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Wichtiges
Ulrichswoche eröffnet

"Beten Sie um das Geschenk der Begegnung!"

04.07.2022

Augsburg (pba). Beim Pontifikalamt zum Hochfest des heiligen Ulrich betonte Bischof Bertram den hohen christlichen Wert der Gastfreundschaft, die gerade der Bistumspatron exemplarisch vorgelebt habe: „Die Tür steht offen, das Herz noch mehr.“ Mit dem Festgottesdienst und der Pontifikalvesper am Vorabend eröffnete der Bischof die diesjährige Ulrichswoche in Augsburg.

Bereits in den Evangelien seien Einladungen zu Festen und gelebte Gastfreundschaft ein immer wiederkehrendes Motiv, so der Bischof in seiner Predigt. Jesus sei oft eingeladen wurden und nahm diese Einladungen auch gerne an beziehungsweise lud sich sogar selber ein in dem Bewusstsein, damit am besten auf die Menschen zugehen zu können. Auch die sonntägliche Eucharistie sei eine Einladung, mit Jesus Mahl zu halten. Dabei sei er Gastgeber und Gast zugleich: „Es zeigt sich: Wer mit Jesus an einem Tisch sitzt, wird ein neuer Mensch!“

Die historische Überlieferung des Ulrichsbiographen und Dompropsts Gerhard von Augsburg bezeuge, dass der Bistumspatron ebenfalls die Empfehlung Jesu, die Armen, Kranken und Einsamen einzuladen, ernst genommen habe. Gerhard, der mit dem langjährigen Bischof von Augsburg lange eng zusammengearbeitet hatte, schrieb etwa zwanzig Jahre nach Ulrichs Tod, dass dieser jeden Tag Essen und Trinken an die Armen verteilt, Verwundete und Kriegsinvalide aber sogar regelmäßig zu sich nach Hause eingeladen und mit ihnen gespeist habe: „Gerade die, die am schlimmsten dran waren, hat Ulrich in seine Nähe geholt- in sua praesentia, wie es ausdrücklich heißt. Ist das nicht ein sehr ermutigendes Vorbild?“

Die von Christus und dem hl. Ulrich vorgelebte Gastfreundschaft sei in mehrerlei Hinsicht ein Vorbild für heutige Christen und schließe nicht nur Empathie und Unterstützung für die Armen und Schwachen der Gesellschaft ein, sondern auch die Bereitschaft, Feste als besondere Momente im Alltag der Menschen zu planen und dazu einzuladen. Dieser Gedanke sei auch Anstoß für das Ulrichsjubiläumsjahr 2023/24 gewesen, in dem mit 1100 Jahren Bischofsweihe und dem 1050. Todestag gleich zwei Jubiläen gemeinsam gefeiert werden. „Tun Sie sich zusammen, überlegen Sie, wie Sie die Frohe Botschaft unter die Leute bringen können.“ Dies gelte auch ökumenisch und „zusammen mit denen, die bei uns zu Gast sind. Geben wir möglichst vielen Geflüchteten das Gefühl, dass sie bei uns willkommen sind und wir ihnen gerne Gastfreundschaft gewähren, weil wir wissen, dass wir alle Kinder eines Vaters sind.“

Zuletzt lud Bischof Bertram noch zu einem alten Brauch ein. Über Jahrhunderte hinweg sei in der sogenannten „Ulrichsminne“ bezeugt gewesen, dass die Gläubigen am Festtag des hl. Ulrich aus dem Ulrichskelch Wein trinken konnten. In Anlehnung an diese zeitweise verloren gegangene Tradition segnete der Bischof am Ende des live bei K-TV übertragenen Gottesdienstes Wein und ließ ihn an die Gottesdienstbesucher verteilen: „Trinket die Güte des hl. Ulrich, unseres mächtigen Fürsprechers bei Gott! Sein Leben der Gastfreundschaft sei uns Ermutigung und Zuspruch! Prosit, Sancte Udalrice! Amen.“ Der Bischof feierte das Pontifikalamt, bei dem auch Wallfahrtsgruppen aus den Pfarreiengemeinschaften Starnberg und Lechfeld anwesend waren, gemeinsam mit seinem Amtsbruder Franjo Komarica aus der bosnischen Diözese Banja Luka. Die Messe wurde von den Augsburger Domsingknaben und dem Domorchester unter der Leitung von Stefan Steinemann von Mozarts Krönungsmesse musikalisch gekrönt, wie Bischof Bertram zum Schluss des Gottesdienstes hervorhob und die Gläubigen zum Applaus animierte.

In der Pontifikalvesper am Vorabend bezog sich der Bischof auf das Leitwort der Ulrichswoche „In Christus verwurzelt, im Glauben gegründet“. Dabei handele es sich um ein Wort aus dem Kolosserbrief, geschrieben als Mahnung in einer Zeit, in der bei den Menschen in Kolossä in Kleinasien der Glaube an Jesus Christus schon wieder zu verschwinden drohte. Im Rahmen der Vesper wurde der Schrein mit den Gebeinen des hl. Ulrich feierlich erhoben und damit die Ulrichswoche eröffnet.

Bischof Bertram: „Die Not der Christen in Kolossä ist auch unsere Not. Die Erinnerung an Jesus Christus scheint immer mehr zu verblassen, - auch unter den Getauften." Der Schlüssel zu Christus, so der Bischof, sei ihm zu begegnen, ihn zu suchen, sich von ihm finden zu lassen: „Das Wissen über Jesus, das Abspulen von Glaubenssätzen, der Vollzug von liturgischen Ritualen, das Aufsagen von Gebeten – das alles ist gut, doch kann es nicht verhindern, dass unsere Erinnerung an Jesus verblasst. Entscheidend ist die immer neue Begegnung mit ihm. Ohne Begegnung stirbt jede Beziehung. Die Begegnung mit ihm macht glücklich, schenkt Hoffnung, heilt und gibt unserem Leben Sinn.“

Bei allem Tun aber, mahnte der Bischof, der erst zwei Tage zuvor im Vatikan von Papst Franziskus empfangen worden war, solle man sich an den Papst halten: „Los von Rom“, so Bischof Bertram, „gibt es keine katholische Reform.“

Die Ulrichswoche endet am Sonntag, 10. Juli, mit der feierlichen Reponierung des Ulrichsschreins. Unter www.ulrichswoche.de gibt es einen ausführlichen Überblick über alle Gottesdienste und sonstigen Veranstaltungen.