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Wichtiges
Bischöfliches Jugendamt/BDKJ

Seinen Weg im Glauben finden

15.02.2023

Ob im Fußballstadion mit Tausenden oder einzeln, ob als Jugendliche/r oder schon im Säuglingsalter: Die Gestaltung des Sakraments der Firmung und die damit verbundene Vorbereitungszeit bieten immer wieder Anlass zur Diskussion. So auch geschehen am Dienstagabend beim Kamingespräch der Jugendwerkwoche mit Bischof Bertram.

Humorvoll stieg der Bischof in das Thema ein. Er hielt einen platten Fußball ins weite Rund des großen Saals und machte schnell klar, worauf er mit diesem Symbol abzielte: „Ein Christ ohne Firmung ist wie ein Ball ohne Luft, es ist kein Geist darin und man kommt ohne nicht ins Spiel.“ Weniger luftlos, sondern kontrovers verlief das Gespräch, als es um das richtige Firmalter und die Reihenfolge der Sakramente ging. Immer wieder nahm er auch Bezug zu seiner eigenen Biographie und berichtete anekdotenhaft von seiner eigenen Firmung im Alter von nur 10 Jahren. In den Ostkirchen hingegen würden sogar bereits Säuglinge gefirmt werden. Pilotprojekte seien nötig, um neue und kreativere Wege zu finden, meinte der Bischof, und stieß damit bei den über 70 Zuhörern auf eine breite Zustimmung.

Bischof Bertram betonte, dass es das Ziel der Firmung sein müsse, dass jeder seinen Weg im Leben und im Glauben finde. Konkrete Beziehungen seien hier natürlich hilfreich. Dennoch spiegele sich im Sakrament der Firmung auch die Dimension der Kirche wider, sodass die Firmspendung eben kein Privatakt sei, sondern in einen größeren Kontext von Gemeinde fallen müsse. Ein sichtbares Zeichen hierfür sei die Entsendung eines Firmspenders aus Augsburg, der hierfür eigens anreise. Als Fremdkörper habe sich der Bischof bei seinen Reisen nie gefühlt. Eine spannende Wende erfuhr das Gespräch durch den Beitrag einer Teilnehmerin, die von den in Frankreich öfter vorkommenden Firmungen in Fußballstadien erzählte. Ob Bischof Bertram derartigen Modellen, im Zuge derer der Diözesanbischof nur einmal im Jahr im Rahmen eines Großevents an alle Jugendlichen das Sakrament spende, etwas abgewinnen kann, ließ er offen. Jedes Modell biete seine Vor- und Nachteile. Jedenfalls sei es auch Aufgabe der Kirche, die Biographie des Menschen, also seine einzelnen Wegetappen, sakramental zu begleiten.

Bei der Heiligen Messe betonte Bischof Bertram, dass immer wieder neue Wege zur Verkündigung des Evangeliums gefunden werden müssten.

Bei der Heiligen Messe betonte Bischof Bertram, dass immer wieder neue Wege zur Verkündigung des Evangeliums gefunden werden müssten.

Bereits in seiner Predigt beim gemeinsamen Gottesdienst in der Hauskapelle hatte Bischof Bertram davon gesprochen, dass junge Menschen keine „pastoralen Objekte“ der Kirche seien, sondern vielmehr als lebendige Steine, die ihren Platz suchen, betrachtet werden müssten. Ausgehend vom Tagesevangelium erklärte er, dass der Lobpreis auf das Wort Gottes immer ein zentrales Element der Kirche sein müsse: „Das Wort Gottes ist nicht nur das Gedruckte, sondern eine Person – Jesus Christus.“ Ihn gelte es überzeugend zu verkünden und zu verkörpern. Immer mehr Menschen würden aber auch innerhalb der Kirche zu biblischen „Analphabeten“ werden. Das Verkünden der Frohen Botschaft sei daher auch nicht nur Aufgabe der Kleriker, sondern aller Getauften. Dennoch müsse das Wort Gottes immer in die konkrete Lebenswelt der Menschen übersetzt werden.

Für Diözesanjugendpfarrer Tobias Wolf stand in den vergangenen Tagen der Austausch und die Vernetzung im Vordergrund. Konkrete Ideen für die Jugendarbeit seien besprochen und auf ihre Tauglichkeit hin hinterfragt worden. Der Tenor: Die Verantwortlichen in der Kirche müssten viel mehr „junge Menschen in den Mittelpunkt rücken, und verstärkt auf sie hören.“ Die Austauschrunde mit Jugendlichen am Montagnachmittag sei daher für die Teilnehmer wichtig und bereichernd gewesen. Wolf wies darüber hinaus aber auch auf die Rolle der Erwachsenen hin: „Wichtig sind Leute, die fest im Glauben stehen, die Orientierungsfiguren im Glauben sind.“ Dies betreffe aber nicht nur Hauptamtliche, sondern auch die Ehrenamtlichen und einfachen Gemeindemitglieder.

Jugendpfarrer André Harder aus Memmingen hob hervor, dass die Werkwoche vor allem dazu gedient habe, mit Blick auf die Firmung alles auf den Prüfstand zu stellen. Elemente aus der konkreten Lebenswelt der Jugendlichen, wie zum Beispiel Popsongs, seien gut für die Firmvorbereitung geeignet. Vor allem aber müsse sich ein „gegenseitiges Verständnis“ entwickeln. Die einzelnen Workshops hätten hier kreative Vermittlungswege aufgezeigt.

Über ein interaktives Tool konnten die Teilnehmer über verschiedene Sachverhalte abstimmen.

Über ein interaktives Tool konnten die Teilnehmer über verschiedene Sachverhalte abstimmen.

Hintergrund:

Die Jugendwerkwoche ist ein Angebot des BDKJ und des Bischöflichen Jugendamtes. Das Ziel besteht darin, Akteure ganz unterschiedlicher Gruppen und Einrichtungen zu einem Austausch zusammenzubringen. Eingeladen waren in diesem Jahr die in der kirchlichen Jugendarbeit und Sakramentenpastoral Tätigen sowie alle Interessierten. Zum Abschluss des ersten Tages stand die Verleihung des Bischof-Simpert-Preises an.

In den drei Workshops am Dienstag ging es vor allem darum Impulse zur Firmvorbereitung aus der Praxis vorzustellen. Angeboten wurden unter anderem Workshops zu den Themen „Dichte deinen Glauben – Poetryslam und mehr“, „Sport’s and Spritis – bewegte Firmung“, „The show must go on – Firmvorbereitung zeitgerecht planen, durch- und weiterführen“ und „Fit for Spirits – Christ-Sein als Jugendlicher“.

Einen ausführlichen Bericht über den Hauptvortrag von Dr. Christian Hennecke aus dem Bistum Hildesheim finden Sie auf der Homepage von credo.