„Begegnen, Zuhören, Unterscheiden“
Der Sternkreuzorden ist eine Vereinigung adliger katholischer Frauen und wurde 1668 von der römisch-deutschen Kaiserin Eleonore von Mantua-Nevers gegründet. Im Rahmen des Ordensfesttages und der Aufnahme neuer Ordensdamen in Augsburg hat Bischof Bertram in einem Impulsvortrag über Synodalität als Lebensform der Kirche gesprochen.
Der europäisch-katholische Horizont des Sternkreuzordens bedeute auch einen weiten Horizont zu haben, betonte der Bischof eingangs in seinem Vortrag, weshalb er durch die Begegnung mit den rund 90 in Augsburg anwesenden Ordensdamen seinerseits viel lernen könne. Als Thema hatte er auf Einladung des Ordenskaplans und Pfarrers der PG Aresing-Weilach Dr. Michael Menzinger das Thema der Synodalität in der Kirche ausgewählt: „Ein geschichtlich sehr wichtiger Begriff der katholischen Identität, der bis dato nur theologischen Insidern bekannt war“ und erst mit dem Pontifikat von Papst Franziskus zum kirchenpolitischen Schlagwort avanciert sei.
Zunächst sei Synodalität einmal lediglich ein anderes Wort für Kirche, so Bischof Bertram: So habe bereits Johannes Chrystostomos im 3. Jahrhundert die Begriffe „Kirche“ und „Synode“ synonymisch verwendet, bezeichneten doch beide die „Weggefährtenschaft“ der Christenheit. Zudem sei sie aber auch als Lebensstil zu verstehen. Das „Begegnen, Zuhören, Unterscheiden“ der Synodalität müsse als ein zentraler Bestandteil des Christseins gesehen werden, der durchaus auch in der Nachfolge Jesu stehe, mehr noch: Die Synodalität sei nicht neu, sondern müsse lediglich neu entdeckt werden.
Abschließend sprach der Bischof über den engen Zusammenhang zwischen Synodalität und freier Entscheidung. Bei der gemeinsamen Suche nach dem Willen Gottes dürfe es nicht darum gehen, eigene Interessen durchzusetzen, sondern „sich auf eine echte, ernstgemeinte und offene Suche einzulassen.“ Schon der Blick auf den Apostel Petrus und dessen eigene Lernschritte hin zu weniger Selbstüberschätzung und mehr Offenheit verdeutliche, wie sehr Entscheidungen oft mir Ängsten, Gewohnheiten und Vorurteilen verknüpft seien „und wie fast unsagbar schwer es fallen kann, im Sinne des Evangeliums zu entscheiden.“ Insofern müsse es auch in den synodalen Diskussionen innerhalb der deutschen Kirche und darüber hinaus stets darum gehen, auf Augenhöhe miteinander zu reden und die Gedanken des Gegenübers ernst zu nehmen: „Katholisch heißt ja: gemeinsam in die Fülle der Wahrheit hineinwachsen. Heben wir keine Schützengräben aus, sondern bauen wir Brücken! Machen wir auf diese Weise ‚der Wahrheit den Hof‘!“
Der Sternkreuzorden geht auf eine Gründung der dritten Ehefrau Kaiser Ferdinands III., Eleonore von Mantua-Nevers, zurück, die die Vereinigung nach dem wundersamen Fund eines unversehrten Reliquienkreuzes in der ausgebrannten Ruine der Wiener Hofburg ausrief. Die Mitglieder bestehen ausschließlich aus katholischen Frauen des europäischen Hochadels. Die derzeitige Großmeisterin und "Oberste Schutzfrau" ist Gabriela von Habsburg.
