „summa cum laude“ erhielten, seit dem Jahr 2010 auch Habilitationen. Das Preisgeld beträgt 2.500 Euro und kann auch auf zwei Preisträger aufgeteilt werden. Bekannteste Preisträger sind der Passauer Bischof Dr. Stefan Oster (2003) und Weihbischof Dr. Dr. Anton Losinger (1989).
Der Ehrenausschuss, der über die Preisverleihung entscheidet, besteht aus dem Generalvikar, der Hochschulreferentin des Bistums, einem vom Bischof benannten Mitglied des Augsburger Domkapitels, dem Dekan der Katholisch-Theologischen Fakultät der Universität Augsburg und einem vom Professorium dieser Fakultät benannten Mitglied des Professoriums.