Altarweihe: Garantie der Gegenwart Gottes
Für das Pfarrdorf Baiershofen war es ein feierliches Ereignis, als Bischof Bertram an diesem Sonntagabend den vom Bildhauer Thomas Link neugestalteten Altar weihte. Während des Patroziniumsgottesdienstes, den der Bischof gemeinsam mit Dekan Thomas Pfefferer und rund 100 Festgästen feierte, ging es nicht nur um das sich in jeder Eucharistiefeier wiederholende Wunder der Wandlung von Brot und Wein in Leib und Blut Christi ein, sondern auch um den Wandel, den Jesus durch den Empfang der Kommunion bewirken möchte. Denn: „Christ-Sein fordert das Zeugnis in Wort und Tat!“
Dabei müsse, so Bischof Bertram, eines stets im Bewusstsein der Gemeinde bleiben: „Die Eucharistie ist nie bloße Seelenspeise für frömmelnde Individualisten.“ In der Feier und im Empfang des Leibes und Blutes Jesu Christi entstehe die Gemeinschaft der Kirche. Die Gläubigen bezeichnete er dabei als „Kumpanen“ Gottes, die miteinander das Brot, den Leib Christi, teilten und dadurch an ihn und aneinandergebunden seien. Und verband dies mit einer klaren Aufforderung: „Wir dürfen uns nicht aus der Welt hinausträumen. Wir müssen mitten hinein in die Welt.“
Auf dieser Basis erschloss der Bischof in seiner Predigt die biblische Erzählung von der Speisung der Fünftausend und legte dabei die für ihn tieferliegenden Aspekte dieser bildgewaltigen Begebenheit vor der Festgemeinde frei: „Wesentlich scheint mir der Zusammenhang zwischen Verkündigung Jesu, seinem Handeln und der Zusammenkunft, der erlebten Gemeinschaft zu sein. Mit dem gemeinsamen Mahl ist eben nicht bloß die reine Sättigung verbunden. Jesus stopft nicht nur hungrige Mäuler.“ Ihm ginge es um mehr: den Austausch über seine Worte, das Teilen von Freude und Leid und das Schöpfen von Kraft und Zuversicht aus der Begegnung und den Gesprächen mit ihm.
Dabei weise das gemeinsame Mahl, der Lobpreis über das Brot und das Zeichen des Brotbrechens schon auf das Letzte Abendmahl hin und sogar über Tod und Auferstehung Jesu hinaus. „Jesus speist die Menschen nicht bloß ab. Er belässt es nicht dabei, sie mit Brot zu versorgen. Er stillt auch ihren Hunger nach dem ewigen Leben. Im Brechen des Brotes teilt er die göttliche Liebe aus.“ Gewöhnliches Brot werde so zu einem außergewöhnlichen Zeichen bis heute. Brot als „Symbol menschlichen Existenzminimums“ garantiere uns die Gegenwart Gottes, so der Bischof.
Auf die Predigt folgte der Ritus der Altarweihe, wo zunächst Reliquien des heiligen Bonifatius, dem „Apostel der Deutschen“, sowie des vor zwei Jahren seliggesprochenen und als „Influencer Gottes“ bezeichneten Carlo Acutis (1991-2006) beigesetzt wurden. Der junge Italiener, der mit 15 Jahren völlig überraschend an Leukämie verstorben war, habe eine für sein Alter ungewöhnlich tiefe Liebe zur Eucharistie entwickelt. Den Gottesdienstbesuchern empfahl der Bischof, sich am Beispiel des Seligen zu orientieren: „Suchen Sie die neu gestaltete Mitte in Ihrer Pfarrkirche regelmäßig auf! Empfangen Sie den Leib des Herrn – und tun Sie es nicht aus Gewohnheit, sondern bewusst und würdig! Es ist wie in einer Beziehung, die gepflegt sein will, ansonsten verkümmert sie!“ Danach besprengte Bischof Bertram den Altar mit Weihwasser und salbte die Altarmensa an den vier Ecken sowie in der Mitte mit Chrisamöl.
Zur Konzeption des Altars
Der neue Altar aus der Werkstatt des Waaler Bildhauers Thomas Link tritt mit seinem ihm eigenen modernen Ausdruck in einen Dialog mit dem existierenden barocken Hochaltar, der seine Präsenz und Dominanz beibehält. Nach Aussage des Künstlers sei es das Ziel dieser Konzeption, dass sich die verschiedenen Stile im Kircheninnenraum harmonisch miteinander verbinden. Dabei komme in der Altargestaltung der Aspekt des Menschlichen und des Göttlichen gleichermaßen zum Ausdruck. Hierzu nutzte er die Verbindung der Materialien Botticino-Marmor aus der Nähe von Brescia (Italien) und Metall, das durch seine „filigrane Geschwungenheit“ hervorsticht und mit den nach oben geöffneten Bögen eine Transparenz hin zur Transzendenz schaffen soll.
Zur Person des Künstlers
Thomas Link war im Bistum Augsburg schon für mehr als ein Dutzend Altarraumgestaltungen verantwortlich. Nach einem Lehrjahr in Indien studierte der gebürtige Münchner von 1980 bis 1986 an der Akademie der Bildenden Künste München bei Professor Heribert Sturm und Professor Leo Kornbrust. Im Anschluss an das Studium erhielt Link ein Jahresstipendium des Deutschen Akademischen Austauschdienstes (DAAD) für Südindien. Seit 1988 ist Thomas Link als freischaffender Bildhauer tätig. Neben der Beteiligung an zahlreichen Ausstellungen, Arbeiten im öffentlichen Raum, Lehraufträgen, Kursangeboten und internationalen Kunstprojekten zählt die Kirchenraumgestaltung zu seinen künstlerischen Schwerpunkten.
Die Pfarrkirche St. Leonhard in Baiershofen, einem Ortsteil von Altenmünster im Nordwesten des Landkreises Augsburg, wurde in der ersten Hälfte des 18. Jahrhunderts im barocken Stil an der Stelle der Vorgängerkirche aus dem 15. Jahrhundert errichtet. Die Deckenfresken und Wandbilder wurden von Dominikus Zimmermann (1685–1766) ausgeführt. Der Hochaltar besitzt eine Skulptur des heiligen Leonhard, zu dessen Füßen ein Engel, Hirten und Tiere dargestellt sind. Die Skulpturen werden um 1720/30 datiert und Stephan Luidl zugeschrieben.