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Wichtiges
Frühjahrs-Vollversammlung

Die Zeichen der Zeit erkennen - 50 Jahre Zweites Vatikanisches Konzil

12.06.2024

Am zweiten Tag ihrer Frühjahrs-Vollversammlung haben sich die Mitglieder des Diözesanrates mit der Bedeutung des Zweiten Vatikanischen Konzils auseinander gesetzt. Unter Leitung von Karin Wendlinger vom Bayerischen Rundfunk diskutierten Prof. Hans Maier, München, Prof. Dr. Gerda Riedl, Hauptabteilungsleiterin bei der Diözese Augsburg, und Prälat Dr. Gerhard Bauer, Fokolar-Bewegung Ottmaring.

Prof. Maier zeigte auf, wie sehr das Konzil die Laienarbeit verändert hat. Es ist heute undenkbar, dass die kirchlichen Amtsträger die Gesamtverantwortung für das soziale und politische Tun der Gläubigen übernehmen. Die Laien handeln hier eigenständig. In der „Gemeinsamen Synode der Bistümer in der Bundesrepublik Deutschland“, die von 1971 bis 1975 stattfand, hat das Laienapostolat eine spezifisch deutsche Form gefunden: auf den verschiedenen Ebenen entstanden Räte mit synodaler Struktur.
In der gegenwärtigen kirchlichen Umbruchssituation sprach sich Prof. Maier dafür aus, dieses Rätesystem, das auf Wahlen basiert, beizubehalten, weil es sich bewährt hat.

Prof. Gerda Riedl ging in ihren Ausführungen vor allem auf die Rezeption des Konzils ein. Ohne Frage hat das Konzil besonders den Bereich der Liturgie verändert. Aber auch viele andere Errungenschaften des Konzils werden heute als selbstverständlich erlebt. Den Unterschied zwischen der vorkonziliaren und der nachkonziliaren Kirche bezeichnete sie als erheblich. Muss man deshalb die Texte als Bruch interpretieren? Prof. Riedl vertrat eine Hermeneutik der Kontinuität: die Impulse des Konzils stehen auf dem Boden der Tradition der Kirche und wollen die zweitausendjährige Glaubensgeschichte fortführen.

Prälat Dr. Bauer erläuterte den Dienst des Priesters, wie ihn das Konzil versteht. Es ist ein Dienst an der Einheit im Blick auf die vielfältigen Gaben in der Gemeinde. Konkrete Aufgaben sind die Verkündigung des Wortes Gottes, der Dienst an den Sakramenten und die Liturgie. Ziel ist die Auferbauung der Gläubigen. Prälat Bauer sprach von einer beziehungsstiftenden Aufgabe. Die aktuellen Bemühungen um die pastorale Neuordnung wollen auch zu einer Entlastung der Priester führen und dem priesterlichen Dienst wieder mehr Raum schaffen.

Einen Schwerpunkt der anschließenden Diskussion bildete die Frage, welche Impulse das Zweite Vatikanische Konzil zur Neuevangelisierung geben kann. Prof. Maier und Prälat Bauer betonten, dass es die Aufgabe der Kirche sei, die befreiende Botschaft des Evangeliums zu verkünden. Christentum und Mission sind untrennbar. Für die Art und Weise, wie das heute geschehen kann, habe das Konzil grundlegende Hinweise gegeben: es gelte den Menschen ernst zu nehmen und eine Sprache sprechen, die verstanden werden kann. Prof. Riedl verdeutlichte, dass Neuevangelisierung in zwei Schritten zu sehen sei: zunächst die Vertiefung der Gottesbeziehung bei den Glaubenden und den Glaubensgemeinschaft selbst und dann das bewusste Zugehen auf Menschen, die Kirche und Glauben distanziert sind, um diese für den Glauben anzusprechen.