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Wichtiges

Tafelarbeit unterstützen und vernetzen - Teilhabe und Gerechtigkeit sichern

17.05.2010

Der Tafelarbeit in Deutschland kommt eine immer größere Bedeutung zu. Bundesweit gibt es inzwischen über 850 Tafelprojekte und -initiativen, die sich im Bundesverband der Tafeln zusammengeschlossen haben, davon allein in Bayern mehr als 150 (!).

Im Bereich der Diözese Augsburg sind von den ca. 35 Tafelprojekten und -initiativen mehr als zwanzig eng mit Kirchengemeinden und Caritasverband verbunden bzw. in deren Trägerschaft.

Der Diözesanrat der Katholiken im Bistum Augsburg begrüßt dieses außerordentliche Engagement und sieht darin einen wirksamen und solidarischen Beitrag zur Unterstützung von Menschen in schwierigen Lebenssituationen. Allerdings muss in diesem Zusammenhang festgestellt werden, dass sich in dem Maße, wie sich die Anzahl der Tafeln bundesweit ständig erhöht, gleichzeitig die Verpflichtung des Staates zur Sicherstellung der Daseinsvorsorge seiner Bürger – mit Verweis auf das zivilgesellschaftliche Engagement – nicht mehr wahrgenommen wird.

Armut in einem „reichen“ Land, wie sie nicht zuletzt auch durch die Tafelarbeit sichtbar wird, ist eingebunden in einen gesamtgesellschaftlichen Kontext von Verteilungs- und Teilhabegerechtigkeit. Sie hat neben individuellen auch strukturelle Ursachen und ist deshalb auch eine strukturelle Herausforderung und nicht einfach das isolierte Problem der Betroffenen. Hier geht es um Themen wie Bildungsgerechtigkeit, Zugänge zu Ressourcen, ausreichende und bezahlbare Gesundheitsfürsorge, existenzsichernde, bedarfsgerechte Transferleistungen, Verhinderung von Ausgrenzung, Armutsprävention etc.

Der Diözesanrat fordert deshalb:

  • Über Menschen in Armutssituationen muss mit Anstand und Respekt gesprochen werden. Die öffentliche Berichterstattung und Darstellung von Menschen in Armutssituationen muss die Würde der Betroffenen achten. Pauschale Unterstellungen und Diffamierungen von Armut Betroffener sind zu unterlassen.

  • Der Rechtsanspruch auf bedarfsdeckende sozial-staatliche Transfers und Unterstützungsleistungen muss sichergestellt werden, um auch den Armen in unserer Gesellschaft ein Leben in Würde zu garantieren.

  • Stärkere Investitionen in Bildung und Kultur müssen erfolgen.

  • Die Verpflichtung zur Förderung der lokalen Armuts- und Reichtumsberichterstattung muss gewährleistet werden.

Darüber hinaus ermutigt der Diözesanrat die Pfarrgemeinden:

  • Setzen Sie sich aktiv mit dem Armutsthema auseinander und bewahren Sie dabei den Blick für das Notwendige und Sinnvolle!

  • Fördern Sie auch weiterhin niedrigschwellige, existenzsichernde Angebote vor Ort und unterstützen Sie diese, wo möglich, mit eigenen Ressourcen!

  • Beteiligen Sie Menschen in Armutssituationen aktiv und eröffnen Sie ihnen dadurch neue Zugänge und Handlungsspielräume!

  • Nutzen Sie bestehende Netzwerke und bauen Sie diese aus!

Verabschiedet vom Vorstand
des Diözesanrats am 17.05.2010.