Festgottesdienste in Wigratzbad und im Hohen Dom
Zum Hochfest der ohne Erbsünde empfangenen Jungfrau und Gottesmutter Maria an diesem Freitag hat Bischof Dr. Bertram Meier an die Auserwählung Mariens von Ewigkeit her erinnert und gleichzeitig auf die Gefahren einer Überhöhung der Gottesmutter hingewiesen. Nach einem feierlichen Pontifikalamt in der Gebetsstätte in Wigratzbad am Vormittag feierte er in den Abendstunden einen Festgottesdienst im Hohen Dom zu Augsburg. Er erneuerte dabei zugleich die Weihe des Bistums an die Gottesmutter.
„Heute feiern wir den Beginn einer neuen Zeitrechnung, den Neubeginn der Schöpfung und wir feiern die Bereitschaft einer Frau, sich für den göttlichen Heilsplan zu öffnen, ohne den Ausgang dieses Unternehmens zu kennen“, wies Bischof Bertram in seiner Predigt auf die bedingungslose Zusage der Gottesmutter hin. Dabei fragte er auch nach der eigenen Bereitschaft der Gläubigen, dem Anruf Gottes im Alltag zu folgen und die Christusnachfolge ernst zu nehmen. Diese erfordere, sich stets neu aktiv für Gott zu entscheiden, in einer Weise, die auch anderen Menschen auffalle, so Bischof Bertram.
In Anbetracht der Verehrung, welcher der Gottesmutter hinsichtlich ihrer Erwählung schon seit jeher zukomme, warnte der Bischof jedoch auch vor Gefahren, die eine Überhöhung Mariens berge. „Wir feiern heute die Auserwählung der Gottesmutter von Ewigkeit her, in der Tradition der Kirche ihre Sündenlosigkeit - und haben uns angewöhnt, sie deshalb hoch über uns anzusiedeln, haben sie auf ein Podest gehoben – und isoliert!“
Eine solche Verehrung werde einem längst enthobenen mütterlichen Urbild zuteil und „wir könnten dabei allzu leicht die Mütter unserer Tage übersehen, die in derselben Situation wie Maria damals stehen: allein mit einer lebensverändernden Entscheidung, in der Sorge um den Verlust des guten Rufes und ohne gesellschaftliche Unterstützung“, so Bischof Bertram. Eine hartherzige und nur vordergründig fromme Gesellschaft habe in früheren Jahrhunderten Mütter zur Ermordung ihres Kindes getrieben, nahm Bischof Bertram die Geschichte in den Blick und erinnerte gleichzeitig an gegenwärtige Defizite in Bereichen des Lebensschutzes. „Gestehen wir doch demütig und zerknirscht ein, dass wir Christen es auch nach fast zweitausend Jahren noch nicht geschafft haben, das vorgeburtliche und das nachgeburtliche Leben, den Menschen in seiner pränatalen und postnatalen Existenz, so zu schützen, wie er es verdient, weil Christus in der Jungfrau Maria ‚menschliches Fleisch angenommen‘ hat.“
Wer an die Inkarnation Gottes glaube, sollte sich auch über die Konsequenzen aus diesem Glauben Gedanken machen: „Am Umgang mit dem Menschen lassen wir erkennen, ob wir Christinnen und Christen sind“, betonte Bischof Bertram und lud ein, in den Menschen, die uns tagtäglich begegnen, die Ähnlichkeit mit Maria, mit der jungen israelitischen Frau aus dem Hause Davids, zu suchen.