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Wichtiges
Polizeiseelsorge

Zuhören, begleiten, da sein

24.05.2023

„Kirche und Staat“ – unter diesem Thema steht die Fachtagung der Bundesarbeitsgemeinschaft katholischer Polizeiseelsorge, die in diesen Tagen in Augsburg stattfindet. In seiner Predigt in der Ulrichsbasilika hat Bischof Bertram den anwesenden Seelsorgerinnen und Seelsorgern seinen Dank für ihren wichtigen Dienst ausgesprochen – und betonte, dass Polizei und Seelsorge durch eine gemeinsame Mission verbunden seien.

„Polizistinnen und Polizisten sind gefährdet“, betonte der Bischof eingangs in seiner Predigt vor den rund 90 Polizeiseelsorgerinnen und Polizeiseelsorgern aus ganz Deutschland, die zu der jährlichen Fachtagung in Augsburg zusammengekommen waren. Dies bedeute nicht nur die körperliche Gefahr bei den Einsätzen, sondern auch die vielen Grenzsituationen, denen die Beamten in ihrem Dienst ausgesetzt seien und die sie verarbeiten und kommunizieren müssten. Für eben diese Fälle gebe es „Gott sei Dank“ die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Polizeiseelsorge, „die zuhören, begleiten, oder einfach da sind“ – unabhängig von der religiösen oder konfessionellen Bindung der Menschen.

Ähnlich wie es der staatliche Auftrag an die Polizei sei, spreche auch die Bibel vom „Schutz der Gemeinde“, etwa in der Tageslesung aus der Apostelgeschichte: „Gebt Acht auf euch und auf die ganze Herde“. Besonders schlimm aber sei es, wenn die „reißenden Wölfe“, von denen der Apostel Paulus spreche, aus den eigenen Reihen stammten – ein Problem, dass keine Gemeinschaft oder Institution schone und das im Moment sowohl bei der Kirche als auch der Polizei Thema sei. Die Wachsamkeit, die man auch nach innen hin haben müsste, dürfe dabei aber nicht in Misstrauen umschlagen, sondern stattdessen „Aufmerksamkeit und ein wacher Blick für den anderen“ sein. „Stark sind wir, wenn wir uns als Gemeinschaft im gleichen Arbeitsumfeld gegenseitig stützen, Trost zusprechen und Mut machen.“

Bischof Bertram betonte in seiner Predigt den hohen Stellenwert der Polizeiseelsorge.

Bischof Bertram betonte in seiner Predigt den hohen Stellenwert der Polizeiseelsorge.

Auf die Polizeiseelsorge übertragen bedeute dies, dass alles, was einen bewege, zu Gott getragen werden dürfe, betonte Bischof Bertram: „Unterschätzen wir niemals die Kraft des Gebetes!“ Zuletzt aber gehe es um die Verinnerlichung des christlichen Menschenbildes, das auch eine der Grundlagen der bayerischen Verfassung sei und damit Polizei und Seelsorge in gemeinsamer Mission, „wenn auch in unterschiedlichen Rollen“, verbinde: „Seelsorger und Polizisten – jede und jeder ist auf eigene Weise der Menschen Freund und Helfer.“

Die jährliches Fachtagung der Bundesarbeitsgemeinschaft katholischer Polizeiseelsorger sei ein wichtiges Instrument zum kollegialen Austausch und biete eine wichtige Möglichkeit, den Blick über die Grenzen des eigenen Bundeslandes hinaus zu werfen, betont der bayerische Landespolizeidekan Monsignore Andreas Simbeck. Für das diesjährige Thema „Kirche und Staat“ habe man dabei bewusst auch den Austausch mit kritischen Stimmen aus Politik und Gesellschaft gesucht. Die besondere Herausforderung der Polizeiseelsorge sei dabei auch ihre größte Chance, so der Geistliche: Die Kirche habe hier die Möglichkeit, in einem Berufsfeld tätig zu sein, in dem nicht automatisch die Mehrheit der Menschen gläubige Christen seien. „Wir können dabei christliche Grundwerte einbringen und Kirche auch hier sichtbar werden lassen“, so der Geistliche.

Rund 90 Seelsorgerinnen und Seelsorger waren zu der Fachtagung im Haus Sankt Ulrich zusammengekommen.

Rund 90 Seelsorgerinnen und Seelsorger waren zu der Fachtagung im Haus Sankt Ulrich zusammengekommen.

Zu diesem Zweck stand für die rund 90 Seelsorgerinnen und Seelsorger auch ein dichtes und vielfältiges Programm auf dem Plan der diesjährigen Fachtagung, die vom 22. bis 25. Mai in Augsburg stattfindet. Neben dem Austausch mit Stimmen aus Politik und Gesellschaft geht es dabei auch um die akademische Diskussion um die Ethik der Polizeiseelsorge im 21. Jahrhundert, aber auch um die Bewältigung aktueller Probleme wie des zunehmenden Personalmangels und natürlich der Begegnung mit Polizistinnen und Polizisten. In der Kaserne der V. Bereitschaftspolizeiabteilung in Königsbrunn konnten dabei die Seelsorgerinnen und Seelsorger einer Übung beiwohnen, in der die Beamten den Einsatz in einer Amoklage einübten – eine Situation, die in der Realität für alle Beteiligten in allerhöchstem Maße traumatisierend wäre.

Die katholische Polizeiseelsorge in Deutschland besteht aus rund 110 Männern und Frauen, die den Landes- und Bundespolizeibeamten in Deutschland sowohl im Dienstalltag wie auch nach der Erfahrung kritischer Grenzsituationen seelischen Beistand leisten. Der föderalen Gliederung der Polizei in Deutschland folgend ist auch die Seelsorge nach Bundesländern organisiert. Der jeweilige Landespolizeidekan ist dabei erster Ansprechpartner der katholischen Kirche für die Polizei im jeweiligen Bundesland. Auf Bundesebene werden die Belange der Polizei durch den Polizeibischof vertreten; im Moment ist dieser der Weihbischof Wolfgang Bischof (Erzdiözese München und Freising). Im Bistum Augsburg sind aktuell vier Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in der Polizeiseelsorge tätig.