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Wichtiges
Studientag des Bischofs

Christliche Spiritualität: Quelle für den Dienst am Nächsten

11.03.2024

Über die Verbindung von Spiritualität und Verantwortung haben sich an diesem Montag rund 70 Seelsorgerinnen und Seelsorger beim Studientag des Bischofs im Haus Sankt Ulrich in Augsburg ausgetauscht. In drei Impulsvorträgen ging Dr. Markus Vogt, Professor für Christliche Sozialethik an der Ludwig-Maximilians-Universität in München, auf die verschiedenen Facetten von Spiritualität und ihre Verankerung in der Gesellschaft ein.  

„Vielfach sprechen wir von ‚spirituellen Erfahrungen‘, von einer ‚gelebten Spiritualität‘ in den Pfarreien, von ‚unterschiedlichen ‚Spiritualitäten‘ in der Kirche. Für uns als Christen geht es dabei zutiefst um die Pflege der eigenen Gottverbundenheit. Sie ist Quelle und Ansporn für unseren Dienst am Nächsten“, richtete sich Bischof Dr. Bertram Meier in seinem Grußwort an die Teilnehmerinnen und Teilnehmer des Studientags. Christusnachfolge bleibe deshalb nie bei einem selbst stehen, sei kein Selbstzweck und auch keine „bloße Wellnessmassage für die Seele“ wie bei manchen außerkirchlichen spirituellen Sinnangeboten. „Als Kirche ist es unser ureigener jesuanischer Auftrag, in die Welt hineinzuwirken und anderen die Kontaktaufnahme mit Gott zu ermöglichen“, wies Bischof Bertram auf die enge Verknüpfung zwischen Spiritualität und Verantwortung hin und zeigte sich dankbar, beim Studientag tiefer über das Thema nachdenken und miteinander ins Gespräch kommen zu können.

In seinem ersten Impulsvortrag ging Prof. Dr. Vogt der Frage nach den Kernelementen christlicher Spiritualität und ihrer Verbindung zum sozialen Engagement nach. Er wies dabei auf die wechselseitige Ergänzung von Weltdistanz und Weltgestaltung hin. Christliche Spiritualität sei nicht nur das private Verhältnis zwischen Individuum und Gott, „sondern hat auch immer diakonisch die sorgende und befreiende Beziehung zum Nächsten im Blick“. Oft ermögliche gerade die Distanz gegenüber den Konfliktgeschehen des Alltags einen Neuanfang und eine befreiende Gestaltung der Beziehung, so Vogt.

Nach seiner Begrüßung und dem ersten Impulsvortrag tauschte sich auch Bischof Bertram mit dem Generalvikar über das Gehörte aus.
Nach seiner Begrüßung und dem ersten Impulsvortrag tauschte sich auch Bischof Bertram mit dem Generalvikar über das Gehörte aus.

Sich mittels spiritueller Praktiken aus der Welt zurückzuziehen und emotional aus der Öffentlichkeit zu verabschieden, komme einer Wohlfühlspiritualität gleich: „Wer nach absoluter Indifferenz gegenüber eigenem und fremdem Leiden strebt, wird unpolitisch und unsozial“. Viele Seminare für Spiritualität führten auf unpolitisches Terrain. Doch die Distanz ermögliche erst, die Gesellschaft umso offener mitzugestalten. „Gottesdienst und Gebet haben immer eine soziale Dimension“, betonte Vogt.

Die aktuellen Herausforderungen würden eine Gleichzeitigkeit von Katastrophenbewusstsein und Hoffnungsperspektive erfordern. „Spiritualität muss ihre Zuversicht aus Gottvertrauen auch angesichts der dunklen Seiten des Lebens schöpfen“. Wichtig sei dabei ein gelebtes Zeugnis der Spiritualität in den jeweiligen Gegebenheiten der Zeit, erinnerte der Professor an das Wirken christlicher Mystiker. Entscheidend sei „keine naive Hoffnung, sondern eine Zuversicht, die hinschaut und Hoffnung vermittelt.“

Nach einer Vorstellung von über zwanzig Merkmalen christlicher Spiritualität blieb Zeit für eine Murmelrunde unter den Teilnehmenden und eine Plenumsdiskussion. Zwei weitere Vorträge sowie ein Nachdenken in Arbeitsgruppen über die Bedeutung des Gehörten für die alltägliche Praxis standen den Tag über weiter auf dem Programm.         

Der Studientag des Bischofs findet jährlich in der Fastenzeit statt und bietet Seelsorgerinnen und Seelsorgern die Gelegenheit, sich gegenseitig auszutauschen und über die eigenen Aufgaben zu reflektieren. Das diesjährige Thema sei bewusst gewählt worden, erklärte Dr. Rudolf Häselhoff, der als Leiter der Abteilung Fortbildung im Bistum Augsburg für die Organisation des Tages zuständig war. „Die gesellschaftliche Unsicherheit ist derzeit groß und da gilt es zu fragen, was der spezifische Beitrag von Christen in einer Gemeinschaft sein kann, die gerade nach Orientierung sucht.“ Die Vorträge würden den Teilnehmenden die Wirkweise der Spiritualität nahebringen, das Gehörte sei wie der Beipackzettel eines Medikaments, griff Häselhoff einen Vergleich aus der Medizin in seinen begrüßenden Worten auf.