„Mitlaufen reicht nicht!“
Bischof Bertram hat am Palmsonntag in einem Pontifikalamt im Hohen Dom den Einzug Jesu in die heilige Stadt Jerusalem gefeiert. In seiner Predigt sprach er über die menschliche Natur der Kirche und die Einladung Jesu an alle, mit ihm mitzugehen.
„Die Kirchen schrumpfen. Wer das Gesundschrumpfen nennt, muss sich in Acht nehmen vor Schönfärberei. Für mich ist jeder Kirchenaustritt ein Frageauszeichen: Warum kehrt dieser Mensch uns den Rücken?“, fragte der Bischof zu Beginn seiner Predigt. „In der Kirche sind nicht nur die Perfekten, die Reinen, die Unbefleckten. Kirche ist ‚simul iusta et peccatrix‘, gerecht und sündig zugleich. Daran ändert auch unser Bekenntnis zur ‚heiligen Kirche‘ nichts“, betonte er und zitierte den spätantiken Kirchenlehrer Ambrosius, der bereits im 4. Jahrhundert die Kirche eine „keusche Hure“ nannte.
Eine unbefleckte katholische Kirche könne es ebenso wenig geben wie einen unschuldigen, sündenlosen Menschen: „Denn die Kirche sind wir selbst, Spiegel des Menschseins. Obwohl wir dem Allerheiligsten dienen, sind wir oft alles andere als heilig. Das müssen wir zugeben. Das können wir beklagen. Ändern aber können wir es nicht.“ Abschließend dankte der Bischof den Anwesenden für ihr „Mitlaufen“ mit der Kirche auch durch schwierige Zeiten – „nicht als unkritische Mitläufer, sondern als konstruktive Wegbegleiter und -gestalter“, vereint mit dem Kreuz als gemeinsamem Ziel.