Vom Pazifisten zum Seligen: Max Josef Metzger seliggesprochen
18 Jahre Seligsprechungsprozess gingen am Sonntag zu Ende, als das Portrait des neuen Seligen Max Josef Metzger im Freiburger Münster enthüllt wurde. Zugewandt blickte der neue Selige auf die vielen Gläubigen herab, die seit dem frühen Morgen in die Kathedrale geströmt waren. Mittendrin eine Delegation aus dem Bistum Augsburg und Mitglieder des Christkönigsinstitutes aus Meitingen.
Vorausgegangen war die Bitte des Freiburger Erzbischofs Stephan Burger an den päpstlichen Delegaten, Kardinal Kurt Koch, Metzger in das Verzeichnis des Seligen aufzunehmen. Unterstützt wurde er dabei durch den Augsburger Bischof Dr. Bertram Meier sowie den Melkitischen Patriarchen Gregor III. Laham und weitere Bischöfe aus den mit Metzger verbundenen Diözesen.
Kardinal Koch verliest päpstliche Entscheidung
Die Verlesung des päpstlichen Briefes gab die Entscheidung bezüglich der Seligsprechung, in etwas formalem Latein formuliert, bekannt, und wurde von Kardinal Koch in einer Übersetzung vorgelesen: „Facimus, ut Venerabilis Servus Dei Maximilianus Iosephus Metzger, presbyter diocesanus, martyr, Confundator Instituti Saecularis Societas Christi Regis […], Beati nomine in posterum appelletur atque die decimo septimo mensis Aprilis, quo in caelo ortus est, quotannis in locis et modis iure statutis celebraro possit. In Nomine Patris et Filii et Spiritus Sancti. Amen.“ Auf Wunsch verschiedenster Akteure erlaubt der Heilige Vater damit die Verehrung des Ehrwürdigen Dieners Gottes Max Josef Metzger als Seligen und legt Kraft seiner apostolischen Autorität von nun an den 17. April als dessen Gedenktag fest. Nach der Übergabe des Briefes brandete Applaus auf.
Der Festgottesdienst im Freiburger Münster
Unter Vollgeläut waren die zahlreichen Bischöfe, Priester und zusammen mit unzähligen Ministranten, Seminaristen und Gästen aus nah und fern in die Freiburger Kathedrale eingezogen. Bereits zu Lebzeiten hatte sich Metzger auch ökumenisch engagiert, wobei seine Bemühungen gesamtkirchlich erst nach dem Zweiten Vatikanischen Konzil Anerkennung fanden. Als Zeichen der gegenseitigen Verbundenheit waren daher auch Geistliche der evangelischen Kirche anwesend, die sich durch ihre schwarzen Talare von der Masse abhoben. Die evangelische Landesbischöfin Heike Springhart brachte die Quintessenz aus dem Leben des Seligen in ihrem Grußwort auf den Punkt: „Metzgers Botschaft brauchen wir heute dringender denn je.“ Mit „Wir“ waren dabei ganz bewusst alle christlichen Kirchen gemeint.
Kardinal Koch betonte in seiner Predigt ebenfalls, dass das Blut der Märtyrer ökumenisch sei. Ihr Blut vereine alle Konfessionen. Außerdem ging er auf die Aktualität von Metzgers Botschaft ein: „Mit der Seligsprechung ist auch der Anspruch an uns verbunden, dass wir in der Nachfolge Jesu Christi in der heutigen Welt zum Zeugnis für Frieden und Einheit gerufen sind.“ Die Seligsprechung von Max Josef Metzger sei daher ein Aufruf an die Christen, ihren Glauben aktiv zu leben und durch ihre Taten zu bezeugen, insbesondere in einer zerrissenen Welt, wie sie auch Max Metzger erlebt habe. Sein Einsatz für Frieden und Versöhnung sei damit zeitlos aktuell und gewinne gerade angesichts der heutigen Kriege weltweit eine neue Dringlichkeit. Mit Blick auf die evangelischen Geistlichen erinnerte der Kardinal daran, dass Metzger überzeugt gewesen sei, dass die Kirche nur dann glaubwürdig für den Frieden in der Welt eintreten könnten, wenn die Christen und christlichen Kirchen sich untereinander versöhnten.
