Zu Besuch in Niederbayern
Das Zisterzienserinnenkloster in Thyrnau bei Passau ist weithin für seine hochwertige Paramentenstickerei bekannt. Auch im Bistum Augsburg finden sich zahlreiche Beispiele von dort geschaffenen Messgewänder und anderer kirchlicher Textilien. Zum Fest des heiligen Ordensgründers Bernhard von Clairvaux hat Bischof Bertram am Samstag, 20. August in Thyrnau ein Pontifikalamt gefeiert.
Der Bischof kam auf Einladung der Thyrnauer Äbtissin Sr. Mechthild Bernart OCist in das niederbayerische Kloster, um mit den acht Schwestern des dortigen Konvents das Bernhardsfest zu feiern. Dabei sind es nicht nur die in Thyrnau gefertigten Paramente, die das Bistum Augsburg mit dem Zisterzienserinnenorden verbinden: Unmittelbar westlich von Augsburg befindet sich in Oberschönenfeld eine der ältesten Zisterzienserinnenabteien Deutschlands, in der seit über acht Jahrhunderten gemeinschaftlich gebetet und gearbeitet wird.
Das Kloster Thyrnau befindet sich in einem ehemaligen Jagdschloss der Passauer Fürstbischöfe. Der Konvent selbst wurde 1902 dort gegründet, doch hatte die Schwesterngemeinschaft bereits vorher eine turbulente Geschichte vorzuweisen: Ursprünglich stammten sie aus dem 1245 gegründeten Kloster Rathausen in der Schweiz, das 1848 durch die Regierung des Kantons Luzern zwangsaufgelöst wurde. Die Schwestern lebten daraufhin an verschiedenen Orten in der Schweiz weiter, bevor sie 1874 das ehemalige Kapuzinerkloster Vézelise in Nordostfrankreich besiedelten. Als aber die politische Lage auch dort gegen die Jahrhundertwende zunehmend kirchenfeindlich wurde, erfolgte 1902 schließlich die Umsiedlung nach Thyrnau. Als Erbe dieser komplexen Geschichte trägt die Äbtissin von Thyrnau bis heute auch den Titel einer Äbtissin von Rathausen.
Der heilige Bernhard von Clairvaux (um 1090 bis 1153) gilt als einer der bedeutendsten Kirchenmänner des Mittelalters. Der Adelssohn trat 1112 in das wenige Jahre zuvor gegründete Kloster Cîteaux in Ostfrankreich ein und war als späterer Abt des Tochterklosters Clairvaux maßgeblich an der Herausbildung und Verbreitung des nach dem Mutterkonvent benannten Zisterzienserordens beteiligt. Sein Fest wird jährlich am 20. August begangen.