Menü
Wichtiges
Evangelisierung

„Wer’s glaubt, wird selig“

25.01.2025

Heuer jährt sich das Konzil von Nicäa zum 1700. Mal – ein Meilenstein in der Geschichte des Christentums, das den christlichen Glauben bis heute in vielfacher Weise prägt und formt. Für die Abteilung Evangelisierung in der Diözese Augsburg Anlass genug, ihren Studientag unter das Zeichen dieses Jubiläums zu stellen – und zu fragen, was „Glauben“ heute überhaupt noch bedeute.

2025 sei dabei gleich in doppelter Hinsicht ein besonderes Jahr, betonte Bischof Bertram vor mehr als zweihundert Zuhörenden in seinem Grußwort zu Beginn des Studientages, der in den Räumlichkeiten des Maria-Ward-Gymnasiums in der Augsburger Innenstadt abgehalten wurde. Das Jahr zeichne sich sowohl durch das Konzilsjubiläum aus als auch durch das Heilige Jahr, das Papst Franziskus weltweit ausgerufen habe. Dieser Spannungsbogen könne fruchtbar gemacht werden, allerdings nur, wenn man sich von der Kraft und dem Trost des Glaubens erfüllen und leiten lassen könne. Glaube sei dabei „Feststehen in dem, was man erhofft, Überzeugtsein von Dingen, die man nicht sieht“ und damit letztendlich ein Sehen hinter die Dinge und ein tieferes Erkennen als das, was man mit bloßem Auge wahrnehmen könne.

Dabei sei Glaube nicht voraussetzungslos, sondern stütze sich „auf Generationen, die vor uns geglaubt und gelitten haben, aber eben aus dem Glauben heraus fähig wurden zu einer Liebe, deren Spuren unzerstörbar in die Menschheitsgeschichte eingeschrieben und bis heute Ansporn sind, es ihnen nachzutun.“ Gleichzeitig aber sei der Glaube auch kein „sklavisches Auswendiglernen von Glaubensformeln“ oder ein skrupulöses Festhalten an angeblich unveränderlichen Traditionen und Formulierungen; ebenso wenig sei Glaube naiv, sondern stattdessen untrennbar mit der menschlichen Vernunft verbunden. Letztendlich sei Glaube vor allem aber Leben im und mit dem Heiligen Geist, betonte Bischof Bertram abschließend mit einem Zitat des evangelischen Märtyrer Dietrich Bonhoeffer: „Geist gibt es nur im Vollzug des Handelns, in der Gegenwart, der festgelegte Geist ist kein Geist mehr.“

Die Religionsphilosophin Prof. Hanna-Barbara Gerl-Falkovitz sprach über die tragende Rolle Nicäas im Christentum.

Die Religionsphilosophin Prof. Hanna-Barbara Gerl-Falkovitz sprach über die tragende Rolle Nicäas im Christentum.

„Woran glauben wir?“ und „Woran werden wir selig?“ waren die Fragen, die die Religionsphilosophin Prof. Dr. Hanna-Barbara Gerl-Falkovitz in ihrem Vortrag stellte. Das 325 einberufene Konzil von Nicäa sei der Ausgangspunkt für eine ganze Reihe an frühchristlichen Konzilen gewesen, die „wie geistige Gewitter“ überhaupt erst den christlichen Glauben definierten und intellektuell mit Leben füllten. Für das Verständnis des Konzils und der dort formulierten Glaubensgrundsätze sei indes der historische Kontext unerlässlich, betonte die in Augsburg aufgewachsene Theologin, die 18 Jahre lang den Lehrstuhl für Religionsphilosophie und vergleichende Religionswissenschaften an der TU Dresden innehatte und seit 2011 das von ihr mit aufgebaute Europäische Institut für Philosophie und Religion in Heiligenkreuz bei Wien leitet.

