Augsburger Dom älter als bisher angenommen

Augsburg (blfd). Der Augsburger Dom ist deutlich älter, als bisher angenommen: Im Zuge der vom Bayerischen Landesamt für Denkmalpflege fachlich begleiteten, statisch bedingten Bau- und Sicherungsmaßnahmen im Dachbereich des Augsburger Doms traten Erkenntnisse zutage, die die Baugeschichte der Kathedrale um gute 60 Jahre nach hinten verlängern. Die Weihe des ursprünglich karolingischen Doms fand im Jahr 807 statt. Dieser Bau stürzte 994 ein. Bis 1004 entstand ein Neubau. Für diesen Bau aus ottonischer Zeit wurden das berühmte Bronzeportal und die Prophetenfenster, die sich bis heute erhalten haben, geschaffen. Querhaus und Mittelschiff der romanischen Basilika sind zu etwa zwei Dritteln bis zur achten Fensterachse erhalten. Die Bauzeit und Baufolge des Doms lassen sich durch chronologische Untersuchungen der erhaltenen Bau- und Gerüsthölzer nahezu auf das Jahr genau (Fälldatum) bestimmen. Das älteste Gerüstholz, das sich in der Giebelwand des nördlichen Querhauses erhalten hat, wurde im Winter 999 / 1000 gefällt.
Jetzt wissen wir genau: Im Mittelschiff des Doms sind vom romanischen Dachwerk die Zerrbalken und die dazugehörigen Mauerschwellen fast vollständig und in ihrer ursprünglichen Lage erhalten. Dieses Dach wurde in der zweiten romanischen Bauphase, im Jahr 1178, errichtet – sein Erhaltungszustand ist eine ausgesprochene Besonderheit.
Im Bereich zwischen dem ersten romanischen, mit einer Neigung von 33 Grad sehr flachen Dach, das nicht mehr vorhanden ist, und dem zweiten, deutlich steileren Dach von 1178 sind Reste der ursprünglichen Ausmalung erhalten. Es handelt sich dabei um einen ehemals unterhalb der Decke umlaufenden und gerahmten Figurenfries. Nördlich der Alpen haben sich solche Malereien nur noch in der spätkarolingisch-ottonischen Basilika in Oberzell auf der Insel Reichenau im Bodensee erhalten.