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Wichtiges
Verein für Bistumsgeschichte

Neues aus dem Mittelalter

15.11.2025

Dass ein historischer Verein regelmäßig ein Jahrbuch herausgibt, in dem wissenschaftliche Aufsätze mit neuen Erkenntnissen zum jeweiligen Interessensgebiet des Vereins gesammelt sind – das gehört zum guten Ton. Doch dem Verein für Augsburger Bistumsgeschichte, der an diesem Samstag seine Jahresversammlung abgehalten hat,  ist in diesem Jahr ein echter Coup gelungen: Im Jahr 2025 gibt es gleich zwei Jahrbücher, und jedes von Ihnen rückt die Augsburger Kirche der Spätantike und des Mittelalters in ein völlig neues Licht.

Augsburg ist der älteste Bischofssitz in Süddeutschland – und der Dom war entgegen bisheriger Auffassung schon um das Jahr 1000 fertig und ist damit der am besten erhaltene Kathedralbau seiner Epoche in Deutschland. Diese bedeutenden Erkenntnisse sind in den beiden Jahrbüchern des Vereins, der in diesem Jahr seinen 60. Geburtstag feiert, nachzulesen.

Der erste Teilband – die Publikation der mit „summa cum laude“ bewerteten Dissertation von Denis Mohr über die „Überreste der spätantik-christlichen Transeptbasilika unter der Galluskapelle in Augsburg und ihre figürliche Wandmalerei“ – beleuchtet die Ergebnisse der Ausgrabungen unter St. Gallus. Die Studie unterzieht die um 1960 von Aladár Radnóti und dessen Ehefrau Maria Radnóti-Alföldi unternommenen Ausgrabungen in dem ältesten Augsburger Gotteshaus einer neuen kritischen Bewertung und Untersuchung und stellt somit einen wichtigen Baustein für ein tieferes Verständnis frühchristlichen Lebens im spätantiken Augsburg dar. Dass Augsburg als ältester Bischofssitz in Deutschland gelten kann, ist eine bedeutende Schlussfolgerung aus dieser Arbeit.

Dass der Augsburger Dom im Jahr 1065 geweiht wurde, ist bekannt. Der zweite Band des Jahrbuchs des Geschichtsvereins zeigt aber eine lange Zeit kaum bekannte Vorgeschichte: In den allerobersten Wandzonen des Domes waren Reste von Gerüsthölzern gefunden worden, die man auf die Jahre 999 bis 1003 datieren konnte.

Zwei besondere Bände ihres Jahrbuchs 2025 präsentierte der Verein für Augsburger Bistumsgeschichte

Präsentation zweier besonderer Bände des Jahrbuchs 2025 (von links): Das Herausgeberehepaar Dr. Peter und Dr. Dorothea Diemer, Generalvikar Msgr. Dr. Wolfgang Hacker, Autor Denis Mohr mit seinem Doktorvater Prof. Dr. Dieter Korol und der Vorsitzende des Geschichtsvereins Dr. Thomas Groll (Foto: Ulrich Bobinger/pba).

Dr. Peter und Dr. Dorothea Diemer haben als Herausgeber dieses Jahrbuchbandes unterschiedliche Artikel zu der Domgeschichte in jener ottonischen Zeit zusammengetragen und kommen zu dem Schluss: „Zwischen ‚um 1000‘ und ‚1065‘, dem Datum der überlieferten Altarweihe, das man für das Erbauungsdatum nahm, liegen nur sechs Jahrzehnte, doch damit ändert sich unser Blick auf den Dom grundlegend. Er ist plötzlich ins helle Licht der ottonischen Reichsgeschichte getreten: Nicht mehr provinzieller Nachzügler der großen ottonischen Kathedralen, Mainz, Bamberg, sondern eine von ihnen, vielleicht sogar – zum Beispiel für Bamberg – architektonisches Vorbild.“

Beide Bände des Jahrbuches sind im Konrad-Verlag erschienen – würdige Veröffentlichungen in einem Jahr, in dem der Verein für Augsburger Bistumsgeschichte 60-jähriges Jubiläum feiert. Was das bedeutet, machte der Vereinsvorsitzende Dr. Thomas Groll mit ein paar Zahlen deutlich: 59 Jahrbücher mit 944 Aufsätzen bzw. Monographien von 371 Autoren und Autorinnen auf insgesamt fast 30.000 Seiten, alles zusammen mehr als 62 Kilo schwer, sind in diesen sechs Jahrzehnten erschienen – ein wahrlich gewichtiges Jubiläum.