Bischofstalk und Familiendebatte
Bischof Dr. Bertram Meier hat vor dem Diözesanrat der Katholiken im Bistum Augsburg den weltweiten Synodalen Prozess als „Lebensform der Kirche“ bezeichnet und zu einer „Kultur des synodalen Dialogs“ aufgerufen. Am Abend des ersten Tages der Herbstvollversammlung des Laiengremiums diskutierten die Delegierten angeregt mit Bischof Bertram über die Situation der Kirche und Chancen für die Zukunft. Das zentrale Thema der Diözesanrats-Tagung wurde am zweiten Tag debattiert: Es ging um die "Familie als Keimzelle von Kirche und Gesellschaft". Hierzu gab es am Samstag zwei Vorträge.
Grundsätzlich empfahl der Bischof, das „Hören aufeinander“ als Lebensstil zu begreifen – diese Aufgabe sei nicht beendet, wenn offizielle synodale Wege bzw. Prozesse beendet seien. Zum „Synodalen Weg“ in Deutschland kündigte er an, diesen nicht zu verlassen, auch keinen „Parallelweg“ zu beschreiten – und, wenn die Ergebnisse vorlägen, auch den Diözesanrat zu befragen. Aber: „Ich werde differenziert hinschauen, was ich von den Ergebnissen umsetzen kann und was nicht.“
Angesichts der bevorstehenden Pfarrgemeinderatswahlen im März 2022 regte der Bischof an, vor Ort dann auch neue Themenfelder zu suchen: „Ich denke da auch an die jungen Leute. Wo haben wir denn einen Berufungsausschuss, wo haben wir Menschen, die einmal junge Männer oder Frauen ansprechen, ob für die nicht eine Aufgabe im kirchlichen Dienst etwas wäre? Oder wie sieht es bei der Diakonie aus? Da sind wir immer noch unterbelichtet.“
Nach intensiven anderthalb Stunden am Ende eines langen Tages verabschiedeten die Mitglieder des Diözesanrats Bischof Bertram mit lang anhaltendem Beifall.
Synodale Prozesse und die Pfarrgemeinderatswahlen 2022 - diese Themen waren bereits zum Auftakt der Herbstvollversammlung am Nachmittag diskutiert worden. Der Bischöfliche Beauftragte für den Diözesanrat, Generalvikar Dr. Wolfgang Hacker, warnte beim Thema "Synodaler Weg" vor einem nationalen Sonderkurs: "Der Begriff 'deutsche Kirche' passt nicht in unsere Glaubensgemeinschaft hinein." Die Diözesanratsvorsitzende Hildegard Schütz erinnerte daran, dass der Synodale Weg in Deutschland "als Weg gesehen wird, wieder Vertrauen aufzubauen und glaubwürdig das Evangelium zu verkünden." Ebenso wie der Generalvikar zeigte sie sich überzeugt davon, "dass wir keinen deutschen Sonderweg beschreiten dürfen. Letztendlich kann der 'Synodale Weg' nur einen grundsätzlichen Diskussionsbeitrag zum weltkirchlichen Synodalen Prozess leisten."
Die bevorstehenden Pfarrgemeinderatswahlen im März 2022 bezeichnete der Generalvikar als "wirklich wichtige Gelegenheit, ein Gremium zu schaffen, wo wir uns alle miteinander einen Raum des Glaubens und des Lebens gestalten."
Seinen Appell an die Delegierten, dafür zu werben, dass viele Gläubige aktiv an den Pfarrgemeinderatswahlen mitwirken, griff die Diözesanratsvorsitzende Hildegard Schütz gerne auf: "Ohne uns gehts nicht! Packen wir es gemeinsam an!"
Am Samstag stand beim Diözesanrat das Thema "Die Familie als Keimzelle von Kirche und Gesellschaft" im Mittelpunkt. Hildegard Schütz kritisierte in ihren einführenden Worten, dass das Wort "Familie" in bestimmten politischen und gesellschaftlichen Kreisen bereits verpönt sei und durch "Verantwortungsgemeinschaft" ersetzt werden solle: "Wie arm wird denn unsere Gesellschaft, wenn wir das Wort 'Familie' nicht verwenden?" Immerhin würden die meisten Menschen in Deutschland in einer Familie leben - Sonderfälle sollten nicht zum Normalfall erklärt werden, auch wenn Familie manchmal "harte Arbeit" sein kann. Hildegard Schütz: "Familie gibt es nicht zum Nulltarif."
Vor den beiden Fachvorträgen ließen sich die Diözesanratsmitglieder noch von einem informativen Film, den uv media production, die TV-Produktionseinheit des Sankt Ulrich Verlages, hergestellt hatte, in das Thema einführen. Bevor der Eichstätter Universitätsprofessor Prof. Dr. Klaus Stüwe dann zur "Familie in Staat und Gesellschaft" referierte, berichtete Pater Paulus Maria Tautz CFM von seinen Erfahrungen als katholischer Streetworker im New Yorker Armenviertel Bronx. Verschiedene Arbeitsgruppen vertieften das Thema, das in einer Podiumsdiskussion u. a. mit Generalvikar Dr. Wolfgang Hacker gebündelt wurde. Am Ende konnten wohl alle dem Fazit von Pater Paulus zustimmen, der in seinem Vortrag gesagt hatte: "Wenn ich die Welt verändern will, muss ich keine Partei gründen - sondern eine Familie."