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Aus den Pfarreien

Dem Guten in der Welt Raum schaffen

18.11.2023

Die Entstehungsgeschichte ist nicht ganz klar, aber vermutlich haben die Bauern des früheren "Unteren Dorfes" in Bobingen die Kapelle selbstständig gebaut, um ein eigenes Gotteshaus zu haben - und das 1523, mitten in der Reformationszeit. 500 Jahre später hat Bischof Dr. Bertram Meier an diesem Samstag in St. Wolfgang und Wendelin einen festlichen Jubiläumsgottesdienst gefeiert. Er rief die Gläubigen auf, "dem Guten in der Welt Raum zu schaffen" - so, wie es die Erbauer der Kapelle getan hatten.

Bischof Bertram erinnerte an den heiligen Wolfgang, der vom Augsburger Bischof Ulrich zum Priester geweiht worden war und wie dieser, so der Bischof, sich selbst nicht so wichtig genommen, sondern alle Aufmerksamkeit zu Gott hin gelenkt habe: "Ulrich und Wolfgang waren 'aus der Zeit gefallen', weil sie ernst machten mit dem Anspruch des Evangeliums: Was sie in Gebet und Meditation, im Studium der Schrift und in der liturgischen Praxis an Gnaden erfahren hatten, das gaben sie weiter, getrieben von dem Auftrag Christi, nicht nachzulassen und alles von der Kraft Gottes zu erwarten."

Das Glaube und Leben zusammengehörten, sagte der Bischof, sei auch den Vorfahren der Bobinger bewusst gewesen: "Deshalb nahmen sie ein Stück ihres Grundbesitzes und schenkten diesen Ort dem Herrgott zurück, in dem sie hier eine Kapelle weihten. Vermutlich gab es schon vor 1523, dem frühesten bezeugten Datum für einen Kirchenbau, eine Stätte des Gebetes, wie sie an zahllosen Orten in Bayern oft aus einem Bildstock oder einem Marterl entstanden sind. In unserer aufgeregten Zeit ist es besonders tröstlich und heilsam, hier zur Ruhe zu kommen, das Leben Jesu und seiner Heiligen zu betrachten, vor der Pietá oder dem Heiland auf der Rast sein Herz auszuschütten und sich für die Gnade zu öffnen."

Predigt anlässlich 500 Jahre St

Die Kapelle St. Wolfgang und Wendelin ist zuletzt 2014 renoviert worden.

Ulrich, Wolfgang und Wendelin, so der Bischof, seien treue Arbeiter für das Reich Gottes gewesen, die nicht sich selbst, sondern Gottes Liebe verkündet hätten: "Eifern wir ihnen nach, an dem Ort und in der Situation, in die Gott uns gestellt hat, damit auch die nächsten 500 Jahre hier vertrauensvoll Gebete zum Himmel steigen und Menschenherzen Ruhe und Kraft finden."

Die St. Wolfgang- und Wendelinkapelle war übrigens schon elf Jahre nach Ihrem Bau 1523 wieder profaniert und als Holzlager benutzt worden. Erst 1596 wurde der Bau wieder seiner ursprünglichen Bedeutung zugeführt. 1680 wurde die Kapelle barockisiert. 1693 sind zwei große Gemälde im Chor entstanden. Sie zeigen die Kirchenpatrone Wolfgang und Wendelin mit Szenen aus ihrem Leben. Die spätgotische Kapelle mit barockem Dachreiter liegt auf einem kleinen Hügel und bildete das Zentrum des Unteren Dorfes mit Schmiede, Gaststätte und Bauernhäusern. Der Charakter der Kapelle spiegelt ein würdiges Zeugnis bäuerlicher Kultur. Ständige Renovierungsarbeiten – zuletzt 1936, 1991 und 2014 – zeigen die großen Bemühungen um die Erhaltung der das Untere Dorf prägenden Kapelle und führten zur heutigen Gestaltung.