Christkönigsinstitut Meitingen bewahrt Metzgers Andenken
Diese Hauptanliegen Metzgers, die auch im Gottesdienst zur Sprache kamen, setzt das Christkönigsinstitut aus Meitingen bis heute in der Praxis um. Klar, dass auch eine Delegation mit nach Freiburg gereist war und im Münster gleich in der ersten Reihe Platz nehmen durfte. Generalleiterin Annemarie Bäumler, die auch nach dem Gottesdienst noch ein Strahlen im Gesicht hat, beschreibt den Weg bis zur Seligsprechung vor allem als eine Zeit des intensiven Gebets: „In unserer kleinen Hausgemeinschaft haben wir täglich das ,Gebet um die Seligsprechung von Max Josef Metzger‘ in unser Gemeinschaftsgebet eingebunden. Auch alle Mitglieder, die nicht im Haus leben, unterstützten die Bitte um die Seligsprechung täglich mit ihrem Gebet.“
Für Bäumler ist klar, dass Max Josef Metzger ein Mensch war, der zielstrebig und geradlinig seinen Weg voll Überzeugung gegangen ist. Die Zeit im Gefängnis habe er noch dazu genutzt, Lob- und Danklieder sowie österliche Hymnen zu verfassen – eine Reaktion, die sie tief beeindruckt. Noch heute könnten seine tiefe Frömmigkeit, sein unermüdliches Ringen um Frieden und Einheit, sein unerschütterliches Gottvertrauen und die darauf basierende frohe Zuversicht den Menschen Orientierung geben, erzählt die Generalleiterin. Als Zeichen der Verbundenheit zwischen Freiburg und Meitingen überreichte sie gerührt Erzbischof Burger ein Messgewand aus dem Nachlass Max Josef Metzgers.
Christkönig auch Teil der Reliquiensymbolik
Traditionell gehört zu einer Seligsprechung auch die Präsentation einer Reliquie. Diese wurde am Sonntag nach der Verlesung des päpstlichen Briefes von Flambos begleitet nach vorne getragen und am Bild des Seligen niedergelegt. Die Form erinnert an den Reichsapfel der mittelalterlichen Könige. Durch die Bekrönung mit dem Kreuz wird jedoch an die Königsherrschaft Jesu erinnert, die die ganze Welt umspannt. Damit schlägt die Reliquie bewusst auch einen Bogen zum Christkönigsinstitut in Meitingen, stellt aber auch einen ungewohnten Anblick dar. Im Inneren des goldenen Gefäßes befinden sich ein Rückenwirbelknochen sowie Erde aus dem Grab des Märtyrers. Das Bistum Magdeburg hatte sich bereiterklärt, die Reliquie bis ins kommende Frühjahr nach Freiburg auszuleihen.
Als dann am Ende des Gottesdienstes die Ministranten zu den Klängen des „Te Deum“ gleich zwei Weihrauchfässer schwenken und in Saltos durch die Luft kreisen lassen, wird klar: Seit heute gibt es nicht einfach nur einen Seligen mehr, sondern ein Vorbild in Punkto Standhaftigkeit und Lebenshingabe, das jetzt auch um seine Fürsprache angerufen werden darf. Und während der Rauch im hohen Gewölbe der gotischen Kathedrale verschwindet, singen selbst die anwesenden Journalisten überzeugt mit: „Der Blutzeugen lichte Schar, lobt und preist dich immerdar.“
Info:
Der Gottesdienst aus dem Freiburger Münster wurde per Livestream übertragen und ist auf dem YouTube-Kanal des Erzbistums Freiburg abrufbar. Den Vorbericht zur Biographie des neuen Seligen sowie zur Seligsprechungsprozess findet sich in einem separaten Artikel auf unserer Homepage.