Bischof Bertram ruft zu „Kirche der Schürze“ auf
Gleichsam als Zeichen einer „Kirche der Schürze“ hat Bischof Dr. Bertram Meier heute bei der Abendmahlsfeier im Dom zwölf Frauen und Männern die Füße gewaschen. Es waren Menschen aus dem Kontext der Corona-Pandemie sowie der Flüchtlingshilfe. Der Gründonnerstag stand darüber hinaus bistumsweit ganz im Zeichen der Ukraine-Hilfe. Die Sonderkollekte, zu der Bischof Bertram alle Pfarreien aufgerufen hatte, kommt Nothilfe- und Wiederaufbauprojekten in der Ukraine und Anrainerstaaten zugute.
In seiner Predigt rief Bischof Bertram zu einer „Kirche der Schürze“ auf, wie sie Jesus selbst vorgelebt habe. So habe Jesus beim Letzten Abendmahl die Schürze gleichsam als „priesterliche Dienstmontur“ eingeführt und die erste heilige Messe im Arbeitskittel gefeiert. „Er gibt sich die Blöße, im Service der Welt zu arbeiten und aufzugehen“, wies der Bischof auf eine Diskrepanz zum gegenwärtigen Bild der Kirche hin. „Heutzutage scheint die Stola höher im Kurs als die Schürze. Haben wir Angst, die Schürze anzulegen, weil sie uns mit dem vermeintlichen Schmutz der Welt in Berührung bringt, weil damit das Risiko verbunden ist, dass wir uns Hände und Füße schmutzig machen?"
Gerade in dieser Zeit der Richtungskämpfe innerhalb der Kirche stelle sich die Frage, wie Caritas und Liturgie zueinander stünden. „Wie bringe ich die Schürze Jesu zusammen mit der Stola der Kirche? Wie gehe ich damit um, dass die Stola immer mehr die Schürze verdrängt hat, dass die ‚Praxis der Schürze‘ der ‚Dogmatik der Stola‘ offensichtlich unterlegen ist?“, so Bischof Bertram in Richtung aller Bischöfe, Priester und Gläubige.
Eine vorbildliche „Kirche der Schürze“ sei seit einigen Jahren in Rom zu beobachten, betonte er mit Verweis auf Papst Franziskus. Er erinnerte dabei an die Besuche des Papstes im Gefängnis oder im Krankenhaus sowie seinen einfachen Lebensstil. „Kirche der Schürze: Darum geht es auch und gerade für uns Priester. Allein die Schürze, mit der Jesus beim Abendmahl den Jüngern die Füße wusch, berechtigt uns dazu, die Stola anzulegen.“
Nicht als Zeremonie oder Ritual, sondern vielmehr als „Lebensform der Kirche“ band er sich im Anschluss an seine Predigt selbst eine Schürze um und wusch zwölf Frauen und Männern die Füße. Diese waren Menschen, die während der Corona-Pandemie im Krankenhaus bei der Caritas oder im Dienst der Notfallseelsorge besonders gefordert waren: Pflegekräfte, Ärzte und Notfallseelsorger. Außerdem waren Geflüchtete darunter, die sich nun selbst in der Flüchtlingshilfe aktiv einbringen.
Nach der Feier der Eucharistie wurde das Allerheiligste in Prozession zum Sakramentsaltar gebracht, wo der Bischof vor dem Allerheiligsten betete. Danach zog er in Stille aus dem Dom aus.
Musikalisch begleitet wurde die Abendmahlsfeier vom Domchor unter der Leitung von Domkapellmeister Stefan Steinemann. Der Chor sang die Missa sanctae crucis von Josef Rheinberger (1839-1901).
Predigt von Bischof Dr. Bertram Meier zur Abendmahlsfeier am Gründonnerstag im Augsburger Dom