Bischof Bertram: „Die Armen gehören zur Familie“
Die katholische Kirche begeht an diesem Sonntag, 16. November, den von Papst Leo XIV. ausgerufenen neunten Welttag der Armen. Das Leitwort der diesjährigen Botschaft lautet: „Du bist meine Hoffnung“ (Ps 71,5). Papst Leo XIV. stellt darin die Hoffnung auf Gott in den Mittelpunkt, „der in Christus durch seinen Tod und seine Auferstehung zu ‚unserer Hoffnung‘ geworden ist“ (vgl. 1 Tim 1,1). Diese Hoffnung zeigt sich nach seinen Worten konkret in der Liebe zu den Armen.
Der Vorsitzende der Kommission Weltkirche der Deutschen Bischofskonferenz, Bischof Dr. Bertram Meier, greift die Botschaft des Papstes auf und betont die geistliche Herausforderung des Tages: „Der Welttag der Armen fordert uns jedes Jahr heraus, die Liebe Gottes zu den Armen ernst zu nehmen. So fragt uns Papst Leo XIV. in seiner Botschaft zum Welttag der Armen, ob wir uns diesen Gott, der sich selbst den Armen zuwendet, auch als Wegbegleiter für unser eigenes Leben wünschen. Das hätte Konsequenzen, auf die der Papst hinweist: Als Christen würden wir Reichtümer relativieren und unsere Entscheidungen am Gemeinwohl ausrichten, als Kirche würden wir die Armen in den Mittelpunkt der gesamten Pastoral stellen.“
Bischof Bertram erklärt: „Für Papst Leo XIV. sind die Armen keine Zusatzbeschäftigung für die Kirche, sie sind die am meisten geliebten Schwestern und Brüder.“ In seiner Apostolischen Exhortation Dilexi te über die Liebe zu den Armen schreibt der Papst: „Christen dürfen die Armen nicht bloß als soziales Problem betrachten: Sie sind eine ‚Familienangelegenheit‘. Sie gehören ‚zu den Unsrigen‘“ (Nr. 104).
Mit Blick auf die aktuelle gesellschaftliche und politische Entwicklung mahnt Bischof Meier, „dass die Liebe zu den Armen keine Konjunktur hat“. Dabei denkt er „an die Beratungen und Entscheidungen über den Bundeshaushalt, in dem die Mittel für die so wichtige humanitäre Hilfe für die Ärmsten der Armen in den Flüchtlingslagern dieser Welt drastisch gekürzt wurden. Eine Reduzierung dieser Hilfe um 50 Prozent in nur einem Jahr – größer kann der Kontrast zu den von Papst Leo XIV. geforderten politischen Prioritäten kaum sein.“ Auch die Folgen des Klimawandels träfen „vor allem die Armen, deren Lebensgrundlagen durch Dürre oder Hochwasser bedroht und zerstört werden“.
Zugleich erinnert Bischof Bertram an die persönliche Verantwortung: „Die Liebe zu den Armen, so Papst Leo XIV. in seiner Botschaft, habe die Heiligen zu allen Zeiten in der Kirche befähigt, wirklich solidarisch mit ihnen zu sein.“ Diese Liebe könne „viele Ausdrucksformen“ haben – vom persönlichen Engagement über die Unterstützung der Caritas bis zu Spenden an Hilfswerke.
„Wenn wir uns den Armen in Deutschland und in der Welt solidarisch zuwenden, setzen wir Zeichen der Hoffnung“, so Bischof Meier abschließend. „Lassen Sie uns zum Welttag der Armen neu darüber nachsinnen, wie wir mit den Armen wirklich eine Familie bilden können – vereint in der Hoffnung auf Gott, der uns alle als seine Kinder, als Schwestern und Brüder, sieht.“
Die Botschaft von Papst Leo XIV. zum Welttag der Armen ist unter www.dbk.de auf der Themenseite Welttag der Armen zu finden.