Beten für den Frieden in Baar
Bei der 63. Krieger- und Soldatenwallfahrt zur Kirche Maria im Elend bei Baar (Dekanat Augsburg-Land) hat Bischof Bertram über christliche Perspektiven auf Krieg und Gewalt gesprochen. Der Waffengebrauch könne zur Selbstverteidigung zwar legitim und sogar notwendig sein, doch entstehe ein tragbarer und dauerhafter Friede nur im Dialog und gegenseitigen Respekt, betonte der Bischof vor mehreren hundert Wallfahrerinnen und Wallfahrern.
Zu Beginn seiner Predigt blickte der Bischof auf verschiedene Kriegssituationen in der Geschichte zurück, in der katholische Christen ihre Friedenshoffnungen auf die Fürsprache der Gottesmutter gelenkt hätten. Dies zeige sich auch in den Ursprüngen der Wallfahrtskirche Maria im Elend, die während des Spanischen Erbfolgekrieges 1704 aus dem Gelöbnis eines Kuhhirten heraus entstanden war und in ihrer jetzigen Form seit 1958 besteht. Mit dem russischen Überfall auf die Ukraine seien diese Ursprünge wieder besonders aktuell geworden: „Die Patrona Bavariae, die Schutzfrau Bayerns und Königin des Friedens lädt uns ein, über unsere eigenen Hilfsmöglichkeiten hinaus Maria in den Blick zu nehmen und sie um ihre Hilfe anzurufen, so wie es Generationen vor uns in Zeiten der Not getan haben.“
Die große Beteiligung von über 80 Vereinen und hunderten Wallfahrtsteilnehmern zeige ihm, dass die Kirche weiterhin lebe, erklärte der Bischof. „Die Gesellschaft von heute - die Menschen nach der Pandemie mitten in ihren Ängsten um Krieg, Inflation und Rezession – braucht die Stimme der Kirche(n).“ Religion dürfe keine Privatsache werden, sondern gehöre in das öffentliche Leben als sicht- und hörbare Stimme für die Frohe Botschaft. Dabei dürfe nicht übersehen werden, dass dem Glauben auch ein gewisses Gewaltpotential innewohne, doch könne er auch „Energie für den Frieden“ geben. „Schon das Krippenkind zeigt uns: Der Gott, an den wir glauben, ist kein Kriegsgott; er kommt nicht mit Gewalt. Er fährt nicht auf mit Panzern und Gewehren. Wehrlos tritt er an unsere Seite, er lebt mitten unter uns.“
Gott sei parteiisch, indem er auf der Seite der Opfer stehe. Jesus habe seine Friedensbotschaft über alle Widerstände und Konflikte hindurch bis zu seinem Kreuzestod gepredigt und verbreitet. Christi Auferstehung habe dann gezeigt, dass Gottes Leben schaffende Macht stärker sei als die Mächte des Bösen und des Todes. Maria sei dabei Jesu erste Jüngerin gewesen und ganz vom Geist der Einheit und des Friedens erfüllt: „So kann Maria selbst Botin und Brückenkopf des Friedens sein.“
Mit Verweis auf dem früheren Bischof von Limburg Franz Kamphaus betonte Bischof Bertram mit Blick auf den Krieg in der Ukraine, dass niemand das Recht habe, „den Gewaltverzicht anderer zu fordern, wenn es um ihr Leben geht.“ Militärische Gegenwehr könne vor der Vernichtung des eigenen Landes bewahren und hoffentlich sogar eine Waffenruhe herbeizwingen. Dies sei schon viel, doch müssten Christen einer anderen Logik folgen. „Einen tragfähigen Frieden wird es auf Dauer nur geben im Verzicht auf Waffen, im Dialog, im gegenseitigen Respekt, im Versöhnen und Verzeihen. Wenn der Krieg so weitergeht, werden alle verlieren.“ Dieser Weg erfolge Geduld und Leidenschaft; einer Aufrüstung mit Waffen müsse unbedingt die Abrüstung durch Diplomatie folgen: „Auf den Tag dieser Erkenntnis hoffe ich. Diesen Tag erbete ich. Hier können wir von Maria etwas abschauen.“
Die vom Kameraden- und Soldatenverein Baar veranstaltete Wallfahrt zu Maria im Elend wurde 1958 zum ersten Mal zum Dank für die glückliche Heimkehr aus dem Zweiten Weltkrieg veranstaltet und entwickelte sich bald zu einer der größten Wallfahrten ihrer Art in ganz Bayern. Bei den Gottesdiensten vor der Wallfahrtskirche sind dabei jedes Mal verschiedene Festprediger geladen. Die Wallfahrt findet jedes Jahr am letzten Sonntag im Mai statt, musste 2020 und 2021 allerdings aufgrund der Corona-Pandemie zum ersten Mal in ihrer Geschichte abgesagt werden.