Wenige Jahre vor dem Konzil hatte sich 311 noch die letzte Christenverfolgung in Nikomedien zugetragen; zwei Jahre später hatte Kaiser Konstantin bei der Milvischen Brücke vor Rom unter dem Zeichen des Kreuzes gesiegt und nach seiner Machtergreifung das Christentum legalisiert. Innerhalb weniger Jahrzehnte hatte sich das Christentum im 4. Jahrhundert von einer unterdrückten Minderheitenreligion zur kaiserlich protegierten Staatsreligion gewandelt. Diese erstaunliche politische Entwicklung sei mit einer gewaltigen theologischen Blüte einhergegangen, in der klar herausgearbeitet wurde, dass Gott kein stummer Weltenschöpfer sei und der Mensch kein hilfloser Spielball wie noch in vielen Religionen des Altertums, sondern dass zwischen Mensch und Gott eine „lebendige Beziehung“ bestehe, die geprägt sei von Liebe und gegenseitigem Zuhören.

Das Konzil von Nicäa sei insofern auch bemerkenswert, da es nicht nur das erste dieser Konzile war, sondern auch das letzte, dessen Beschlüsse und das dort formulierte Glaubensbekenntnis von allen christlichen Kirchen und Konfessionen weltweit akzeptiert werden. Der 1700. Jahrestag des Konzils sei daher auch in ökumenischer Hinsicht signifikant und es daher nur folgerichtig, dass das Jubiläum im Mai dieses Jahres gemeinsam vom Ökumenischen Patriarchen von Konstantinopel und Papst Franziskus vor Ort in Nicäa als Zeichen dieses gemeinsamen Erbes gefeiert werde.

Bischof Dr. Bertram Meier betonte die Notwendigkeit, Glaubensinhalte mit Leben zu füllen.

Bischof Dr. Bertram Meier betonte die Notwendigkeit, Glaubensinhalte mit Leben zu füllen.

Nach einem gemeinsamen Mittagessen kam es dann zum Podiumsgespräch, bei dem neben Bischof Bertram und Prof. Gerl-Falkovitz auch die Leiterin des Bischöflichen Seelsorgeamts Angelika Maucher, der Augsburger Alttestamentler Prof. Dr. Franz Sedlmeier, der Katechist und Pastoralreferent Raphael Edert sowie die katholische Influencerin Tini Brüning über das Spannungsverhältnis zwischen Glauben und Gegenwart diskutierten. Im Mittelpunkt stand dabei die Frage, wie die Inhalte des christlichen Glaubens heute weiterhin präsentiert und in der Welt vermittelt werden und was deutsche Gläubige wiederum von der Weltkirche lernen können. Diese Thematik wurde dann auch in das Publikum hineingetragen, das in einem World Café die Debatte untereinander fortführen und eigene Schwerpunkte setzen konnte.

Mit einem gemeinsamen Gottesdienst in der nahegelegenen Klosterkirche St. Stephan endete der Studientag, der in Ausschnitten durch Radio Horeb und den Fernsehsender K-TV live übertragen wurde. In seiner Predigt betonte Bischof Bertram abschließend, dass der Glaube an Gott auch Konsequenzen in der Welt habe. So wie einst der Apostel Paulus vom Glauben beseelt sein Leben in eine komplett andere Bahn lenkte und letztendlich sogar den Märtyrertod für Christus erlitt, hätten auch couragierte Christinnen und Christen der Neuzeit ihren Glauben stolz und mutig bezeugt, selbst im Angesicht brutalster Gewalt wie etwa die Widerstandsgruppe der Weißen Rose im Dritten Reich. Glaube sei insofern immer auch politisch und mit Ideologien, die andere Menschen ausgrenzen oder die Demokratie angreifen wollten, letztendlich unvereinbar. Letztendlich aber sei der Glaube vor allem als Geschenk und Auftrag zu verstehen, der jeden Menschen sein Leben lang begleite, so der Bischof abschließend: „Wir alle, ausnahmslos alle, haben einen göttlichen Auftrag.“ Die Herausforderung des Glaubens aber sei es, diesem Auftrag hinterherzuspüren.