"Fair statt prekär"
So nennen wir eine Arbeit immer dann prekär, wenn entweder
der Lohn deutlich unter dem Durchschnitt liegt,
sie keine zuverlässige Zukunftsplanung für ein einzelnen ermöglicht,
Arbeitnehmerrechte erheblich reduziert sind und
die soziale Absicherung eingeschränkt ist
Dazu kommt: Die objektive Unsicherheit einiger weniger hat Auswirkungen auf die regulär Beschäftigten, sie bewirkt eine allgemeine subjektive Unsicherheit, die sich mitten in hoch entwickelten Volkswirtschaften ausbreitet.
Noch ist die überwiegende Mehrzahl der Erwerbstätigen in einem „Normalarbeitsverhältnis“ beschäftigt. Mit einer rasanten Dynamik breiten sich unsichere Beschäftigungsverhältnisse in Deutschland jedoch immer weiter aus. Eine Entwicklung, die Handeln dringend erfordert, zumal unter 25-Jährige davon außergewöhnlich stark betroffen sind.
Auch Papst Benedikt hat sich schon einige Male deutlich gegen diese Entwicklungen ausgesprochen. So sagte er auf der Sozialwoche in Italien im Jahr 2008: „Prekäre Arbeitsverhältnisse sind auf längere Sicht eine Bedrohung für die ganze Gesellschaft. Sie sind ein ethischer und sozialer Notstand.“
Daher stellt der Diözesanrat hinsichtlich der politischen Veränderungen folgende Forderungen auf:
Nicht mehr nur die Interessen der Arbeitgeber an einem flexiblen Arbeitsmarkt gilt es zu berücksichtigen, sondern auch die Interessen der Arbeitnehmer-/innen an sozial gesicherten Beschäftigungsverhältnissen.
Die Verdrängung von regulärer Beschäftigung ist zu stoppen. Das Ziel muss sein, dass aus unsicheren Arbeitsverhältnissen gesicherte Arbeitsplätze werden.
Das Prinzip „Gleiche Behandlung bei gleicher Arbeit“ darf nicht durch die Leiharbeit ausgehöhlt werden. Deshalb muss die EU-Richtlinie zur Leiharbeit auch in Deutschland umgesetzt werden – besonders die Aspekte Höchstüberlassungsdauer, Weiterbildung, Umgang mit Vermittlungsgeldern sind hier zu nennen.
Es muss nach Lösungen gesucht werden, wie Inhaber von unsicheren, prekären Arbeitsverhältnissen eine ausreichende Alterssicherung erlangen können. Das Rentenmodell der katholischen Verbände mit einer steuerfinanzierten, existenzsichernden Sockelrente könnte hier zukunftweisend sein.
Es ist nicht länger zu akzeptieren, dass reguläre Arbeitsplätze in Minijobs aufgespalten werden.
Letztendlich muss jeder auf dem Arbeitsmarkt durch reguläre, auf Dauer angelegte Beschäftigung einen gerechten Lohn erhalten können, der den Unterhalt für den einzelnen und seine Familie sichert, den Aufbau einer Altersvorsorge ermöglicht und der Grundlage für ein menschliches Leben in der Gesellschaft ist.
Augsburg, 28.07.2010.