„Befreiung unterdrückter Menschen: ein Akt der Gottes- und Nächstenliebe“
Seit 112 Jahren leben und wirken die St. Petrus Claver Schwestern in Augsburg. In diesem Jahr feiern sie den 100. Todestag ihrer Gründerin Maria Theresia Ledóchowska. Beim Festgottesdienst zum Abschluss des Jubiläumsjahres in der Kirche St. Peter und Paul in Oberhausen lobte Bischof Dr. Bertram Meier den Kampfgeist von Maria Theresia, die sich als „Mutter der Afrikaner“ für die Befreiung der Menschen aus der Sklaverei eingesetzt hat.
In seiner Predigt blickte Bischof Bertram auf den Werdegang von Ledóchowska zurück, die in adligem Haus in Niederösterreich aufwuchs und Ende des 19. Jahrhunderts als Hofdame Ferdinands IV. von Toskana, des Erzherzogs von Österreich, arbeitete. Die Begegnung mit einem der größten Missionare des 19. Jahrhunderts, Kardinal Charles Lavigerie, habe sie schließlich zum Umdenken gebracht, so Bischof Meier: „Die schrecklichen Berichte über die unmenschliche Behandlung Tausender Menschen auf dem afrikanischen Kontinent trafen die junge Frau ins Herz und sie entschloss sich, für die Befreiung von Sklaven tätig zu werden.“
Dieser „beispielhafte Ausbruch aus der Gleichgültigkeit“, der mit einer „entschiedenen Umkehr und Hinwendung zu einem Leben in der Nachfolge Jesu Christi“ verbunden gewesen sei, sei ein Aspekt, der auch für unsere heutige Zeit von großer Relevanz sei, betonte der Bischof. „Die Botschaft der Liebe galt von Anfang an allen, weswegen niemand aufgrund von Herkunft oder Hautfarbe seiner Würde als Geschöpf Gottes beraubt werden darf“. Dies reiche aber nicht nur zu wissen. „Für Maria Theresia war angesichts dessen, was sie aus Afrika hörte, klar, dass es den aktiven Einsatz braucht, damit diese Botschaft in allen Ländern der Erde vernommen und Wirklichkeit werden kann“.
Sicherlich ganz bewusst habe Maria Theresia die Frage „Was geht das uns an?“ als Titel für ein Buch gewählt, in dem sie die Teilnahmslosigkeit vieler Christen kritisierte. Mit Argumenten hätte sie aufgeführt, warum es aus christlicher Sicht Pflicht sei, die Antisklaverei-Bewegung und Christianisierung Afrikas zu unterstützen. „Fehler, die die Liebe verletzen – da ist vor allem die Gleichgültigkeit“, zitierte der Bischof die Ordensgründerin und nahm gleichzeitig Bezug zur Gegenwart: „Hand aufs Herz, liebe Mitchristen, ist das nicht auch eines der größten Probleme unserer Zeit?“
Wie Papst Franziskus immer wieder die „Globalisierung der Gleichgültigkeit“ kritisiere und zu mehr Solidarität und Geschwisterlichkeit unter den Völkern aufrufe, so habe auch der Aufruf der seligen Maria Theresia Ledóchowska nichts an Aktualität verloren. Durch zahlreiche Schriften und Vorträge sei es ihr damals gelungen, Spenden für die afrikanische Mission zu generieren, erinnerte Bischof Meier an das Wirken der Ordensgründerin, das im Tun der St. Petrus Claver Schwestern bis heute fortwirke. So gehe es noch immer um die Verbreitung religiöser Schriften, um Geld- und Sachspenden für die Missionare, die Ausbildung von Katechisten und das Gebet.
„Das Göttlichste des Göttlichen ist, mitzuwirken am Heil der Seelen“, zitierte der Bischof den Wahlspruch der St. Petrus Claver Sodalität und rief ihnen seinen Dank zu: „Sie, liebe Missionsschwestern, folgen diesem Auftrag durch ihren täglichen Dienst. Dafür möchte ich Ihnen von ganzem Herzen danken und Sie auf dem Weg der Nachfolge bestärken“.
Neben dem Bischof, dem Pfarrer der PG Augsburg-Oberhausen, Bernd Weidner, weiteren Priestern und Diakonen feierte auch der Bischöfliche Beauftragte für Gottgeweihtes Leben, Domvikar Andreas Miesen, den Gottesdienst mit. Außerdem waren neben den Schwestern aus Augsburg auch Schwestern aus Österreich und Rom zum Gottesdienst und dem anschließenden Festprogramm angereist. Ein Projektchor der Pfarreiengemeinschaft sorgte für die feierlich musikalische Gestaltung der Messe.
Die St. Petrus Claver Schwestern in Augsburg und weltweit fühlen sich in ihrem Wirken und Tun noch heute ihrer Ordensgründerin Maria Theresia Ledóchowska eng verbunden, die die Petrus-Claver-Sodalität 1894 gegründet hat. Die Unterstützung der Missionen in Afrika, Asien und Lateinamerika gehört somit zu den vortrefflichen Aufgaben der vier St. Petrus-Claver Schwestern, die seit Anfang des 20. Jahrhunderts in Augsburg beheimatet sind: zunächst in der Augsburger Innenstadt, seit 50 Jahren in Augsburg-Oberhausen.
Bei den Menschen das Bewusstsein für die Nöte der jungen Kirchen in den Entwicklungsländern zu schärfen, ist das erklärte Ziel der Schwestern, die auch die interkulturelle Begegnung in ihrem Tun großschreiben. Diese leben sie auch in ihrem Haus in Augsburg vor: So finden dort derzeit 14 Frauen aus unterschiedlichen Ländern, Kulturen und verschiedener Religionen Unterkunft und Gemeinschaft.
Die Missionsschwestern vom hl. Petrus von Claver sind in 43 internationalen Gemeinschaften in 23 Ländern aktiv. Petrus Claver ist ein in Spanien geborener Jesuit, der sich im 17. Jahrhundert in Kolumbien für die Sklaven aus Afrika eingesetzt hat. Er gilt als Patron der Menschenrechte und Schutzpatron Kolumbiens.