„Augen auf! Kinder haben Rechte!“
Liebe Sternsinger, liebe Begleiterinnen und Begleiter, ich möchte euch heute zu einem kleinen Experiment einladen. Schließt doch alle mal bitte kurz die Augen und öffnet sie erst wieder, wenn ich es sage! Wer mag, kann sich gerne auch die Hände vor die Augen halten. Seid ihr soweit? Auf die Plätze, fertig, los.
Augen wieder auf! Kann mir irgendjemand sagen, ob sich hier vorne im Altarraum etwas verändert hat?
Sicherlich habt ihr das auch anderswo schon erlebt, dass man nur kurz wegschaut, und plötzlich ist etwas verschwunden oder geht schief.
Genau darum geht es, wenn wir bei der diesjährigen Sternsingeraktion über Kinderrechte nachdenken. In vielen Ländern der Erde, auch hier in Deutschland, schauen Erwachsene und manchmal auch Jugendliche bewusst oder unbewusst weg, wenn Kinder übergangen oder schlecht behandelt werden. Dafür gibt es viele Beispiele: Sei es, dass Kindern nicht geholfen wird, wenn sie krank oder in Gefahr sind. Sei es, dass Kinder nicht zur Schule gehen und etwas lernen dürfen. Sei es, dass Kinder keine Zeit zum Spielen bekommen und stattdessen den ganzen Tag hart arbeiten müssen. In all diesen Fällen werden Rechte von Kindern gebrochen, die ausnahmslos für alle Kinder auf der Welt gelten!
Ein Grund dafür liegt darin, dass Kinder oft zu schwach sind, sich gegen die Erwachsenen zu wehren und für ihre Rechte einzustehen. Viele wissen auch gar nicht, dass sie Rechte haben und diese einfordern dürfen. Umso wichtiger ist es, wenn ihr als Sternsinger heute laut eure Stimme erhebt - für Kinderrechte weltweit. Ihr seid dabei nicht allein, denn euch begleiten viele Erwachsene und wollen euch unterstützen. Nicht nur ich als Bischof, sondern wir alle, die wir uns heute hier in Burgau versammelt haben, sind begeistert davon, wenn Sternsinger im ganzen Land solche Stühle aufstellen und Sterne in die Luft halten, als Zeichen dafür, dass Kinderrechte immer einen Platz in unserer Gesellschaft haben müssen und niemals missachtet werden dürfen. Jede und jeder von euch, sowie alle Kinder dieser Welt, sind wichtig und wertvoll!
Dies zeigt uns auch die kurze Geschichte, die wir eben im Evangelium gehört haben. Da kommen Leute, die Kinder zu Jesus bringen, damit er ihnen die Hände auflegt und sie segnet (Mk 10,13). Die Jünger aber wollen das nicht und schicken die Leute weg. Warum tun sie das? Vielleicht, weil sie dachten, Jesus will mal seine Ruhe haben. Vielleicht aber auch, weil Kindern in dieser Zeit generell keine große Beachtung geschenkt wurde. Jesus aber weist seine Jünger schroff zurecht. Er will nicht nur, dass die Kinder zu ihm kommen dürfen, sondern er verkündet sogar, dass „Menschen wie ihnen“ (Mk 10,14) das Reich Gottes gehört. Für Gott sind nämlich gerade die Kleinen und Schwächeren diejenigen, die er ganz besonders liebt und unter seinen Schutz stellen will. So wie ihr euch vorhin in den Arm genommen habt, nimmt auch er die Kinder wie ein liebender Vater oder eine liebende Mutter in seinen Arm und zeigt ihnen dadurch, dass sie bei ihm in Sicherheit und gemocht sind.
Jesus achtet und beschützt Kinder! Und er ruft auch uns heute dazu auf mitzuhelfen, dass es allen Mädchen und Jungen in der Welt gut geht. Dass sie in Frieden aufwachsen und sich entfalten können. Dass sie Freunde finden und in Notsituationen nicht alleine gelassen werden. Dass sie gehört werden, wenn sie für ihre Rechte eintreten und alle Erwachsenen ihnen mit Respekt begegnen.
Hier ist auch in unserem Heimatland Deutschland durchaus noch einiges zu verbessern. Doch weist uns die diesjährige Aktion Dreikönigssingen darauf hin, dass die Probleme in anderen Teilen der Welt noch weit größer sind. Viele von euch haben sich vielleicht mit den Geschichten der Kinder in den Beispielländern Kenia und Kolumbien beschäftigt. Wir haben Yeider (13) und Dayana (14) kennengelernt, die wir auf dem diesjährigen Plakat sehen. Sie leben in der kolumbianischen Hauptstadt Bogotá, wo es viel Gewalt gibt. Lange Zeit haben sie sich aus Angst jeden Tag nach der Schule zuhause eingeschlossen, weil ihr Wohnviertel kein sicherer Ort für sie war. Dank der Spenden, die ihr Sternsinger jedes Jahr sammelt, haben sie nun in einem besonderen Haus mit dem Namen „Benposta“ Zuflucht gefunden. Dort wird ihnen geholfen; dort können sie sich wohlfühlen.
Dieses kleine Beispiel ist eines von Tausenden, die ihr, liebe Sternsinger, möglich macht, indem ihr von Haus zu Haus geht und für Kinder in Not sammelt. Durch eure Hilfe werden die Rechte von Kindern weltweit gestärkt, wodurch für viele eine bessere Zukunft möglich wird.
Darum möchte ich euch allen von Herzen danken und Vergelt’s Gott sagen. Ihr bereitet nicht nur eurem Bischof, sondern ganz vielen Menschen große Freude. Macht weiter so und erhebt eure Stimme, damit die Welt ein besserer Ort für alle Kinder wird! Und wenn euch selbst einmal etwas schwerfällt im Leben, oder ihr vor etwas Angst habt, dann vertraut darauf, dass Gott immer an eurer Seite geht. Er will euch - und alle Kinder dieser Welt - stark machen.
In diesem Glauben wollen wir auch in diesem Jahr wieder den Segen zu den Menschen bringen und uns für das Gute in der Welt einsetzen. Kein Stern der Hoffnung soll übersehen und kein Kinderrecht verloren gehen. Das soll die Botschaft sein, die heute von hier aus ins Bistum geht!