„Ansporn zum christlichen Zeugnis“
Es war ein besonderes Ereignis für den Nördlinger Ortsteil Holheim, als Bischof Bertram an diesem Mittwoch eine Reliquie des heiligen Märtyrers Eusebius von Vercelli (283-371) im Altar der Kirche St. Michael beisetzte. Beim Festgottesdienst, zu dem Pfarrer Benjamin Beck den Gast aus Augsburg und zahlreiche Gläubige herzlich begrüßte, betonte der Bischof den weltkirchlichen Charakter dieses Geschenks an die 400-Einwohner-Gemeinde im Ries.
„Mit der Beisetzung der Reliquie geschieht heute etwas ganz Bedeutendes: Der kleine Ort Holheim wird nun auch sichtbar und greifbar eingegliedert in die Communio Sanctorum, der Gemeinschaft der Heiligen. Gleichzeitig haben die Gläubigen Gemeinschaft an heiligen Dingen, an den Sakramenten und Riten“, betonte Bischof Bertram. An diesem Ort werde nun augenscheinlich sichtbar, was Einbettung in die Weltkirche bedeute: „Stark vor Ort und vernetzt mit der globalen Kirche.“ Die kleine Gemeinde im Ries sei nun ein für alle sichtbarer Knotenpunkt im weltweiten Netz der katholischen Kirche.
Die Reliquie des früheren Bischofs von Vercelli bezeichnete der Bischof als ein Geschenk, das verpflichte. An die Gläubigen richtete er den Wunsch: „Liebe Holheimer, bleiben Sie in diesem Netz, das trägt und hält. Geben Sie einander Stütze und Kraft aus der Gemeinschaft der Heiligen. Reliquien sind weniger ein Andenken an bestimmte Heilige, sondern vielmehr ein Ansporn zum christlichen Zeugnis.“
Bereits in seiner Begrüßung ging Pfarrer Beck auf den freudigen Anlass des Tages und die damit verbundene Gabe ein: „Heute ist Hochfest in Holheim und das mitten in der Fastenzeit. Heute ist Hochfest in Holheim, unser Altar, der normalerweise in der Fastenzeit verhüllt ist, strahlt ganz unverhüllt eine große Freude aus. Heute ist Hochfest in Holheim, unser Bischof ist bei uns und wird diesen schönen Altar vollenden, indem er dort die Reliquien einsetzt.“ Eusebius von Vercelli sei ein Heiliger, der fest im Glauben stand, und der auch der heutigen Gemeinde beim Feststehen in einer Zeit helfen könne, wo vieles ins Wanken gekommen sei, so der Nördlinger Pfarrer.
Bei Eusebius handelt es sich um einen Bischof aus dem frühen Christentum. Er wurde auf Sardinien geboren und wuchs in Rom auf. Als der gestandene Kleriker um 340 vom römischen Bischof Julius nach Vercelli (heutiges Piemont) entsandt wurde, wählten ihn die Christen dort zu ihrem Bischof. Gemeinsam mit seinem Klerus lebte er in einer mönchsähnlichen Gemeinschaft (vita communis) zusammen, die eine große Strahlkraft hatte und bedeutende Bischofsgestalten hervorbrachte. 355 geriet er mit seinem klaren Bekenntnis zum Glauben an die volle Gottheit Jesu Christi in Konflikt mit dem damaligen Kaiser. Nach einer Zeit der Verbannung kehrte Eusebius in sein Bistum zurück, wo er ab 363 in enger Zusammenarbeit mit Hilarius von Poitiers den Arianismus bekämpfte. Der Legende nach sei er zu Tode gesteinigt worden. Sein Gedenktag wird am 2. August begangen.
Schon die frühen Christen feierten in den Katakomben Gottesdienste an den Gräbern der verehrten Vorfahren. Damit brachten sie ihre Verbundenheit im Glauben auch über den Tod hinaus zum Ausdruck. Über den Grabstätten zahlreicher Heiliger entstanden Kirchen. Nach Maßgabe des Kirchenrechts ist die alte Tradition beizubehalten, „unter einem feststehenden Altar Reliquien von Märtyrern oder anderen Heiligen beizusetzen“ (vgl. CIC/1983, can. 1237).
Die romanische Kirche St. Michael in Holheim gehört als Filialkirche zur Pfarrei St. Johannes Baptist Kleinerdlingen und ist Teil der Pfarreiengemeinschaft Nördlingen. Bei der letzten Renovierung der Michaelskirche in den Jahren 1973/75 wurden versucht dem Kirchenbau sein mittelalterliches Erscheinungsbild zurückzugeben. Dafür wurden unter anderem die kleinen, rundbogigen Fenster an der Südseite wieder freigelegt.